Nach einem tödlichen Verbrechen entlädt sich in der sächsischen Stadt Chemnitz der Hass gegen alles Fremde. Diese rassistische Hetze ist so barbarisch wie die Tat selbst, meint StZ-Autor Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - In Chemnitz ist ein verhängnisvolles Verbrechen geschehen. Das war der Zündfunke für eine Eskalation des Fremdenhasses – die nicht weniger schändlich ist. Wie es zu den tödlichen Messerstichen in der Nacht zum Sonntag kam, ist noch unklar. Darum muss sich in einem Rechtsstaat die Polizei kümmern, egal wer Opfer und wer der Tat verdächtig ist. In diesem Fall richtet sich der Verdacht gegen einen Syrer und einen Iraker. Wenn sie den beim Stadtfest erstochenen Mann tatsächlich auf dem Gewissen haben, wären sie für die Feindseligkeiten, die nun auflodern, mit verantwortlich.

 

Von niederen Instinkten getrieben

Die Nationalität der Tatverdächtigen rechtfertigt aber niemals eine rassistische Hetzjagd, wie sie sich am Sonntag dort zugetragen hat. Sie ist von niedersten Instinkten getrieben und veranschaulicht ein erschreckendes Verhetzungspotenzial, das in jener Ecke der Republik nicht zum ersten Mal explodiert. Selbstjustiz, nach der diese Leute gieren, ist nur eine Form der Barbarei.

Der rechte Mob scheint auf solche bedauerlichen Anlässe nur zu warten. Und das Echo von links außen verrät auch kein kultivierteres Denken. Für Ministerpräsident Kretschmer wird diese Spirale der Gewalt zu einer Bewährungsprobe in einer wegen der bevorstehenden Wahl ohnehin heiklen Zeit. Der Freistaat Sachsen agiert wieder einmal am Rande des Versagens.