Der Berliner Unternehmer und Schirmherr des diesjährigen Christopher Street Days hat kein Verständnis für die Position der Stuttgarter IHK.

Stuttgart - „Wir leben in einer Welt, in der die  Regionen gewinnen, die offen sind“, sagt der Berliner Unternehmer Harald Christ. Seit Freitag ist der bekennende Homosexuelle Schirmherr des Christopher Street Day (CSD) in Stuttgart; er will sich dafür stark machen, dass in Firmen die Diskriminierung gegenüber Homosexuellen verschwindet. Wenig Verständnis hat Christ, der bei der Bundestagswahl 2009 auch Mitglied im Schattenkabinett Frank Walter Steinmeiers gewesen ist, für die Aussagen des Hauptgeschäftsführers der IHK Region Stuttgart Andreas Richter zur CSD-Parade. Diese sei zu bunt, die Unternehmen könnten mit den wenig bis kaum bekleideten Teilnehmern nichts anfangen, hatte Richter gesagt und damit viel Unverständnis bei den Mitgliedern der Interessengemeinschaft CSD hervorgerufen. Diese hatte monatelang vergeblich nach einem hiesigen Unternehmer als Schirmherr für den CSD gesucht.Harald Christ kann es nicht fassen, dass es den Stuttgarter CSD-Organisatoren nicht gelungen ist, „einen Unternehmer oder eine Unternehmerin in Stuttgart oder Baden-Württemberg zu finden, um Flagge zu zeigen“ für die Forderung nach „Gleichbeschäftigung“ und die damit verbundene Förderung von Akzeptanz Homosexueller in Unternehmen. Insgesamt ist Christ aber begeistert von der Offenheit der Landeshauptstadt. Er wolle daher als Schirmherr auch ein Signal von Stuttgart in den Rest der Republik senden, „dass Gleichbeschäftigung heute nicht mehr wegzudenken ist“.

 

Nachteile am Arbeitsplatz befürchtet

Wie wichtig es ist, für mehr Toleranz und Akzeptanz zu kämpfen, machte Christoph Michl, Vorstandsmitglied der IG CSD Stuttgart, deutlich. 50 Prozent der Homosexuellen seien am Arbeitsplatz nicht geoutet, da sie Nachteile befürchteten. 25 Prozent der Geouteten hätten im beruflich Umfeld Diskriminierung erfahren, zehn Prozent sogar körperliche Gewalt. Für den Ordnungsbürgermeister Martin Schairer ist der CSD eine Form, um als tolerante Stadt Zeichen zu setzen. „Wir wollen, dass in dieser Stadt niemand ausgegrenzt wird“, so Schairer. Nicht wegen seiner politischen Ansichten, nicht wegen seines Glaubens und nicht wegen seiner sexuellen Orientierung. Stattdessen gehe es darum, ein „friedliches und verständigungsorientiertes Zusammenleben zu fördern“, denn Vielfalt sei „keine Gefahr, sondern eine Chance“. Vom 20. bis 29. Juli finden mehr als 80 Veranstaltungen unter dem Dach der schwul-lesbischen Kulturtage statt, die CSD-Politparade bildet dabei am Samstag, 28. Juli, von 16 Uhr an den Höhepunkt des Festivals.