„Wenn heut’ etwas fremd klingt, dann wundern Sie sich net, des g’hert so“, meint der Pfarrer Markus Eckert. Der Grund für die ungewohnten Klänge: Das interreligiöse Chorprojekt Trimum.

Welzheim - Für die Gottesdienstbesucher der Welzheimer Sankt-Gallus-Kirche hat es am Sonntag eine ungewöhnliche Begegnung gegeben: Statt der Orgel waren gegen Ende des Gottesdienstes orientalische Klänge zu hören. „Wenn heut’ etwas fremd klingt, dann wundern Sie sich net, des g’hert so“, hatte der Pfarrer Markus Eckert angekündigt. In einer der ersten Bankreihen saßen drei Frauen mit Kopftüchern. Eine davon, Ermia, begann auf Arabisch zu singen. Es war, wie erst später aufgelöst wurde, ein Gesang, der Johannes dem Täufer gewidmet ist, einem guten Bekannten der christlichen Überlieferung.

 

Solche bereichernde Irritationen hat das Chorprojekt „Trimum“ ermöglicht, das am Wochenende in Welzheim gastiert hat. Erst mit Gesängen beim morgendlichen Gottesdienst, dann mit einem Workshop und abends mit einem Konzert in der Kirche. Die Begegnungen unter den Weltreligionen ist für das seit vier Jahren bestehende Projekt selbstverständlich. Der Welzheimer Trimum-Auftritt war gut besucht - insgesamt 150 Menschen kamen zum Workshop, etwa 120 zum Konzert.

Musik, Spaß und Freundschaften

„Wir sind längst über den Punkt hinaus, dass wir darüber staunen, dass hier Christen, Juden und Muslime zusammenarbeiten“, sagt Bernhard König, der Trimum leitet. „Das ist selbstverständlich“, sagt König, man präge mit Trimum ein ganz eigenes Bild, habe Spaß miteinander und schließe Freundschaften. Und auch für Assaf Levitin, dem Opernsänger und jüdischen Kantor, der die Proben mit leitete, steht nicht die Politik im Vordergrund: „Wir treffen uns auf einer persönlichen Ebene.“

In Welzheim gab es am Wochenende die Besonderheit, dass viele Flüchtlingsfamilien aus der Umgebung ebenfalls zu den Proben kamen, darunter viele Kinder, die ebenfalls einbezogen wurden. Immer mehr Stühle mussten bei der Probe in den großen Saal des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses getragen werden. Keiner hatte mit diesem Ansturm gerechnet. Das sei einerseits eine große Bereicherung gewesen, anderseits seien die Proben auch etwas anders verlaufen, wie man das von dem Trimum-Auftritten etwa beim evangelischen Kirchentag kenne, sagt die Winterbacher Pfarrerin Silke Stürmer, die als Teilnehmerin bei dem Projekt mit dabei war. Den Lohn sei das gute Gemeinschaftsgefühl gewesen. Etliche der Flüchtlinge hätten sich für die Teilnahme an dem Workshop bedankt.

Freundlichkeit und Offenheit können bleiben

„In einer Großstadt verläuft sich so ein Projekt schnell wieder“, sagt der Leiter von Trimum, Bernhard König. Die Hoffnung für kleinere Orte wie Welzheim sei, dass Freundlichkeit und Offenheit unter den Menschen bleiben könnten, weil man sich kennenlerne und immer wieder sehe. „Hier kann Trimum Spuren hinterlassen.“