Der chinesische Borgward-Eigner Foton sucht Geldgeber für die deutsche Tochter Borgward. Einen möglichen Verkauf bezeichnet man bei Borgward in Stuttgart als reine Spekulation.

Stuttgart - Der chinesische Autobauer Foton sucht Geldgeber für seine Stuttgarter Tochter Borgward. Das Unternehmen hat in einer Börsen-Pflichtmitteilung angekündigt, dass es strategische Investoren für Borgward sucht. Ein Foton-Sprecher sagte der chinesischen Zeitung „Securities Daily“, dass viele Investoren bereits ihr Interesse signalisiert hätten, es gebe aber noch keine Entscheidung.

 

Zu den Interessenten gehört angeblich die südchinesische Immobilien- und Finanzgruppe Baoneng, die dem Milliardär Yao Zhenhua gehört, einem der reichsten Männer des Landes. Derzeit laufe die vertiefte Prüfung eines Einstiegs, es sei aber noch nicht klar, ob Baoneng eine Beteiligung erwerben oder Borgward ganz übernehmen wolle, schreibt das Finanzblatt und beruft sich dabei auf Unternehmenskreise. In Stuttgart wird die Möglichkeit eines Verkaufs dementiert. Das seien „reine Spekulationen“, sagte ein Firmensprecher, „wir sind aber offen für neue Investoren“. Foton wollte sich auf Anfrage nicht näher zum Stand der Dinge äußern.

Den einstigen Ruhm prägte vor allem die Borgward Isabella

Foton gehört zum Pekinger BAIC-Konzern und ist in erster Linie ein Lastwagenhersteller. Seit fünf Jahren hat Foton ein Gemeinschaftsunternehmen mit Daimler, das schwere Lastwagen der Marke Auman für den chinesischen Markt produziert. Foton selbst produziert leichte Lastwagen sowie Geländewagen und Pick-ups. Vor einigen Jahren engagierte sich Foton als Geldgeber beim Revival der ehemaligen deutschen Kultmarke, die von Christian Borgward, dem Enkel des Firmengründers Carl F. W. Borgward, sowie dem ehemaligen Daimler-Pressesprecher und Berater Karlheinz Knöss vorangetrieben wurde. Den einstigen Ruhm der Marke prägte vor allem die legendäre sportliche Limousine Isabella, die in den fünfziger Jahren der Traumwagen vieler Bundesbürger war. Allerdings ging Borgward bereits Anfang der sechziger Jahre pleite.

Die Borgward AG ist heute eine hundertprozentige Foton-Tochter. Seit rund einem Jahr produziert das Unternehmen in einer Fabrik in Peking Geländewagen, deren Design allerdings nichts mit der früheren Isabella gemeinsam hat. Auf der Frankfurter Autoschau IAA präsentierte das Unternehmen zuletzt eine futuristisch angehauchte, sportliche Fahrzeugstudie, mit der signalisiert werden sollte, dass die Neuauflage der Marke mit der Raute keineswegs nur Geländewagen verkaufen will.

Der Aufbau in Deutschland gerät zur Hängepartie

Von den bisherigen beiden Geländewagenmodellen wurden nach der Pflichtmitteilung von Foton bisher 65 000 Fahrzeuge verkauft. Borgward habe „viel Aufmerksamkeit von chinesischen und ausländischen Autoherstellern und von strategischen Investoren auf dem Kapitalmarkt“ auf sich gezogen, heißt es in der Mitteilung. Spätestens Ende Dezember dieses Jahres sollten auch die ersten Geländewagen von Borgward in Deutschland verkauft werden. Der Vorstandschef Ulrich Walker – ein ehemaliger Daimler-Manager – kündigte in einem Gespräch mit dieser Zeitung auf der IAA an, dass Borgward zunächst mit einer limitierten Edition von 1000 Geländewagen im Neuwagen-Onlineshop des Autovermieters Sixt an den Start gehen wolle. „Aufgrund der ständigen Nachfrage unserer Kunden, aber auch um unsere Marke und unsere Produkte sichtbar zu machen, haben wir uns entschlossen, zunächst mit der Benzinversion des BX7 und des BX5 auf den Markt zu kommen“, kündigte Walker im September an.

In der Branche hatte dies viel Aufmerksamkeit erregt, weil der Verkauf von Autos über das Internet derzeit ein großes Thema ist. „Jeder Hersteller wird beobachten, wie der Online-Handel von Borgward läuft“, sagte etwa Willi Diez, der Leiter des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen vor zwei Monaten bei der Vorstellung einer Studie zum digitalen Wandel im Automobilhandel.

China nimmt Auslandsinvestitionen genauer unter die Lupe

Die Wettbewerber müssen sich nun wohl noch etwas gedulden. „Derzeit gibt es noch keinen genauen Termin für den Start des Vertriebs von Borgward-Modellen über sixt-neuwagen.de“, berichtet ein Sixt-Sprecher. Auch die beabsichtigte Kooperation mit der Werkstattkette ATU, die Wartung und Reparaturen für die Marke übernehmen soll, ist trotz langer Verhandlungen noch nicht in trockenen Tüchern.

Das in Stuttgart geplante „Brand Experience Center“, das im Dezember seine Türen öffnen sollte, wird auch erst später fertig. Hier will sich die Marke präsentieren, Kunden sollen darin auch Autos kaufen und Testfahrten vereinbaren können.

Verzögerungen gibt es zudem beim Aufbau einer Montage in Bremen, wo früher die Fabrik von Borgward stand. Eigentlich sollte der Kauf eines Grundstücks noch in diesem Jahr besiegelt werden. Ein Unternehmenssprecher begründet die Hängepartie damit, dass der chinesische Staat Auslandsinvestitionen seit einiger Zeit genauer unter die Lupe nimmt und die Genehmigung deshalb länger dauert.