Kurz vor der Wahl kochen die Emotionen hoch – auch bei einem Benefizfest. Weil Kiwanis-Präsident Zoltán Bagaméry dazu aufruft, „nicht ins Blaue“ zu wählen, verlassen zwei Besucher wütend Strotmanns Magic Lounge. Gesammelt wird für benachteiligte Kinder.
Selbst ein außergewöhnlicher Magier wie Thorsten Strotmann kann die perfekte Welt nicht herbeizaubern. Aber mit seinem anderthalbstündigen Auftritt ohne Gage vor 200 Gästen hilft er am Mittwochabend mit, dass die Welt ein kleines bisschen besser wird. Der Charity-Event in seinem Theater im Römerkastell bringt 18 600 Euro für den Kiwanis-Club in Stuttgart, der damit Gutes tut.
Zoltán Bagaméry berichtet, wie er in Kontakt mit sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen kommt. Behörden nennen aus Datenschutzgründen keine Namen und Adressen. Der Kiwanis-Präsident brachte also ein Plakat in einem Tafelladen an, auf dem zu lesen war, dass sich junge Menschen zum kostenlosen Schwimmunterricht anmelden könnten. „Innerhalb kurzer Zeit hatten wir etwa 60 Nachfragen“, sagt er.
Der Kiwanis-Club will dort helfen, wo staatliche Hilfen fehlen. Beim Charity-Event in Strotmanns Magic Lounge im Römerkastell zahlen die Gäste jeweils 89 Euro, dafür gibt es Essen und Getränke, von Sponsoren wie Wasenwirt Marcel Benz gestiftet, sowie die Show des Hausherrn Thorsten Strotmann. Sehr viele Menschen spenden mehr, als auf dem Ticket steht.
Was es aus Sicht des Kiwanis-Präsidenten bei der Wahl zu beachten gilt
Zur Begrüßung spricht unter anderem Kabarettist Christoph Sonntag, der Spenden für seine „Stiphtung“ beispielsweise für Demokratiekurse für junge Menschen nutzt. „Vor Jahren hätten wir nicht gedacht, dass dies einmal nötig sein wird“, sagt er. Durch das Erstarken rechtsextremer Kräfte in Deutschland sieht er die Demokratie gefährdet.
Auch Bagaméry spricht in seiner Begrüßung das zentrale Thema dieser Tage an. Eine Wahlempfehlung gibt er nicht, ruft aber dazu auf, unbedingt wählen zu gehen. Dabei gelte es, drei Punkte zu beachten, sagt er: „Punkt eins ist, man sollte nicht ins Blaue wählen. Punkt zwei: Nicht wählen, wenn man blau ist. Und Punkt drei: Niemanden wählen, der blau ist.“ Blau ist die Farbe der AfD.
Etliche Stadtpromis feiern mit
Der Beifall der etwa 200 Gäste, darunter der frühere VfB-Torwart Timo Hildebrand, die Autorin Chris Grünberger, der Unternehmer Jens Caspar und Modedesigner Tobias Siewert, ist stark. Zwei Gäste verlassen demonstrativ und verärgert das Theater. „Eine Veranstaltung, bei der für Kinder gesammelt wird, darf nicht für ideologisches Gedankengut verwendet werden“, sagt der Besucher, der gespendet hat, aber noch vor Beginn der Show nach Hause eilt.
Als Christoph Sonntag vom wütenden Abgang zweier Gäste hört, sagt er: „Dann haben wir ja alles richtig gemacht!“ Bei der Bundestagswahl müsse man die Demokratie stärken, findet er. Der Kabarettist begrüßt es, dass der Präsident von Kiwanis Stuttgart klare Kante gegen die AfD gezeigt habe.
Mit Charme, Witz und etlichen Überraschungsmomenten begeistert Magier Thorsten Strotmann die Gäste des Benefiz-Fests – und zwar „hautnah“, so auch der Names seines Programms. Im Close-Up-Theater sitzt das Publikum fast in Greifweite zum Künstler. Diese in Deutschland und vielleicht sogar in Europa einzigartige Mini-Bühne ist so erfolgreich, weil der Chef, ein früherer BWL-Student, von Geld und Kunst gleichermaßen etwas versteht. Der 52-Jährige ist nicht nur ein verblüffender Magier, sondern auch ein hervorragender Entertainer.