Mit 91 Formationen ist die CSD-Parade am Samstag in Stuttgart so groß wie nie zuvor. 200.000 Besucher werden am Straßenrand erwartet. Das gesamte Wochenende wird in der Stadt im Zeichen des Regenbogens gefeiert.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Die Stimmung dürfte gut sein am Samstagnachmittag zwischen Böblinger Straße im Süden und dem Schlossplatz – so wie der Wetterbericht für das letzte Wochenende im Juli. Über einen „historischen Erfolg im jahrzehntelangen Kampf“ freut sich Christoph Michl, der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft des Christopher Street Days (CSD) in Stuttgart. Doch mit der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare sei das Ringen um gleiche Rechte und Akzeptanz „noch längst nicht zu Ende“, versichert er. Dies soll klar werden, wenn am Samstag zwischen 15.30 und 18.30 Uhr 91 Formationen – so viele wie nie zuvor und eine halbe Stunde früher als in den Vorjahren - mit geschätzten 5000 Teilnehmern durch die Innenstadt ziehen.

 

CSD erinnert an den 28. Juni 1969 in New York

Auch bei der anschließenden Kundgebung auf dem Schlossplatz wollen die Rednerinnen und Redner deutlich machen, dass die „Sensibilisierung der Gesellschaft“ und die Verbesserung des Lebens von LSBTTIQ-Menschen (die Buchstaben stehen für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell und queer) noch nicht abgeschlossen sei. Die katholische Kirche, klagt die Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber etwa, habe immer noch das Recht, Krankenpfleger nur wegen ihrer sexuellen Orientierung zu kündigen. Die Initiative wird bei der CSD-Parade mit der Türkischen Gemeinde marschieren, um „mutige Aktivistinnen und Aktivisten“ in Istanbul zu unterstützen.

Der CSD erinnert an den 28. Juni 1969 in New York. An diesem Tag setzten sich erstmals transsexuelle, schwule und lesbische Menschen gegen staatliche Willkür und gewaltsame Übergriffe der Polizei zur Wehr. Schmelztiegel war damals die Bar Stonewall Inn in der Christopher Street.

Umfrage: Hälfte aller CSD-Besucher sind heterosexuell

Die Parade-Strecke führt – wie in den Vorjahren – von der Böblinger Straße über den Marienplatz, die Tübinger Straße, die Eberhardstraße, die Markt- und Münzstraße bis zum Karlsplatz. Der Demonstrationszug mit 22 Lastkraftwagen steht unter dem Motto „Perspektivwechsel“ und endet bei der Kundgebung gegen 18.30 Uhr auf dem Schlossplatz (Richard-von-Weizäcker-Planie). Schirmfrau Gabriele Arnold, die am Samstag als Prälatin der Evangelischen Landeskirche beim Reformationsjubiläum in Wittenberg weilt, wird ihr Grußwort per Audio-Botschaft sprechen.

Das ist die Route der CSD-Parade durch Stuttgart:

Nach einer Umfrage in Berlin sagen etwa die Hälfte aller CSD-Besucher von sich, sie seien heterosexuell. Heteros wie Homos, Frauen wie Männer und alle, die dazwischen sind, werden am Wochenende bei der CSD-Hocketse vom frühen Samstagnachmittag bis zum späten Sonntagabend auf dem Markt- und Schillerplatz sowie auf der Kirch- und Stiftstraße im Herzen der Stadt feiern. Eine bunte Vielfalt freut sich auf ein sonnenreiches Wochenende im Glanz des Regenbogens.