Kultur: Adrienne Braun (adr)

Im Rahmen eines Forschungsprojekts konnte nun auch geklärt werden, wer hinter der Sammlung Dr. Gervais steckt. In den fünfziger Jahren kaufte die Staatsgalerie aus der Privatsammlung mehr als hundert Werke von Ernst Ludwig Kirchner an. Jetzt ist sicher: Das jüdische Sammlerpaar Gervais hat nie existiert. Ein Schüler Kirchners hatte es erfunden, um Werke des expressionistischen Malers Kirchner nach dem Krieg in Deutschland besser verkaufen zu können. Wie er an die Arbeiten kam, weiß man bis heute nicht, „aber echt sind sie“, bestätigt Lange, und auch der Ankauf sei zum Glück rechtens gewesen. Die Forschungsarbeit der Staatsgalerie habe in allen großen deutschen Museen „Erleichterungsseufzer“ ausgelöst, so Lange. Ende Juni werden die Kirchner-Bestände in der Ausstellung „Die unbekannte Sammlung“ erstmals umfassend öffentlich gemacht.

 

Sorgen macht der Staatsgalerie nach wie vor die Baustellensituation rund ums Museum. Dass man, wie berichtet, im vergangenen Jahr 100 000 Besucher weniger hatte, liege vor allem daran, dass die Staatsgalerie keine eigene U-Bahn-Station mehr besitze und der Fußweg durch die diversen Baustellen nicht ausgeschildert sei. „Auch das Verlegen von Bushaltestellen macht es uns schwer“, so Lange.

Diesen Widrigkeiten zum Trotz wird in diesem Jahr gefeiert, denn die Staatsgalerie wird stolze 175 Jahre alt. Die Ausstellung „#meinMuseum“ wird die Geschichte des Hauses Revue passieren lassen und in „Zeitkapseln“, so Lange, daran erinnern, wie Künstler hier einst wichtige Werke kopierten oder wie während der Zeit des Nationalsozialismus Sammlungsbestände als entartet erklärt und entfernt wurden.

Ein Raum zeigt die Plakate der rund 180 Ausstellungen seit Kriegsende, und in einem interaktiven Bereich können die Besucher selbst hinterlassen, wie ihr Museum der Zukunft aussehen soll. Die Jubiläumsausstellung wird am 1. Mai eröffnet, bis dahin hofft Christiane Lange auf reichlich Geburtstagsgeschenke: Seit Kurzem hängt in der Sammlung ein Gemälde des Barockmalers Filippo Falciatore – bisher noch als Leihgabe. „Wir suchen nun 175 Spender, die je tausend Euro schenken“, sagt Lange, „und wir sind guter Hoffnung, dass das klappt.“