Hier kann man Weihnachtsbäume selbst schlagen Der Leonberger Christbaumwald

Einige Bäume des Ehepaars Wolfgang und Anna Wöhr werden in diesem Jahr gefällt – und dann geschmückt. Foto: Simon Granville

Jahrelang hat sich Wolfgang Wöhr um seine mehr als 1000 Weihnachtsbäume in Leonberg-Eltingen gekümmert. Jetzt helfen auch die Nadeln nichts mehr, den Bäumen geht es an den Kragen – oder besser an den Stamm. Wie der Landwirt dazu kam, Bäume statt Getreide zu pflanzen.

Weihnachten hat Wolfgang Wöhr immer vor Augen, wenn er aus den Fenstern seines Eichenhofes in Eltingen blickt. Und das nun schon seit gut sieben Jahren. Rund um den nördlich der A 8 gelegenen Aussiedlerhof gedeihen nämlich seit 2017 ganz prächtig fast 1400 Christbäume.

 

Vor sieben Jahren hatte der 55 Jahre alte Eltinger, der als Nebenerwerbslandwirt Getreide anbaut während sein Hauptgeschäft Innenausbau ist, die Idee, rund um den Eichenhof Christbäume anzupflanzen. Seine damalige Überlegung: „Das könnte ein gutes Rentnergeschäft sein, denn eine solche Kultur braucht um die zehn Jahre, bis die kleinen, unscheinbaren Pflänzchen zu einem Bäumchen herangewachsen sind, das sich die Menschen an Weihnachten als Christbaum in ihr Zuhause stellen.“

Jedes Bäumchen mit dem Spaten eingepflanzt

Gesagt, getan. Im Jahr 2017 war es soweit: Wolfgang Wöhr erstand 400 Setzlinge bei Friedrich Layher in Eibesbach. Der produziert seit über 30 Jahren auf etwa 50 Hektar Weihnachtsbäume rund ums Zabergäu. Das ist eine Fläche, die um einiges größer ist, als die gesamte Ackerfläche, die der Eichenhof bewirtschaftet. „Jedes der etwa 25 Zentimeter großen Pflänzchen haben wir per Hand mit dem Spaten gesetzt“, sagt Wolfgang Wöhr.

Die Setzlinge waren damals drei Jahre alt. Dann hieß es warten und hoffen. Denn im ersten Jahr entscheidet es sich, ob der junge Baum sich an den neuen Standort gewöhnt hat und anwächst. Dabei war Wöhr von Anfang an klar, dass er die Bäume lediglich anpflanzt und sie einfach wachsen lässt. „Keine Behandlung, kein Spritzen, denn das gibt es auch in großen Weihnachtsbaumkulturen, wenn man perfekte Bäumchen heranziehen will“, sagt er. Lediglich vier- bis fünfmal im Jahr mäht er mit der Motorsense zwischen den Bäumchen. Da heißt es höllisch aufzupassen, denn die Sense erwischt ganz schnell auch eines der zarten Bäumchen.

Der einzige Eingriff, den Wöhr vornimmt, ist der Einsatz einer sogenannten Top-Stopp-Zange. In wettermäßig guten Jahren haben die Bäumchen die Tendenz, schneller zu wachsen, damit entsteht ein langer Stamm ohne Seitenäste, was zu einer langen, kahlen Spitze des Christbaums führt. Mit den fünf Klingen der Zange wird deshalb ein Schnitt vorgenommen, der die Rinde verletzt und den Saftstrom zur Endknospe hemmt, sodass dieser Teil nicht so stark wächst. „Das lässt sich auch chemisch erreichen, doch das wollen wir nicht“, sind sich das Ehepaar Anna und Wolfgang Wöhr einig.

Ganz neu im Christbaumgeschäft ist Wolfgang Wöhr nicht, denn an seinen früheren Wohnsitz in Birkenfeld – Gräfenhausen, hatte er von Friedrich Layer gezüchtete Weihnachtsbäume verkauft. Das macht dort auch weiterhin die Tochter. Und auch sonst macht es Wolfgang Wöhr Spaß, landwirtschaftliche Erzeugnisse, wie Obst und Gemüse zu verkaufen. Weil die ersten 400 Bäumchen anscheinend keine Probleme mit dem Eltinger Boden hatten, hat Wolfgang Wöhr 2019 weitere 1000 Setzlinge gekauft und in der unmittelbaren Nachbarschaft des Eichenhofes gepflanzt. Doch wie schon Friedrich Schiller in seinem Drama „Wilhelm Tell“ feststellte: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Drei Tage nachdem die Route der Felderrundfahrt 2020 der Landwirte aus Leonberg am Eichenhof vorbeigeführt hatte, hatte Wolfgang Wöhr eine Anzeige im Haus und Mitarbeiter des Landratsamtes auf dem Hof.

Ungeahnte Probleme

Die wollten wissen, ob die Christbaumanpflanzung auch genehmigt sei. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder beginnt Weihnachtsbäume zu züchten? Akribisch wurde die Fläche mit den Christbäumen ausgemessen und Wolfgang Wöhr hatte Glück. Sie war kleiner als 2000 Quadratmeter und somit war es nicht genehmigungs-, sondern nur anzeigepflichtig. Weihnachtsbaumkulturen sind so geregelt, dass Christbäume eine Höhe von drei Metern, Bäume für die Gewinnung von Schmuck- und Zierreisig sechs Meter nicht überschreiten dürfen – ist das der Fall, muss der Acker gerodet werden.

Eigentlich schwebte dem Züchter bereits 2012 eine große Anlage für Weihnachtsbäume vor. Im Auge dafür hatte er eine rund zwei Hektar große Fläche in der Giershalde in der Feinau. „Das ist schwerer Boden, der nicht leicht zu bearbeiten ist und auch die Wildschweine sind da häufig zugange“, weiß er.

Doch die Fläche besteht aus Pachtäckern und die Verpächter konnten sich mit seiner Idee nicht anfreunden und lehnten ab. Auch die jetzige Fläche zu vergrößern, ist mit viel bürokratischem Aufwand verbunden, weil das als Aufforstung gilt. Da braucht es zum Beispiel ein Gutachten, dass in der Fläche keine Feldlerche brütet. „Ich glaube fünf Behörden müssen zustimmen, da lasse ich es einfach“.

Die Nordmanntannen, die Wolfgang Wöhr jetzt auf seinem Hof zum Verkauf bereithält, haben das vorgeschriebene Höhenlimit noch nicht überschritten. „Trotzdem will ich die Parzelle, auf der die ersten 400 Bäume gepflanzt wurden, nun komplett roden und später neu bepflanzen“, sagt der Nebenerwerbslandwirt. Die Bäume hier sind zwischen 1,2 und 2,5 Meter hoch, also ist für jedes Platzangebot etwas dabei.

„Das Schönste an dem Christbaumverkauf sind die guten Gespräche mit den Menschen“, freut sich Anna Wöhr, die als Überraschung einige selbsterzeugte Köstlichkeiten für die Kundschaft bereithält. „Den Weihnachtsbaum zu kaufen ist ein froher Anlass und es herrscht eine besondere, herzliche Stimmung, die Menschen sind gut gelaunt und alle wollen das Jahr friedlich ausklingen lassen“, sagt sie.

Interessenten können bis Weihnachten donnerstags, freitags und samstags zwischen 9 und 18 Uhr den ausgewählten Christbaum selbst schlagen – Eichenhof 1. Aber auch Bäume von Friedrich Layher werden dort angeboten.

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