Der Schauspieler Christian Bale adelt fast alle Filme, in denen er mitspielt. Auch als Batman in „The Dark Knight Rises“ beweist er, dass er Gold ist für die Besetzungsstrategen Hollywoods.

Los Angeles - So liebt es Hollywood. So lieben es die Filmfans: der Mann sieht gut aus – und er kann auch noch gut spielen. Ob mit oder ohne Maske, ob wie jetzt in „The Dark Knight Rises“ als kämpfender Batman oder als Playboy Bruce Wayne: Christian Bale, 38 Jahre alt, schlanke Figur, markantes Gesicht, prägnante Sprache, hochdifferenziertes Spiel. Und dann noch versehen mit einer Eigenschaft, die in der amerikanischen Kinowelt besonders gut ankommt: er ist gebürtiger Brite. Genauer gesagt: Waliser. Das heißt, er bietet Kritikern wie Publikum genau jene Projektionsfläche an schauspielerischer Qualität und charakterlicher Tiefe, die sie bei ihren US-Schauspiel-Eigengewächsen insgeheim immer wieder so schmerzlich vermissen.

 

Seit 1986 ist kein Jahr vergangen, in dem Bale nicht mindestens in einem Film gespielt hat. Ja, er war ein Kinderstar – mit zwölf Jahren in einer TV-Produktion über die Zarentochter Anastasia, mit 13 in einer russisch-schwedischen Verfilmung des Astrid-Lindgren-Klassikers „Mio, mein Mio“; er spielt darin Mios besten Freund und Mitkämpfer Jum-Jum. Steven Spielberg sieht den Film – und engagiert Bale 1987 aus dem Stand für die Hauptrolle in seiner Literaturverfilmung „Das Reich der Sonne“, der Geschichte eines 14-Jährigen in den Wirren und Schrecken des japanisch-chinesischen Krieges.

Ein Oscar für eine Nebenrolle

Wir müssen jetzt ein paar Jahre überspringen, obwohl die Filmografie Bales so hochklassig ist, dass sich die Erinnerung an eigentlich fast jede seiner Rollen lohnt. Sagen wir einfach nur: „American Psycho“, 2000, Christian Bale als elitärer New Yorker Banker Patrick Bateman, der nachts im Drogenrausch die Außenseiter der Stadt jagt und ermordet – eine absolut verstörende, geradezu prophetische Psychostudie zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Und zehn Jahre später, also 2010, Christian Bale als Dicky Eklund im Boxerfilm „The Fighter“. Eine der wenigen Fälle, da Bale „nur“ in einer Nebenrolle auftritt. Ironie des Schicksals: just dafür bekommt er endlich den längst verdienten Oscar. Aber wenn es mit rechten Dingen zugeht, wird das sicher nicht sein einziger gewesen sein.

Bale ist Gold für die Besetzungsstrategen Hollywoods, weil er jeden Actionfilm oder Thriller, der ohne ihn reines Popcornmampf- und -grumpfkino wäre, mit seinem Spiel adelt. Und andererseits macht er schwierige Stoffe durch seinen Namen doch noch tauglich für jenes Massenpublikum, das erst die Kassen klingeln lässt.

Insofern eigentlich gar kein Wunder, dass Christopher Nolans „Batman“-Filmprojekt pfeilgerade auf Christian Bale als Hauptdarsteller zuschoss. Das Risiko war dennoch immens, als 2005 „Batman begins“ für die Kinos angekündigt wurde. Die „Batman“-Reihe war in den neunziger Jahren eigentlich restlos zu Ende erzählt worden; Joel Schumacher hatte den Comicmythos 1997 mit „Batman und Robin“ sowie George Clooney und Chris O’Donnell in den Hauptrollen und in Muskelshirts endgültig ins Reich der Ironie überführt. Es war klar, dass das Gespann Nolan/Bale für ihre Trilogie einen ganz anderen Blick und Tonfall würde wählen müssen.

Heath Ledger stiehlt ihm die Show

Und so kam es auch: „Batman begins“ , aber noch stärker „The Dark Knight“ (2008) wurde zur düsteren Vision einer Gesellschaft, in der die Welt gleichermaßen bedroht wird von finanzgierigen Verbrechern einerseits und faschistischen Erlösungsfanatikern andererseits. Aber mittendrin Christian Bale, der ein Doppelleben als hedonistischer Playboy Bruce Wayne und als schwarzer Ritter Batman führt. Und der es schaffen muss, in seinen Auftritten als glatter Lebemann im Gesicht doch immer auch einen Anflug von Ekel und in den Auftritten als Menschenretter einen Zug von Schwäche erkennen zu lassen – was besonders im zweiten Fall überaus anspruchsvoll ist. Batman trägt schließlich Maske.

Man muss zugeben: „The Dark Knight“ wurde vor vier Jahren für Bale unerwartet zum ganz schweren Fall. Sein Filmgegenspieler, der „Joker“, raubte ihm die Aufmerksamkeit des Publikums. Eines der großen Talente Hollywoods, Heath Ledger, war hier in seiner letzten Rolle zu sehen. Am Ende der Dreharbeiten starb Ledger an einer Arzneivergiftung. Man konnte gar nicht anders, als „The Dark Knight“ vor allem als sein schauspielerisches Vermächtnis zu sehen. Ledger bekam den Oscar als bester Nebendarsteller, obwohl er eigentlich der Hauptdarsteller gewesen war.

Das gilt es für Bale in seinem letzten „Batman“-Film nun auszugleichen. Man traut es ihm zu. Wie man ihm überhaupt alles zutraut. Er zeigt, dass auch das gute Massenkino vor allem von den Darstellern lebt. Einer davon ist Christian Super-Bale.

Privatleben und Auszeichnungen

Der Vater des Schauspielers war ein bekannter Umwelt- und Tierschützer: David Bale stammte aus Südafrika, Christians Mutter Jenny ist Engländerin. Und noch eine berühmte Verwandte: die Stiefmutter Gloria Steinem ist eine bekannte US-Journalistin und Feministin.
Im Jahr 2000 heiratete Christian Bale die Maskenbildnerin Sibi Blazic. Das Paar hat eine Tochter und schützt sein Privatleben weitgehend vor der Öffentlichkeit.

2011 erhielt Bale den Oscar für die beste Nebenrolle in „The Fighter“. Aber auch seine Rollen in anderen Filmen wurden prämiert, beispielsweise in „American Psycho“ und „The Machinist“ (2004).
„The Dark Knight rises“ ist in den Stuttgarter Kinos Cinemaxx Mitte und SI-Zentrum sowie im Metropol und im Ufa zu sehen.