Hollywoodstar Christian Bale darf den chinesischen Regimekritiker Chen nicht besuchen. Am Eingang wurde er zur Umkehr gezwungen.

Peking - Wenn ein Superheld es nicht schafft, schafft es wohl niemand: Batman-Darsteller Christian Bale hat in China vergeblich versucht, den unter Hausarrest stehenden Regimekritiker Chen Guangcheng zu besuchen. Der Hollywoodstar wurde am Dorfeingang von Beamten abgefangen und nach einem Handgemenge zur Umkehr gezwungen. Aufnahmen des US-Fernsehsenders CNN, der Bale begleitete, zeigen, wie der Oscar-Preisträger mit den Männern zu diskutieren versucht. "Warum können wir diesen freien Mann nicht besuchen?" fragt Bale. Als Antwort erhält er einen ruppigen Stoß, gegen den er sich, anders als sein alter Ego in den Batman-Filmen, nicht zur Wehr setzt.

 

Der CNN-Beitrag, der am Donnerstagabend zur besten Sendezeit in den USA ausgestrahlt wurde, erhebt das Schicksal des Bürgerrechtlers in den Rang eines Celebrity-Themas - und torpediert damit eine aufwendige Charmeoffensive, mit der die Volksrepublik seit Monaten ihr Image in den USA aufzubessern versucht.

Offensichtliche Rache der örtlichen Beamten

Der von Geburt an blinde Chen gehört zu den prominentesten chinesischen Menschenrechtsaktivisten. 2005 unterstützte er in seiner ostchinesischen Heimatprovinz Shandong eine Gruppe von Frauen bei einem Prozess gegen erzwungene Abtreibungen und Sterilisierungen. Obwohl eine Untersuchung der Pekinger Familienplanungsbehörde die Vorwürfe bestätigte, wurde Chen zu vier Jahren Haft verurteilt. Es war die offensichtliche Rache der örtlichen Beamten, die er mit seinen Enthüllungen bloßgestellt hatte.

Nach seiner Freilassung im Herbst wurde der 40-Jährige zusammen mit seiner Frau und Tochter in seinem Heimatort unter Hausarrest gestellt. Schlägertrupps an der Ortseinfahrt hindern seitdem mit teils gewalttätigen Methoden Dutzende von internationalen Journalisten, Diplomaten und Aktivisten daran, Chen zu besuchen. Menschenrechtsorganisationen zufolge soll auch Chen brutal misshandelt worden sein. Trotz gesundheitlicher Probleme dürfe er nicht ins Krankenhaus, seiner sechsjährigen Tochter wurde der Kindergartenbesuch verweigert, ihr Spielzeug konfisziert.

Bale erklärte, mit seinem Besuch habe er die Bevölkerung unterstützen wollen, die sich gegen die Behörden auflehnt. Auf Chen aufmerksam geworden sei er während der Dreharbeiten zu "Die Blumen des Krieges". Er thematisiert das Unrecht, das die Chinesen während des Nanjing-Massakers 1937 durch die japanische Armee erlitten haben. Die chinesische Regierung finanziert das Drama mit - in derHoffnung, damit den ersten Oscar für China zu holen.