Der VfB Stuttgart kann offenbar nicht ohne Krise - selbst wenn es sportlich läuft. Während die Mannschaft des Bundesliga-Aufsteigers überzeugt, fliegen auf der Führungsebene phasenweise die Fetzen.

Stuttgart - Zumindest sportlich ist der VfB Stuttgart wieder in der Spur. Von Fans und Experten wird die junge Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo für ihren erfrischenden und offensiven Fußball gelobt, der in der ersten Spielzeit nach dem Wiederaufstieg bis auf Platz neun führte. Doch die Datenaffäre und der auch damit verbundene Konflikt zwischen Vorstandschef Thomas Hitzlsperger und Präsident Claus Vogt erschütterte den Club in seinen Grundfesten. Die Chronologie der Saison.

 

13. September: Der VfB startet mit einem 1:0 im DFB-Pokal bei Hansa Rostock in die Saison.

19. September: Der Auftakt in der Bundesliga misslingt dem Aufsteiger. Dem Landesrivalen SC Freiburg unterliegt er mit 2:3.

26. September: Die Elf von Trainer Matarazzo fängt sich schnell und startet mit dem 4:1 beim FSV Mainz 05 eine Serie von sieben Spielen ohne Niederlage.

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28. September: Laut einem Bericht des „Kicker“ sollen Mitarbeiter des VfB im Vorfeld der Mitgliederversammlung im Sommer 2017 wiederholt Mitgliederdaten an Dritte weitergegeben haben. Dem Fachmagazin zufolge soll der Club im Frühjahr 2016 eine Kooperation mit der PR-Agentur eines VfB-Fans geschlossen und darüber hinaus großes Potenzial in dessen Facebook-Seite „Fokus VfB“ erkannt haben. Die Datenaffäre beginnt - und Club-Präsident Vogt äußert sich zwei Tage später „überrascht und bestürzt“. Zwischen ihm und dem AG-Vorstandsvorsitzenden Hitzlsperger beginnt ein Machtkampf.

17. Oktober: Das 2:0 bei Hertha BSC ist am vierten Spieltag schon das letzte VfB-Spiel der gesamten Bundesliga-Saison, zu dem Zuschauer zugelassen sind. Wegen der Corona-Krise dürfen gerade mal 4000 Fans ins Olympiastadion.

28. November: Gegen Meister FC Bayern verliert der VfB mit 1:3. Die Mannschaft hält aber lange gut mit.

12. Dezember: Der VfB überrollt Borussia Dortmund und gewinnt beim achtmaligen deutschen Meister mit 5:1. Doppeltorschütze Silas Wamangituka zeigt einmal mehr, dass in ihm neben Nicolas Gonzalez ein weiterer Bundesliga-Topstürmer heranwächst.

23. Dezember: Nach einem 1:0 über den SC Freiburg in der zweiten Runde des DFB-Pokals sieht es im Clubzentrum im Neckarpark nach einem ruhigen Jahreswechsel aus. Der Eindruck täuscht.

30. Dezember: Der Machtkampf zwischen Hitzlsperger und Vogt, bei dem es besonders um die Aufklärung der Datenaffäre geht, eskaliert. Der frühere Nationalspieler Hitzlsperger kündigt in einem offenen Brief an, bei der nächsten Mitgliederversammlung gegen Vogt als Präsident zu kandidieren, und sagt: „Ein tiefer Riss geht durch unseren Club.“

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31. Dezember: Vogt schlägt öffentlich zurück. Er hätte nicht gedacht, „dass sich ein Vorstandsmitglied eines Clubs gegenüber seinem Aufsichtsratsvorsitzenden öffentlich derart im Ton vergreift“, schreibt der 51-Jährige in einer Mitteilung. 

15. Januar: Hitzlsperger entschuldigt sich für seine Wortwahl bei seiner scharfen Kritik an Vogt. Er habe sich „im Ton vergriffen“.

29. Januar: Nachdem der VfB die Bundesliga-Vorrunde ohne Heimsieg abgeschlossen hat, ist das 2:0 gegen Mainz 05 am 19. Spieltag der erste Drei-Punkte-Erfolg der Saison im eigenen Stadion.

17. Februar: Datenaffäre und Machtkampf fordern personelle Opfer: Mit Bernd Gaiser tritt bereits der zweite Vizepräsident zurück. Zuvor hat schon Rainer Mutschler seinen Rückzug erklärt. Zudem sind die beiden AG-Vorstandsmitglieder Jochen Röttgermann und Stefan Heim vom Aufsichtsrat abberufen worden.

10. März: Der Verein muss wegen Verstößen gegen den Datenschutz ein Bußgeld von 300 000 Euro zahlen. Seine Ermittlungen in der Datenaffäre seien damit abgeschlossen, teilt Baden-Württembergs Datenschutzbeauftragter Stefan Brink mit.

15. März: Vogt und Hitzlsperger wollen weiter zusammenarbeiten und erklären Machtkampf und Chaos beim VfB für beendet.

20. März: Der FC Bayern zeigt dem VfB die Grenzen auf. Obwohl die Münchner nach dem Platzverweis von Alphonso Davies rund 80 Minuten in Unterzahl spielen, gewinnen sie mit 4:0. Zudem ist für VfB-Angreifer Wamangituka die Saison wegen eines Kreuzbandrisses beendet.

11. Mai: Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn-Steiger-Stiftung aus Winnenden, tritt bei der Präsidentenwahl des VfB Stuttgart gegen Amtsinhaber Vogt an. Auf diese beiden Kandidaten für die Mitgliederversammlung am 18. Juli einigt sich der Vereinsbeirat.

17. Mai: Hitzlsperger erklärt, dass der Verein durch die Corona-Krise Verluste von rund 45 Millionen Euro bis Jahresende erwartet.

22. Mai: Trotz der 0:2-Heimniederlage gegen Bielefeld beendet der VfB die Saison auf dem für einen Aufsteiger starken neunten Platz. Man habe „komplett überperformt“, sagt Sportdirektor Sven Mislintat.