Christine Lehmanns Krimiheldin Lisa Nerz musste bislang in zwölf Romanen einiges aushalten. Im 13. Band der Reihe wird sie nun mit extremem Frauenhass konfrontiert. Bei den Stuttgarter Kriminächten stellt die Stuttgarter Autorin „Die zweite Welt“ selbst vor.

Digital Desk: Ann-Kathrin Schröppel (aks)

Stuttgart - Christine Lehmann, Jahrgang 1958, ist im Hauptberuf Nachrichtenredakteurin beim SWR. Seit 2015 sitzt die Fahrradaktivistin für die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat. Am bekanntesten aber ist sie wohl als Krimiautorin. Im Jahr 1994 legte sie ihren ersten Roman vor , 1997 startete dann ihre Reihe um die Journalistin, Detektivin und Querdenkerin Lisa Nerz. Bei den Stuttgarter Kriminächten wird Lehmann den brandneuen Nerz-Roman „Die zweite Welt“ vorstellen.

 

Frau Lehmann, wovon handelt Ihr mittlerweile 13. Krimi um die Ermittlerin Lisa Nerz?

Frauenfeindliche Populisten drohen mit einem Terroranschlag auf die jährliche Demonstration zum Weltfrauentag. Meine Figur setzt alles daran, die Tat zu verhindern, und wird mit Hass und Polemik gegen Frauen konfrontiert. In diesem Krimi stehen politisches Sprechen, der sprachliche Umgang in der Gesellschaft und die Hassrede im Vordergrund. Diese Dinge halten mehr und mehr Einzug in unseren Alltag.

Relevante Themen sind Ihnen wichtig?

Prinzipiell sehr wichtig, ich bin ja selbst Teil dieser Gesellschaft und bekomme Umbrüche und Entwicklungen genauso mit wie alle anderen. Dem Thema „politische Sprache“ wollte ich aber schon lange nachgehen. Die Grenzüberschreitung in der öffentlichen Kommunikation beschäftigt viele Menschen. Vor allem online kotzen sich Leute heutzutage regelrecht aus.

Ist es schwer, über so viele Jahre hinweg stets spannende Abenteuer zu erfinden?

Je älter ich werde, desto schwieriger (lacht). Für die „Zweite Welt“ musste ich lange suchen. Ich habe mich gefragt, was die Menschen in unserer unruhigen Gesellschaft bewegt. So bin ich auf die Entkulturisierung der Sprache und den Mangel an Respekt im persönlichen Umgang gestoßen.

Wie viel Lisa Nerz steckt in Ihnen selbst?

In den 90ern war es schwierig, einen solchen Charakter entstehen zu lassen. Für viele Frauen und Männer war es jedoch eine willkommene Abwechslung, manche erlebten dadurch auch eine Befreiung. Ich erzähle durch Lisa Nerz eine Geschichte, das ist aber nicht meine Geschichte und sie ist nicht die Figur die ich sein will. Durch ihre unkonventionelle Art ist sie für mich wertvoll, weil ich mit ihr etwas erlebe. Sie erlaubt sich jedoch Dinge, die ich mir niemals erlauben würde.

Wie gehen Sie beim Schreiben vor?

Wenn ich ein gutes Thema gefunden habe, fange ich an zu recherchieren. Das ist dann wie eine spannende Reise für mich. Mein Schreiben folgt keinem Plan, ich suche eher nach den Figuren, die die Geschichte tragen. Die beiden Charaktere Lisa Nerz und Oberstaatsanwalt Weber sind in den Büchern Konstanten, alles andere muss ich finden. Wenn ich auf neue Figuren stoße, folge ich ihnen bis zum Schluss. Dabei bin ich oftmals selbst vom Ende der Bücher überrascht und weiß vierzig Seiten vor Schluss nicht, wie die Geschichte aus geht.

Sie haben auch schon Liebesromane verfasst. Warum kehren Sie zum Krimi zurück?

Persönlich bin ich eigentlich gar kein großer Krimifan und lese solche Geschichten fast nie. Mir tut es oft auch wirklich Leid, wenn ich in meinen Büchern Figuren Gewalt erleben lassen muss. In diesem Genre lässt sich aber die politische und gesellschaftliche Lage, vor allem die Brutalität darin, am besten erfassen und darstellen.

Info: Christine Lehmann liest am 20. März um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek Bad Cannstatt im Rahmen der Stuttgarter Kriminächte.