Gerd Ihle aus Murrhardt im Rems-Murr-Kreis zieht Chilipflanzen heran – darunter die schärfste Sorte überhaupt. Seine Ernte verarbeitet er zu 15 verschiedenen Soßen, die schon reißenden Absatz finden.

Murrhardt - Noch sind es nur unscheinbare, grüne Pflänzchen, die in zwei großen Anzuchtschalen wachsen. Doch von Sommer an werden sie für Gerd Ihles Chilimanufaktur die Hauptzutat liefern. Denn im Frühjahr verwandelt sich der Hausgarten des Murrhardters in eine Chiliplantage. „120 Pflanzen habe ich vergangenes Jahr gesetzt“, erzählt Ihle. In den beiden Anzuchtschalen, die in einem Büroraum im Untergeschoss seines Hauses unter einer speziellen Pflanzenlampe stehen, gedeihen derzeit mehr als 250 Setzlinge. Ob sie alle Mitte Mai einen Platz im Freien finden werden, wird sich zeigen. Momentan steht Ihle nicht nur mit seiner Frau Kirstin Krack, einer ambitionierten Hobbygärtnerin, in Verhandlungen, um seine Anbaufläche vergrößern zu können, sondern auch mit einem Nachbarn.

 

Die Chilisoßen ohne künstliche Zusätze kommen gut an

Die Produkte seiner Manufaktur erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Dabei betreibt der 60-jährige Mechanikermeister diese lediglich nebenbei. Wie er darauf gekommen ist? „Ich mag scharfes Essen und daher habe ich einfach einmal ein paar Chilis im Garten gesetzt.“ Die Pflanzen brachten reichlich Ertrag, den der Hobbykoch zu Chilisoßen verarbeitete. Das ein oder andere Fläschchen davon verschenkte er an Freunde und Verwandte.

Durch deren Begeisterung angefixt, kam Ihle auf die Idee, seine Soßen probeweise zum Verkauf anzubieten. Den ersten Versuch wagte er 2018 auf dem kleinen Weihnachtsmarkt in seinem Wohnort, dem Murrhardter Weiler Siegelsberg. Nach ebenfalls positivem Feedback dort ging er einen Schritt weiter und bot seine Produkte auf Naturparkmärkten feil. „Das lief auch ganz gut.“ Vergangenes Jahr zog Ihle daher mit seinem Verkaufsstand auf die ersten etwas größeren Weihnachtsmärkte.

15 verschiedene Chilisoßen nach eigener Rezeptur hat Ihle dabei in seinem Sortiment – in unterschiedlichen Schärfegraden und Geschmacksrichtungen, von asiatisch bis mediterran. Dabei hat er sich ein eigenes Auszeichnungssystem erdacht. Ein bis sieben Sterne auf den Etiketten zeigen die verschiedenen Schärfestufen an. An die Sieben- und Sechs-Sterne-Soße trauen sich nur wenige heran: „Die sind schon recht sportlich.“

Gerd Ihle baut auch die schärfste Chilisorte der Welt an

Ganz Harte probierten sich jedoch am Stand auch schon einmal durch sämtliche 15 Sorten durch, berichtet Ihle, der anhand der Gesichtsausdrücke auch ohne Worte schnell merkt, wann Kunden ihre persönliche Schärfegrenze erreicht haben. „Da werden die Gesichter dann ganz rot bis hinter die Ohren.“ Für solche Fälle hat Ihle stets Brot zur Hand – auch zur Geschmacksneutralisation zwischen den Soßenproben.

Neben den Soßen hat der Murrhardter Chilifruchtmarmeladen und Chiliketchup im Angebot. Auch einen Chili-Wodka habe er schon einmal angesetzt. Letztlich gehe es ihm bei den Marktteilnahmen aber weniger um den Verkauf seiner Produkte, sagt Ihle. Es seien vielmehr die Garten- und Kochgespräche am Stand, die er schätze. Dabei gibt er gern den einen oder anderen Tipp, nur seine Rezepte, die verrät er nicht. Zwar steht auf seinen Soßen eine Zutatenliste. Aber Chili ist nicht gleich Chili: 16 verschiedene Sorten hat er für den diesjährigen Anbau im heimischen Garten ausgesät, neben den in seiner Chilimanufaktur bewährten auch neue. „Ich bin gerade am Gucken, welche Sorten hier besonders gut wachsen und Schärfe haben“, erklärt der Murrhardter.

Dabei erkennt er am Wuchs, welche der gesäten Sorten in welcher der Schalen gedeiht. „Vor allem die Kleinen da haben es in sich. Das sind Habaneros“, sagt Ihle und deutet auf die noch schmächtigsten der Pflänzchen. Darunter würden sich auch Setzlinge der Habanero Carolina Reaper befinden. Diese Chilisorte gilt derzeit als die Schärfste der Welt.

Achtung, scharf: Für die Verarbeitung wird Schutzkleidung empfohlen

Für ihre Verarbeitung wird im Internet dringend angeraten, Schutzkleidung zu tragen. Doch ohne Handschuhe macht sich Ihle generell nicht daran, seine scharfen Schätzchen in seiner eigens hierfür eingerichteten Küche zu verarbeiten. Erntefrisch, gewaschen und klein geschnitten friert er sie dazu erst einmal portionsweise ein, um sie später für seine Soßenkreationen verwenden zu können.

Ein Gutteil seiner Produktion nutzt Ihle für den Eigenbedarf. Dabei hat er selbst bei Restaurantbesuchen zum Nachwürzen immer eines seiner Soßenfläschchen mit dabei. In Murrhardter Lokalen brauche er dies mitunter aber gar nicht mehr hervorzuholen, da auf den Tischen bereits Soßen von ihm bereitstehen würden, berichtet Ihle mit Stolz darüber, dass zu seinen Kunden inzwischen auch Köche gehören.