Heute würden Sie damit die Seiten sämtlicher People-Magazine füllen.
Die jungen Kollegen heute tun mir leid. Du baust Mist und zwei Sekunden später kann es die ganze Welt im Internet sehen. Dann ist dein Leben ruiniert. Mein Gott, ich hätte keine Lust, unter diesem Mikroskop zu leben. Das würde mich wahnsinnig machen. Ich glaube, ich würde mein Haus so gut wie nie mehr verlassen.
Aber will nicht ein großer Teil Ihrer jungen Kollegen genau diese Aufmerksamkeit?
Natürlich kenne ich solche Kollegen, die abhängig von dieser Aufmerksamkeit sind. Traurigerweise sind viele von ihnen nicht mehr am Leben. Es existiert da eine fatale Kombination. Du kommst aus familiären Verhältnissen, die nicht ideal sind. Dann stößt man junge Menschen ins Rampenlicht und die Öffentlichkeit. Viele sind nicht einmal annähernd in der Lage, damit umgehen zu können.
Wer ist daran schuld?
Ich würde nicht Hollywood und die Filmindustrie dafür verantwortlich machen. Es ist einfach ein schlechter Cocktail aus verschiedenen Zutaten. Ich konnte sehen, wie sich Kollegen verändert haben. So wollte ich nicht werden. Meine Mutter hat sehr dafür gesorgt, dass ich immer bescheiden geblieben bin.
Wie ist ihr das gelungen?
Bestimmte Dinge durfte ich mir gar nicht kaufen. Ein toller Sportwagen? Das kam überhaupt nicht in Frage. Das habe ich dann erst nachgeholt, als ich Mitte zwanzig war. Da wurde mir überhaupt erst bewusst, dass mir bestimmte Dinge auch zustehen. Dann habe ich mir auch einmal einen schönen Urlaub an einem schönen Ort gegönnt. Da habe ich mir auch zum ersten Mal zugestanden, ein größeres Zimmer zu buchen, manchmal sogar eine Suite. So tief saßen die Lektionen meiner Mutter. Außerdem war ich ein extrem schüchternes Kind. Zu viel Aufmerksamkeit war nie meine Sache.
Das ist kaum vorstellbar.
Ja, die meisten Leute finden es extrem seltsam, weil ich heute so eine Art Klassenclown bin. Aber das mache ich nicht wegen der Aufmerksamkeit.
Sie haben Kelly Bundy zehn Jahre lang gespielt. Wie schwer war es, sich von ihr zu emanzipieren, als die Serie abgesetzt wurde?
Ich habe einfach keine der Rollen angenommen, die Kelly ähnlich waren. Warum ich heute noch eine Karriere habe? Ich habe versucht, mich nicht zu wiederholen. Auch wenn das in diesem Geschäft nicht einfach ist, denn genau das wollen die ja. Das ist die Falle, in die viele Kollegen geraten. Du reitest auf der Erfolgswelle weiter und irgendwann endest du wie eines dieser mit Batterien betriebenen Äffchen, die im Stakkato die Schellen zusammen schlagen.
Wenn Ihnen der Ruhm nicht wichtig war, was war es dann?
Menschen zum Lachen zu bringen hat ein enormes Sucht-Potenzial. Gerade dann, wenn du auf einer Bühne stehst und die direkte Reaktion des Publikums spürst. Die ist aber gar nicht so leicht herzustellen und deswegen gilt die Komödie ja auch als so schwierige Disziplin. Wenn es aber gelingt, ist es unvergleichlich gut. Das macht wirklich glücklich. Die surfst gemeinsam mit dem Publikum auf dieser Welle, alle sind glücklich und wir verabschieden uns für diesen Moment alle zusammen aus dem Alltag. Das ist das coolste, was man überhaupt erleben kann. Deswegen habe ich auch die zehn Jahre in „Eine schrecklich nette Familie“ durchgehalten.