Eine chemische Reaktion mit Wühlmaus-Gift verletzt in Kaisersbach 13 Menschen. In vielen Haushalten schlummern alltägliche Stoffe, die zur Gefahr werden können.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Ein vermeintlicher Containerbrand, der sich als chemische Reaktion entpuppte, hat am Donnerstagabend in Kaisersbach mehrere Feuerwehrleute leicht verletzt. Laut bisherigen Erkenntnissen der Polizei war es zu einer Reaktion von Nässe und einer Dose mit Calciumphosphit gekommen – das Mittel, das früher als Wirkstoff in Wühlmaus-Gift eingesetzt wurde, setzte giftige Dämpfe frei. Der Fall macht einmal mehr deutlich: In vielen Haushalten schlummern Substanzen, die richtig gefährlich werden können, wenn sie falsch verwendet, gelagert oder entsorgt werden.

 

Wühlmaus-Gift lässt giftiges Gas entstehen

Diese Substanz findet nicht nur in Düngemitteln, sondern früher auch als Wühlmaus- und Maulwurfs-Gift Verwendung. Dafür wurde die Chemikalie in die Gänge der Tiere eingebracht. Bei Kontakt mit Feuchtigkeit wird Monophosphan, ein giftiges Gas, freigesetzt. Dieses hat einen äußerst unangenehmen Geruch, der an Knoblauch erinnert.

Zumindest für Kleinsäuger ist dieses tödlich: „In die Gangsysteme der Schädlinge eingebrachtes Gift setzt bei Kontakt mit Wasser Phosphan frei und jegliches Leben wird zerstört“, heißt es auf einer Webseite der Georg-August-Universität Göttingen. Offensichtlich ist das Phosphan auch für Menschen schädlich, wie der Fall aus Kaisersbach zeigt.

Leinöl kann im wahrsten Wortsinn brandgefährlich sein

Leinöl ist reich an Omega-3-Fettsäuren und nicht nur als Speiseöl für kalte Speisen und Soßen geeignet, sondern findet auch im Handwerk Verwendung. Seit Jahrhunderten wird es als Holzschutzmittel zur Imprägnierung von Fachwerk, Fenstern, Türen und Holzfassaden eingesetzt. Auch als Mittel zum Korrosionsschutz von Pfannen und Töpfen, bei Oldtimer-Autos oder in der Denkmalpflege ist es verbreitet.

Das Öl hat jedoch eine gefährliche Eigenschaft: Tränkt man Lappen oder Pinsel damit und lässt sie liegen, können sich diese selbst entzünden. Dies geschieht durch eine Reaktion mit Sauerstoff – besonders feuergefährlich ist die Verwendung einer Mischung mit Terpentinöl. Im Februar 2023 beispielsweise kam es durch Leinöl-Lappen zu einem Brand im Kreis Ludwigsburg, es entstand ein Schaden von 20 000 Euro. Es wird empfohlen, Tücher mit Leinöl in Schraubgläsern aufzubewahren und sie später auf feuerfesten Flächen zu trocknen.

Beim Mischen von Putzmitteln ist Vorsicht geboten

Auch die falsche Kombination von Putzmitteln kann schwere Folgen haben. Im Mai dieses Jahres musste ein Lebensmittelmarkt in Weinstadt geräumt werden, weil dort giftiges Chlorgas freigesetzt wurde. Verletzt wurde niemand, doch ein beträchtlicher Teil der kontaminierten Ware musste vernichtet werden. Die Polizei schätzte den Schaden damals auf 20 000 Euro.

Zur Bildung des Chlorgases kam es, weil ein 55 Jahre alter Mitarbeiter zwei Reinigungsmittel miteinander vermischt hatte und es zu einer chemischen Reaktion kam. Dies geschieht, wenn säurehaltiger Reiniger wie Essigreiniger oder Entkalker mit hypochloridhaltigem Reinigungsmittel gemischt wird, das oft als „Aktivchlor“ beworben wird. Chlorgas wurde im Ersten Weltkrieg als Chemiewaffe eingesetzt.

Chlor ist bekannt in seiner Funktion als Desinfektionsmittel von Schwimmbadwasser. Auch hier ist im Umgang Vorsicht geboten, immer wieder kommt es zu Unfällen. So trat erst Mitte März in einem Hallenbad bei Tuttlingen Chlorgas aus, sieben Grundschüler wurden verletzt. Im Juli 2023 führte ein defektes Messgerät im Murrhardter Freibad zum Austreten des Gases.