Der Wirkstoff Triclosan ist in vielen Kosmetikprodukten enthalten. Mittlerweile mehren sich die Hinweise, dass die Substanz gesundheitsschädlich sein könnte: Einerseits könnte Triclosan die Bildung von Resistenzen bei Bakterien fördern. Andererseits könnte Triclosan das Wachstum eines Tumors unterstützen.

Stuttgart - Triclosan findet man beispielsweise in Zahnpasta, Duschgels oder Haushaltsreinigern. Zudem wird Triclosan im medizinischen Bereich eingesetzt, um Bakterien auf Oberflächen abzutöten“, sagt Christiane Manthey von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Kein Wunder, dass diese Substanz auch in der Muttermilch, im Urin und in Gewässern zu finden ist.

 

Da liegt die Frage nahe, wie gefährlich diese Substanz für den Menschen ist. Triclosan kann in niedrigerer Konzentrationen bakteriostatisch wirken, dies bedeutet, es hemmt die Vermehrung der Bakterien. In höherer Konzentration kann es aber auch bakterizid sein, und damit die Bakterien töten. In vielen Produkten wird Triclosan aber nur in niedrigen Konzentrationen eingesetzt, damit keine Grenzwerte überschritten werden. „In Kosmetikprodukten wie Zahnpasta oder Duschgel sind Triclosanmengen bis zu 0,3 Prozent erlaubt, in Mundwasser bis 0,2 Prozent“, berichtet Manthey. Doch genau bei diesen niedrigen Dosierungen droht die Resistenzbildung der Bakterien. „Problematisch ist, dass diese Resistenzbildung auch auf Antibiotika übergreifen kann, weil ähnliche Zielproteine angesprochen werden. Dadurch werden Antibiotika wirkungslos. Deshalb sollte Triclosan vom Markt genommen und nur noch zu medizinischen Zwecken verwendet werden“, sagt Annegret Blume, Geschäftsführerin der Kommission für Kosmetische Mittel beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Abgesehen davon sah das BfR Triclosan bisher aber als nicht gefährlich an, weil es in Kosmetika nur in Konzentrationen enthalten ist, die ungefährlich zu sein scheinen.

Triclosan fördert das Wachstum von Krebszellen

Die bisherige Einschätzung des Triclosans durch das BfR könnte sich nun ändern. Eine Studie von Forschern der Universität von Kalifornien kommt zu dem Ergebnis, dass Triclosan als Tumorpromotor bei Leberkrebs funktionieren kann: „Triclosan verursacht den Krebs nicht, sondern begünstigt sein Wachstum und seine Ausbreitung. Es fördert zudem die Bildung neuer Blutgefäße im Tumor für dessen bessere Sauerstoffversorgung“, sagt Blume. Die Studie sei gut gemacht, die Tierzahl groß genug und der beobachtete Effekt sei ziemlich deutlich. „Das sind ernst zu nehmende Daten, ein bedenkenswerter Effekt“, so die BfR-Expertin. Und die Studie könnte Folgen für die Risiko-Einschätzung haben. „Die molekularen Mechanismen über die Triclosan in Mäusen als Tumorpromotor agiert, sind prinzipiell auch beim Menschen vorhanden“, so Blume. Aber die Dosis ab der Triclosan tumorfördernd wirkt, ist derzeit noch nicht bekannt. Forscher warnen davor, dass Triclosan beim Menschen toxisch für die Leber sein kann, vor allem, wenn weitere Stoffe aufgenommen werden, die ähnlich wie Triclosan wirken.

Seit Oktober 2014 darf Triclosan nur noch Kosmetika wie etwa Duschgels und Shampoos beigemischt werden, die nur kurz auf der Haut bleiben. Für Triclosan-haltige Textilien wird es ab Mai 2015 ein Verbot geben. Ab 2017 dürfen dann auch keine behandelten Textilien mehr importiert werden und ab Ende April 2015 dürfen Triclosan-haltige Haushaltsreiniger nicht mehr auf den Markt. Einer der Autoren fordert, Triclosan doch wenigstens überall dort zu entfernen, wo es wenig Nutzen hat, aber insgesamt in großen Mengen in die Umwelt gelangt. Ein Beispiel ist flüssige Handseife. Der US-Bundesstaat Minnesota hat auch bereits gehandelt. Triclosan ist dort ab 2017 verboten. Saudi-Arabien hat Triclosan aus Kosmetik verbannt und europaweit darf die Substanz in der Lebensmittelbranche, auf Scheidebrettern, Transportbändern oder in Folien nicht mehr eingesetzt werden.