Ein Untersuchungsbericht zur verheerenden Explosion im chinesischen Tianjin prangert die illegale Lagerung von Chemikalien an. Auch werden Strafen gefordert. Mangelnde Aufsicht oder Vetternwirtschaft werden nicht öffentlich thematisiert.

Peking - Fünf Monate nach der großen Explosionskatastrophe in der chinesischen Hafenstadt Tianjin sollen 123 Personen bestraft werden. Das empfiehlt ein Untersuchungsbericht der Regierung, der am Freitag in Peking vorgestellt wurde. Das Unglück mit 165 Toten habe einen direkten wirtschaftlichen Gesamtschaden von 6,87 Milliarden Yuan, umgerechnet heute 934 Millionen Euro, ausgelöst, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Unter den Toten waren 99 Feuerwehrleute. Acht Menschen werden bis heute vermisst.

 

In einem Chemikalienlager im Hafen der unweit von Peking gelegenen Metropole war am 12. August ein Feuer ausgebrochen, das zu einer heftigen Explosion führte, die selbst in einem kilometerweiten Umkreis noch Schäden anrichtete. Laut Untersuchungsbericht sei es zu der Katastrophe gekommen, weil sich unsachgemäß und illegal gelagerte Gefahrenstoffe entzündet hätten.

Auch hohe Beamte stehen am Pranger

Unter den 123 Personen, die bestraft werden sollen, seien fünf hohe Beamte auf Ministerebene. 49 unterlägen bereits „Zwangsmaßnahmen“, schrieb Xinhua. Damit ist meist Haft oder Hausarrest gemeint. 74 sollen durch die Disziplinkommission der Partei getadelt werden.

In heißem Wetter sei das Feuer in einem Container durch eine Selbstentzündung von Chemikalien bei der Verdampfung von Feuchthaltemitteln ausgelöst worden, hieß es. Der Brand habe sich ausgebreitet und andere Chemikalien wie Ammoniumnitrat entzündet. Bei den gigantischen Explosionen seien 304 Gebäude beschädigt worden, ebenso 12 428 Autos und 7533 Container.

Das Unternehmen Tianjin Ruihai Logistik habe illegalerweise das Gefahrgutlager aufgebaut und betrieben. Die Sicherheitsmaßnahmen seien unangemessen gewesen.

Die staatliche Nachrichtenagentur ging in ihrem Bericht über die Ermittlungsergebnisse allerdings nicht darauf ein, ob örtliche Behörden möglicherweise ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen sind, wie Kritiker nach dem Unglück bemängelt hatten.