Der Stuttgarter Autobauer will offenbar die Hälfte von Smart an seinen chinesischen Großaktionär Geely verkaufen. Autoexperte Stefan Reindl glaubt, dass die chinesische Beteiligung sinnvoll ist.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Stuttgart - Der Smart könnte bald chinesisch werden – zumindest zum Teil. Der Stuttgarter Autobauer Daimler plant offenbar, die Hälfte seiner Kleinwagenmarke Smart an den chinesischen Autobauer Geely zu verkaufen. Wie die „Financial Times“ berichtet, soll die offizielle Bekanntgabe noch vor der Autoshow in Shanghai im April stattfinden. Weder Daimler noch Geely wollten dazu eine Stellungnahme abgeben.

 

Nach Ansicht des Autoexperten Stefan Reindl, Chef des Instituts für Automobilwirtschaft (Ifa) in Geislingen/Steige, könnte das von Vorteil sein. Kleinwagen in Deutschland zu fertigen sei womöglich zu teuer, was wiederum zu hohen Preisen führe. „Insofern könnte die Beteiligung von Geely tatsächlich Sinn machen, wenn nämlich das Interesse des chinesischen Unternehmens dazu führt, Zulieferernetzwerke – insbesondere für den Elektroantrieb – zu nutzen, um die Kosten in der Beschaffung zu senken“, sagte Reindl unserer Zeitung. Darüber hinaus könnte der Absatz in China über die Zusammenarbeit mit Geely gestärkt werden.

China ist drittgrößter Absatzmarkt für Smart

Der Smart, der 1998 erstmals im Werk Hambach (Frankreich) vom Band lief, gilt als wirtschaftlich wenig erfolgreich und fährt Verluste ein. Im vergangenen Jahr wurden rund 128 000 Fahrzeuge verkauft, deutlich weniger als in den beiden Jahren zuvor. Im Vergleich zu 2017 bedeutet das ein Minus von 4,6 Prozent. Das ursprüngliche Absatzziel von jährlich 200 000 wurde nie erreicht. In Deutschland allerdings verkauft sich der Stadtflitzer besser – 2018 wurden 41 000 Einheiten ausgeliefert (plus 14 Prozent), auch in China ist der Smart beliebt. Im vergangenen Jahr wurde dort der zweitbeste Jahresabsatz (nach 2017) seit der Einführung des Kleinwagens in Fernost im Jahr 2009 erzielt. Damit war China nach Deutschland und Italien drittgrößter Absatzmarkt für den Smart mit über 21 000 verkauften Einheiten.

Ab 2020 soll der Smart laut Daimler die erste reine Elektromarke des Konzerns werden. „Der Transfer ins Elektrozeitalter war eher holprig“, sagt Reindl. Daimler verkaufte im vergangenen Jahr weniger als 15 000 Elektroversionen, Kunden müssen mitunter sehr lange warten, zudem gab es wohl Ärger mit dem Batterielieferanten.

Smart-Produktion in Hambach und Novo Mesto

Die Fertigung von Elektrofahrzeugen sei insgesamt teuer und bei Kleinwagen derzeit wenig profitabel oder gar verlustreich, sagt Autoexperte Reindl. Auch würden die Verbraucher die hohen Preise derzeit wohl nicht akzeptieren. Dennoch benötige Daimler E-Fahrzeuge auch im Kleinwagensegment. „Und an dieser Stelle könnte eine engere Zusammenarbeit mit Geely tatsächlich eine Chance darstellen, um auch preislich attraktive Elektro-Smarts anzubieten“, sagt Reindl. Für die CO2-Thematik bei Daimler spiele der Smart angesichts der niedrigen Stückzahlen allerdings eine untergeordnete Rolle. Um den Kohlenstoffdioxidausstoß über die gesamte Flotte zu reduzieren, hat Daimler die Elektrooffensive EQ gestartet, zu der alle elektrifizierten Varianten der Pkw-Sparte zählen.

Schon seit Wochen gibt es Spekulationen, dass Daimler einen Partner für Smart suche oder den Kleinwagen gemeinsam mit Geely bauen könnte. Ohne Partner wäre der Smart wohl gefährdet. Die aktuelle Partnerschaft mit Renault scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Daimler wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung dazu nicht äußern. Hilfe vom chinesischen Großaktionär Geely scheint daher nicht ganz abwegig. Einem Medienbericht zufolge will wohl auch der neue Daimler-Chef Ola Källenius Nägel mit Köpfen machen und noch dieses Jahr entscheiden, wie es mit dem Smart weitergeht. Offenbar hat die neue, seit September 2018 amtierende Smart-Chefin Katrin Adt den Auftrag, einen Partner in China zu suchen, um die Produktionskosten zu senken.

Der aktuelle Smart Fortwo wird in Hambach (Frankreich) gebaut und der Smart Forfour in Novo Mesto (Slowenien). Der Viersitzer, der 2014 auf den Markt kam, basiert auf dem Renault Twingo.