Wie wichtig der CSD noch immer ist, zeigt laut Organisator Christoph Michl der „unsensible Angriff“ des Tübinger OB auf eine lesbische Parteifreundin. Im Fokus steht in diesem Jahr in Stuttgart der Umgang mit Transgendern.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Wie erreicht man möglichst viele Menschen ohne CSD-Parade und ohne Hocketse in der City? Mit kreativen Ideen wollen die Stuttgarter Organisatoren dafür sorgen, dass ihr Anliegen und ihre Forderungen unter dem Motto „Vielfalt braucht Verstärkung“ auch im Corona-Sommer nicht ungehört verhallen. „Wir haben deutlich mehr Plakate in der Stadt aufgehängt“, sagt Christoph Michl, der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Christopher Street Day Stuttgart, „unser Online-Studio im Stadtkaufhaus Gerber stößt auf großes Interesse.“ Früher seien zu einer Veranstaltung bei den CSD-Kulturtagen „eine Person bis 150 Personen“ gekommen. „Über das Streaming haben wir schon jetzt deutlich mehr Menschen erreicht“, freut er sich.

 

Im Fokus steht in diesem Jahr der Umgang mit Transgendern. Prompt sorgt der Tübinger OB Boris Palmer (Grüne) dafür, dass über dieses Thema nun heftig in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Scharfe Kritik übt Christoph Michl an dem Rathauschef, der seine Parteifreundin Maike Pfuderer seit Jahren kenne. „Wenn man sie dann mit ihrem Deadnamen bei Facebook anspricht und sie damit outet, zeigt dies, wie unsensibel Herr Palmer ist“, findet er.

„Das Outing einer Person als Transgender geht gar nicht“

Die „Entgleisung“ Palmers dürfe nicht hingenommen werden, erklärt Christoph Michl. Als „Deadnamen“ wird der Geburtsnamen eines Transgender bezeichnet. Maike Pfuderer, die als Mann geboren wurde und eine Geschlechtsumwandlung vollzog, fragt sich, weshalb der OB den „alten Käse“, der aus ihrer Sicht schon früher fernab der Realität war, noch einmal hervorholte. Die stellvertretende Sprecherin der grünen Bundesarbeitsgemeinschaft Lesbenpolitik hat Strafanzeige wegen Beleidigung gegen Palmer gestellt.

„Das Outing einer Person als Transgender geht gar nicht“, protestiert Christoph Michl. Besonders schwer wiege, dass der Tübinger OB dies nicht zum ersten Mal getan habe, sondern dass er bewusst provoziere. Der Umgang mit Transgendern müsse besser werden. „Im Alltag kann es schon man passieren, dass man das falsche Geschlecht nennt, wenn man nicht richtig weiß, was stimmt“, sagt Michl, „doch Boris Palmer weiß ganz genau, dass Maike Pfuderer längst eine Frau ist.“

CSD-Gala am Freitag im Römerkastell

Täglich wechselnde CSD-Programme werden aus dem Gerber ins Netz gestellt. Am Freitag findet die CSD-Gala erstmals im Kastellsommer vor der Phoenixhalle im Römerkastell statt. Übertragen wird sie auch im Netz. Unter anderen treten die Entertainerin Désirée Nick, der Comedian Markus Barth, das Musik-Trio Sweet Sugar Swing und die Burlesque-Tänzerin Fanny di Favola auf.