CSU-Parteichef Horst Seehofer lässt über Teilzeitmitgliedschaften nachdenken. Damit will er vor allem Junge locken, denn die Partei ist überaltert.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Statistisch betrachtet steht die CSU vor einem Dilemma, das sie mit anderen Parteien teilt: ihre Mitglieder werden nicht jünger, das Durchschnittsalter liegt mittlerweile nur noch wenig unter sechzig Jahren, und vor allem klappt eine Transformation nicht mehr, die früher im Freistaat fast selbstverständlich war. Nicht notwendigerweise wird CSU-Mitglied, wer vorher in der Jungen Union organisiert gewesen ist. Diesem Umstand versucht die Partei Rechnung zu tragen, schließlich sieht sie sich gleichzeitig und stets sehr selbstbewusst als Volkspartei und auch als Bürgerbewegung. Jedenfalls ist sie eine solche Super-Union in den Augen des Generalsekretärs Andreas Scheuer.

 

Persönlich wird der nun auf dem anstehenden Parteitag in Nürnberg Mitte Dezember einen Leitantrag auf den Weg bringen, welcher ein ganzes Bündel an Maßnahmen beinhalten soll. Intern gilt das Papier als zweite Stufe einer Parteireform nach der Einführung der Frauenquote vor vier Jahren. Damals war auch das Mittel der Mitgliederbefragung genehmigt worden, das seitdem allerdings noch nicht eingesetzt worden ist.

Locken mit der Probemitgliedschaft

Hauptziel der Unternehmung soll sein, bisherige wie zukünftige Mitglieder stärker in Meinungsbildungsprozesse einzubinden. Scheuer schwebt da vor allem eine häufige Online-Befragung der Mitglieder vor, wobei nicht mehr gilt, dass einmal CSU immer CSU bedeuten muss. Parteichef Horst Seehofer sprach nach der Vorstandssitzung in München davon, dass es eine Art von „Probemitgliedschaft“ werde geben können, schließlich müsse man sich als politisch denkender Mensch „wieder korrigieren dürfen“. Ob die CSU dabei an einen politischen „Schnupperpass“ denkt, bleibt bis Dezember offen.

Besonderes Augenmerk will die CSU-Spitze jedenfalls auf Einwanderer richten, denen man, laut Seehofer, zuvor ja bereits ermöglicht hat, sich in Bayern im „Vorfeld des Paradieses“ zu wähnen. Die Initiative, die sich womöglich „Paradies Plus“ taufen ließe, kommt vom CSU-Bezirksverband Oberbayern, dem Ilse Aigner vorsteht. Scheuer referierte, dass ein „Arbeitskreis Integration und Migration“ gegründet werde, für all jene, die als „Zugezogene“ gelten, in Bayern „ihre Zukunft sehen und sich zum Freistaat und seinen Werten bekennen“. Das Generalmotto aller Bestrebungen lautet: „CSU baut Zukunft.“ Stück für Stück soll dann auch das Grundsatzprogramm, einer Revision unterzogen werden.