BMW hat sich für die Zukunft personell neu aufgestellt und damit gleich mehrere Probleme auf einen Schlag gelöst, meint der StZ-Wirtschaftschef Michael Heller.

Stuttgart - Der Überraschungscoup ist den Verantwortlichen bei BMW gelungen. Lange bevor die Diskussion über einen Nachfolger für den Vorstandsvorsitzenden Norbert Reithofer beginnen konnte, Kreise zu ziehen, haben die Eignerfamilie Quandt und der Aufsichtsrat Fakten geschaffen. Ob Reithofer, der im Mai nächsten Jahres 59 Jahre alt wird, dann schon reif für den Ruhestand ist, sei dahingestellt. Aber es wird sich kaum um eine Entscheidung handeln, die gegen Reithofers Votum gefallen ist: Wer aus dem Amt gedrängt werden musste, kommt nicht als Aufsichtsratsvorsitzender in Frage.

 

BMW hat mit seinen Personalentscheidungen nun gleich mehrere Probleme auf einen Schlag gelöst. Mit dem künftigen Aufsichtsratschef Reithofer und dem neuen Vorstandsvorsitzenden Harald Krüger haben die Bayern eine Führung, die womöglich für die nächsten zehn Jahre Stabilität verspricht. Und dass Herbert Diess, der sich auch Hoffnung auf die Topposition im BMW-Vorstand machen konnte, das Unternehmen verlässt – ausgestattet mit einem durchaus reputierlichen Job in Wolfsburg – rundet die Sache ab.

Dem großen Konkurrenten von BMW, dem Daimler-Konzern, steht solch eine Weichenstellung erst noch bevor. Der Staub, den die Vertragsverlängerung von Vorstandschef Dieter Zetsche vor knapp zwei Jahren aufgewirbelt hat, ist wieder auf dem Boden angekommen, hat sich also gelegt. Aber bis in einem Jahr steht schon wieder die Entscheidung an: Zetsche oder jemand anderes? Zetsches Vertrag läuft noch bis Dezember 2016, mithin gar nicht so viel länger als der Reithofers bei BMW (mutmaßlich September 2016).

Jetzt zeigt sich, was schon im Februar 2013 zu vermuten war: dass der Drei-Jahres-Vertrag für den Chef Daimler zu wenig Zeit gibt, die Weichen für die Zeit danach zu stellen. Zetsche wird bereits ein halbes Jahr nach dem Ende des aktuellen Vertrags seinen 64. Geburtstag feiern. Ein neuer Vertrag, auch wenn er dann nur kurz laufen würde, wäre auf jeden Fall ungewöhnlich.