Er hat es 2005 schon einmal getan, im Februar 2016 kehrt der bissige Komiker Chris Rock auf die Oscar-Bühne als Moderator zurück. Bringt Rock frischen Wind in die Show?

Los Angeles - Ungewöhnlich zahm verkündete der gewöhnlich bissige US-Komiker Chris Rock sein Oscar-Comeback. „Schaut, wer zurück ist“, ließ der 50-Jährige am Mittwoch seine Fans auf Twitter wissen. Er wird ein „phänomenaler“ Gastgeber sein, prophezeiten zuvor die Show-Produzenten David Hill und Reginald Hudlin. Damit beendete die Oscar-Akademie das Rätselraten um die Nachfolge von Neil Patrick Harris (42, „How I Met Your Mother“).

 

Der hatte nach seinem Oscar-Debüt im vergangenen Frühjahr schnell den Hut gezogen. Er wisse nicht, ob er und seine Familie das noch einmal verkraften würden. „Es ist ein Biest“, hatte er damals über die Aufgabe gesagt, die sehr viel Zeit, Vorbereitung und Nerven kosten würde. Über seinen Nachfolger twitterte er am Mittwoch: „Ausgezeichnete Wahl. Er wird fantastisch sein“.

Bereits 2005 mit bissigen Sprüchen aufgefallen

Also reichlich Vorschusslorbeeren für den Afroamerikaner Rock, der schon 2005 mit frecher Klappe zum Gala-Moderator avancierte. Das sei doch bloß eine „Modenshow“ mit „idiotischen“ Preisen, frotzelte er damals und gab unverblümt zu, er habe sich Hollywoods größtes Trophäen-Spektakel noch nie angeschaut.

Die Angst vor seinen bissigen Seitenhieben war berechtigt. Witzbold Rock machte sich in der Oscar-Nacht über Hollywoodstars wie Jude Law und Nicole Kidman und über das Filmgeschäft lustig. Er heizte zudem mit einer scharfen Anti-Bush-Tirade ein.

Hohe Einschaltquoten

Die Kritiken fielen gemischt aus, doch die Einschaltquoten stimmten. Rock lockte mehr als 42 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm. Harris brachte es im vorigen Februar nur auf knapp 37 Millionen.

Der Oscar-Akademie gehören über 6000 Mitglieder an, überwiegend männlich, die meisten fortgeschrittenen Alters. Gegen den Ruf, ein Club für alte weiße Männer zu sein, kämpft die Organisation schon lange an. Nicht immer mit Erfolg. Zwar wählte sie mit Cheryl Boone Isaacs eine Afroamerikanerin zur Vorsitzenden, doch schaffte es bei der Oscar-Show im vergangenen Jahr kein Schwarzer unter die 20 Anwärter für die Haupt- und Nebenrollenpreise. Guter Grund zum Lästern, erst Recht für einen schwarzen Moderator.

Rock ist Multitalent

Rock lässt sich ungern den Mund verbieten. Der in Brooklyn unter einem strengen Vater aufgewachsene Schulabbrecher zog mit seinem frechen Mundwerk schon früh über Bühnen und durch Clubs. Nach Auftritten in der Satire-Sendung „Saturday Night Live“ wurde er von seinem Idol Eddy Murphy entdeckt, der ihm 1987 in „Beverly Hills Cop 2“ den ersten Filmauftritt verschaffte. Nach „Nurse Betty“ und der Actionkomödie „Bad Company“ gab Rock mit der Politsatire „Head of State“ in 2003 sein Regiedebüt.

Er moderierte die MTV-Awards, gewann Emmys und Grammys, schrieb ein Bestseller-Buch und hat auch schon einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

Zuletzt lieferte er mit der derben Komödie „Top Five“ einen zynischen Blick hinter die Fassaden des Showbiz, eine Darstellung des Lebens als schwarzer Entertainer. Er spielt in „Top Five“ nicht nur die Hauptfigur, den Komiker Andre Allen, sondern schrieb auch das Drehbuch und führte Regie.

Mit Rock auf der Bühne wird die nächste Oscar-Show bestimmt nicht langweilig. Rückendeckung erhielt der Komiker gleich nach seiner Benennung am Mittwoch von seinem britischen Kollegen Ricky Gervais (54). Der hatte ab 2010 drei Mal die Golden-Globe-Gala moderiert. „Gib mir Bescheid, wenn du nicht genug anstößiges Material hast“, twitterte Gervais. „Ich habe noch große Mengen übrig.“