45 Jahre lang hat Patrick Strub das Christophorus Symphonie Orchester geleitet, nun stellt es sich in der Liederhalle mit dem neuen Dirigenten Gustav Kollmann vor.
Um Isoldes Liebestod im Opernhaus oder im Konzertsaal zu erleben, sollte man etwas Zeit einkalkulieren, so um die 20 Minuten sollten es schon sein. Für die Fans von Richard Wagners Opernwerk ist das freilich ein Klacks, da ziehen sich andere Dramen über mehrere Stunden hin. Die Musiker haben in dieser kurzen Zeit aber Schwerstarbeit zu leisten. Hier im Falle von Isoldes Liebestod müssen sie die Trauer über den Tod eines geliebten Menschen ausmalen, und sie müssen diese Stimmung auch noch umdrehen in Richtung Erlösung, hin zur „höchsten Lust“. In dieser Schaffensphase war Wagner eben noch durch und durch Romantiker.
Erster Auftritt mit neuem Dirigenten
Und genau dieses Stück Arbeit haben sich die Musiker vom Christophorus Symphonie Orchester vorgenommen für ihren nächsten Auftritt am 8. Juli um 20 Uhr im Beethovensaal der Liederhalle. Und da präsentieren sie sich erstmals mit ihrem neuen Dirigenten Gustav Kollmann. Das ist nun nicht irgendein Dirigentenwechsel, wie er immer wieder mal vorkommt. Der Vorgänger Patrick Strub hat zuvor 45 Jahre lang dieses Orchester geleitet. Kollmann steigt da also in große Fußspuren bei diesem semi-professionellen Klangkörper. Und davon soll auch dieses Programm künden.
„Bisher hat Patrick Strub die Auswahl getroffen, was bei den zwei Konzerten jährlich gespielt wird“, so Kollmann, „das wurde als nicht sehr optimal empfunden. Jetzt gibt es einen Programmbeirat aus dem Ensemble heraus“. Die Handschrift des neuen Chefs soll aber dennoch Berücksichtigung finden. „Das Wagner-Stück sowie die dritte Sinfonie von Johannes Brahms zur Einleitung, das ist mein Vorschlag“, so Kollmann. Das Orchester hat sich für Clara Schumanns a-Moll-Klavierkonzert entschieden mit der Solistin Sophia Weidemann.
Wagner als Herausforderung
„Wagner ist schon eine große Herausforderung. Das ist halt Oper. Jeder Taktschlag hat einen anderen Zeitwert, das erfordert viel Flexibilität“, gesteht Kollmann zu, „da ist das Orchester bei Brahms schon eher zuhause“. Aber es geht hier ja auch nicht darum, sich die Sache möglichst leicht zu machen. Kollmann: „Bei dem Schumann-Stück muss man sehr differenziert vorgehen. Für die Streicher bedeutet das viel Arbeit mit dem Bogen“.
Und so ergibt sich eine besondere Dramaturgie des Konzerts. „Brahms stellt man eher selten an den Anfang eines Konzerts“, weiß Kollmann, „aber mit Wagner im Finale gibt es die Möglichkeit, dass wirklich alle Musiker auf der Bühne sind“. Da ist zwar noch nicht die ganz große monumentale Wagner-Besetzung gefordert, aber doch alles, was die Christophorus-Musiker auf die Beine stellen können.
Hier profitieren sie auch vom zweiten beruflichen Standbein ihres Dirigenten. Seit zwei Jahren ist Kollmann künstlerischer Produktionsleiter der Oper am Mannheimer Nationaltheater. Er weiß also ganz praktisch, was geht und was dann dabei rauskommt im Publikumsbetrieb. Und Kollmann weiß auch ganz praktisch aus eigener Erfahrung, was das Christophorus Symphonie Orchester kann. „Als ich in Stuttgart an der Musikhochschule studiert habe, war ich in der Jungen Waldorf-Philharmonie. Die hat Patrick Strub ja auch geleitet“. Da hat er ihn also ganz konkret beim Proben und beim Konzertieren erlebt.
An der Musik wachsen
Seit Februar wird an diesem Programm geprobt, ein Leitungswechsel nach 45 Jahren bringt viele Veränderungen mit sich. Der Programmbeirat wurde bereits erwähnt, aber auch in der Organisation ändert sich einiges. Kollmann: „Bis jetzt waren die Rückmeldungen nur positivier Art. Dass da jetzt mal ein frischer Wind wehen muss, wird anerkannt.“ Kollmann, der für die Arbeit mit dem Orchester zwischen Mannheim und Stuttgart pendelt, hängt sich da voll rein. „Nach den Proben bin ich sehr erfüllt. Es ist ein tolles Gefühl zu erleben, wie nach der Probenarbeit 80 Leute an der Musik gewachsen sind.“