Der Chef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, hat dazu aufgerufen, Todesfälle durch Corona-Infektionen in gewissem Maße hinzunehmen.

Berlin - „Das ist alles nicht schön, aber in der Realität ist es nun einmal so“, sagte Hüther am Mittwoch dem Sender n-tv. Hüther wandte sich für die Zukunft gegen an Inzidenzwerten festgemachte Schließungen von Unternehmen, von denen viele im Lockdown keine Perspektive hätten.

 

„Wir müssen uns gesellschaftlich darauf einrichten, dass mit Impfung und allen anderen Maßnahmen es auch künftig eine Virus-Bedrohung gibt und auch Virus-Sterblichkeit gibt“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler. Schließlich würden auch andere Gefährdungen von der Gesellschaft hingenommen, „das muss auch hier möglich sein“. Andernfalls werde es im Herbst oder Winter immer wieder Debatten über Schließungen geben.

Gegen Stufenpläne für eine Wiederöffnung von Betrieben

Hüther verwies auf das hohe Alter der meisten Corona-Toten, von denen knapp 90 Prozent 70 Jahre oder älter seien. Diese Todesfälle seien auch durch die bisherige Lockdown-Politik nicht verhindert worden, denn es sei versäumt worden, eine Schutzstrategie für Alten- und Pflegeheime zu entwickeln. Die bisherigen Einschränkungen in der Pandemie hätten lediglich „eine weitere Ausbreitung verhindert“.

Der IW-Chef wandte sich auch gegen Stufenpläne für eine Wiederöffnung von Betrieben, orientiert an bestimmten Kriterien wie Inzidenzwerten. „Stufenpläne haben immer auch eine Schließungsperspektive, wenn man meint, man hätte feste Indikatoren“, kritisierte er. Abgesehen von der Belastung der Intensivkapazitäten habe man aber keine solchen festen Indikatoren. Positiv äußerte sich Hüther zu Plänen für mehr Schnelltests. Sinnvoll sei zudem eine Hotspot-Strategie gegen massive Corona-Ausbrüche.