In der Coronapandemie wächst die Zahl der Fördertöpfe für freie darstellende Künstler. Zum Teil schließen sich die Maßnahmen aber gegenseitig aus. Das bereitet nun der Stuttgarter Choreografin Smadar Goshen Probleme.

Stadtleben/Stadtkultur/Fildern : Andrea Kachelrieß (ak)

Stuttgart - Finanzierungsanträge zu schreiben gehört heute zum Alltag freier Bühnenkünstler. Auch die israelische Choreografin Smadar Goshen, die seit knapp zwei Jahren die freie Stuttgarter Tanzszene bereichert, hat viele Formulare ausgefüllt, um ihr nächstes Stück zu finanzieren. „Hoomans“ soll es heißen und, so die Künstlerin, „in der aktuellen Zeit neue Zugänge zu Intimität eröffnen“. Mit dabei als Tänzer ist auch Theophilus Vesely von Gauthier Dance, mit dem Smadar Goshen ein Solo für „The Dying Swans Project“ erarbeitet hat.

 

Doch bevor Smadar Goshen sich ungeteilt um die Vielfalt und die subtilen Unterschiede zwischen Menschen künstlerisch kümmern darf, muss sie sich mit den Unterschieden und Überschneidungen deutscher Fördertöpfe auseinandersetzen. In der Coronapandemie ist die Zahl der Fördertöpfe für freie darstellende Künstler zwar gewachsen; zum Teil schließen sich die Maßnahmen aber gegenseitig aus. Das bereitet nun Smadar Goshen Probleme. Kurzfristig wurden ihr zugesagte Mittel in Höhe von 7000 Euro wieder gestrichen, da zwei Zusagen miteinander kollidieren: Die aus dem Topf des Nationalen Performance-Netzes zugesagten Mittel schließen eine Förderung aus dem „#Take-Action“-Paket aus, mit dem freie darstellende Künstler in Zeiten der Coronapandemie im Rahmen von „Neustart Kultur“ unterstützt werden sollen.

Smadar Goshen will 6400 Euro sammeln

„Wir hatten leider missverständliche Informationen erhalten“, sagt Smadar Goshen. „Hätten wir die Anträge und das Kleingedruckte dreimal gechecked, hätten wir das vielleicht vorab feststellen können.“ Die Choreografin plant nun als Notlösung, die Besetzung ihres „Hoomans“-Projekts von sechs auf vier Tänzer zu verkleinern. Eigentlich will sie die Zusage an alle Tänzer aber aufrecht erhalten. Und da gerade in Coronazeiten die Hoffnung zuletzt stirbt, hat sie nun eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um ihr Stück in vollem Umfang realisieren zu können. Schließlich geht es in ihrem Projekt um Nähe und die Möglichkeit der Begegnung in einem coronakonformen Setting der Distanz.

Bei rund 2300 Euro steht die bis 27. Mai laufende Kampagne derzeit, 6400 Euro sind das Ziel. Signierte Plakate, eine Lehrstunde bei der zertifizierten Gaga-Lehrerin Smadar Goshen, Probenbesuche, der Spendername als Dank auf dem Programmheft: Mit allerlei Gutscheinen und Gaben bedankt sich die Choreografin bei möglichen Spendern.