Internationale Einflüsse und schwäbische Tradition sind kein Widerspruch bei Christian Hirsch Weine. Ihre Weine gibt es inzwischen bei der Deutschen Bahn und dem Deutschen Fußball-Bund. Unsere Serie "Erfolgreiche Winzer aus der Region"
Betriebsübergänge sind oftmals heikle Angelegenheiten, zumal wenn es sich um innerfamiliäre Wechsel handelt. Wie oft hat der Jüngere den Eindruck, dass der Ältere mit seinem als Erfahrung getarnten Starrsinn im Weg steht? Und wie oft denkt der Ältere, dass der Jüngere doch nur Fürze im Kopf hat, die er lieber lassen sollte, anstatt die Zukunft des Unternehmens zu gefährden? Das Thema kennt man leidvoll in allen Branchen; der Weinbau bildet da keine Ausnahme.
Ein Käpsele in Sachen Vermarktung
Familie Hirsch aus Leingarten im Kreis Heilbronn hat dieses Problem augenscheinlich gut gelöst. Schon vor gut zehn Jahren ist Sohn Christian „nach zahlreichen Wanderjahren in der dynamischen Weinwelt“ in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Vor allem seine Zeit in Kalifornien am Robert-Mondavi-Institut hat den Unterländer geprägt. „Dort habe ich kräftige Rotweine kennen- und lieben gelernt“, sagt Christian Hirsch und nennt diesen Prozess „eine Horizonterweiterung mit Folgen“.
Tatsächlich einigte sich Sohn Christian anno 2013 mit seinem Vater Artur darauf, eine zweite Kollektion zu gründen, die mittlerweile einen Großteil des Familienbetriebs ausmacht: Hirsch ist wild. Und weil der junge Hirsch nicht nur Wein machen kann, sondern auch ein Käpsele in Sachen Vermarktung ist, gibt es seine Weine inzwischen auch bei der Lufthansa, der Deutschen Bahn und im VIP-Bereich des Deutschen Fußball-Bunds.
Die Varianz an Hirsch-Weinen bleibt
Trotzdem sollen die traditionellen schwäbischen Wurzeln nicht gekappt werden. Was das heißt? Seit 1. Juli 2023 ist Christian Hirsch allein verantwortlich in seinem Gehege. „Der Fokus auf meiner Hirsch-ist-wild-Kollektion wird konsequent fortgeführt. Ein Teil der väterlichen Weine wird als Edition Privatkellerei den langjährigen Traditionskunden als Zweitmarke erhalten bleiben“, sagt er. Positiver Nebeneffekt für die Kunden: Die Varianz an Hirsch-Weinen bleibt bestehen.
Besonders bemerkenswert ist der Sauvignon blanc aus der Sonderserie Virgina. Virgina heißt ein Bild, das ein Künstler und Freund von Christian Hirsch gemalt hat. Ein Akt, der eine Jungfrau zeigt in grauen, grünen, gelben Tönen, und man weiß nicht so recht, wie man das zum Etikett gewordene Werk werten soll im Blick auf den eigenen Kunstgeschmack und die Debatte über die Gleichheit der Geschlechter in allen Lebenslagen.
Die offizielle Erklärung dazu ist wiederum verhältnismäßig schlicht: Christian Hirsch suchte eine Marke für den Wein vom Jungfernertrag eines ersten Sauvignon blancs. „Jungfräulich, doch herausfordernd, frisch und wahnsinnig verspielt“ sei Virgina geworden, meint Hirsch. Und tatsächlich fanden auch die Weinkolumnisten von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten die Virgina so gut, dass sie die Dame für die Endrunde der Württemberger Weinmeisterschaft 2022 nominierten.
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Christian Hirsch Weine
Adresse, Telefon, Internet ,
Kastanienstraße 1, 74211 Leingarten
0 71 31 / 40 16 82, www.Hirsch.Wine
Die Größe des Weinguts
Rund 250 000 Flaschen aus etwa 30 Hektar Rebfläche
Gründungsjahr
1956
ÖPNV-Anschluss
S-Bahn-Haltestelle Leingarten Bahnhof 200 Meter vor der Haustür Zugverbindung Stuttgart Hauptbahnhof nach Leingarten ab 50 Minuten möglich.
Verkostung/Ausschank/Besenwirtschaft
Weinverkauf mit allen Weinen zur freien Verkostung, auf Anfrage vorab Führungen durch den 150 Jahre alten Sandsteingewölbekeller, in dem Barriques aus schwäbischer Eiche reifen.
Termine
Fixtermin ist das Weinfest mit Jahrgangspräsentation immer am Muttertag Mitte Mai. Auf dem Stuttgarter Weindorf bei Michael Wilhelmer’s Weinlaube Stäffelesrutscher sowie New-Josch-Laube.
Günstigster Wein
Die Weine der Wildklasse Range liegen alle bei 6,50 Euro ab Hof.
Teuerster Wein
Mit 39,90 Euro der RC Cabernet Sauvignon Großes Geweih – Hirschs Hommage an seine Zeit in Kalifornien.
In unserer großen Wein-Serie stellen wir alle Weingüter vor, die erfolgreich in das Finale unserer „Württemberger Weinmeisterschaft“ eingezogen sind.