Es ist der größte und bekannteste Schülerzirkus in Stuttgart. Nach zwei Jahren Coronapause gastiert der Circus Calibastra wieder auf dem Festplatz in Vaihingen. Doch die Pandemie wirkt nach.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Es ist heiß an diesem Nachmittag, und im großen Zelt flirrt die Luft. Die vielen Mädchen und Jungen, die in der Manege noch ein paar letzte Übungen vor der Generalprobe machen, haben Schweißperlen auf ihren bunt bemalten Gesichtern – und dennoch ein fröhliches Lächeln auf den Lippen. Denn endlich ist der Circus Calibastra, Stuttgarts größter und bekanntester Schülerzirkus, wieder da.

 

Wegen der Pandemie konnten die Artisten und Clowns in der Vergangenheit immer wieder nur eingeschränkt trainieren, die Aufführungen im Sommer fielen aus. Corona hat den Alltag vieler verändert. „Unsere Lebenslust musste zwischen vier Wände passen. Wir haben uns eingerichtet. Jedoch, wenn die Außenwelt klein wird, wird die Innenwelt groß... und unsere inneren Dämonen mit ihr.“ So steht es im Programmheft. Denn darum, was dann passieren kann, geht es in diesem Jahr in der „Nightshow“ des Circus Calibastra. „Es war naheliegend, das Thema aufzugreifen. Wobei es natürlich nicht um das Virus geht, sondern darum, welche Spuren Corona hinterlassen hat“, sagt Regisseurin Veronika Reichard-Bakri. So gehe es zum Beispiel um Gruppenzwang und Depression. Es seien dunkle Themen, die sich in der bunten Zirkuswelt widerspiegeln, sich mit Poesie und jeder Menge Komik verbinden. Es sei ein moderner, zeitgenössischer Ansatz.

Im Gegensatz dazu sei das Hauptprogramm „In den Bergen“ eine klassische Calibastra-Geschichte, sagt Veronika Reichard-Bakri. Die Clowns haben mitten in den Alpen eine Reifenpanne und müssen zu Fuß den Weg aus der Wildnis finden. Zwischendurch treffen sie auf eine Menge tierischer und menschlicher Gestalten.

In diesem Jahr gibt es keine Kinder-Matinee

Die Kinder-Matinee „Paulinchen feiert Geburtstag“ entfällt in diesem Jahr. Die Gründe sind die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen in der Vergangenheit. „Corona hat uns alle gebeutelt“, sagt der Vereinsvorsitzende Raffael Sänger. Es habe einen Bruch gegeben. Viele von denen, die schon lange dabei gewesen seien, seien nun ausgeschieden. Es sei ein Generationswechsel gewesen, der jedoch das Organisationsteam an seine Grenzen gebracht habe. Für die Kinder-Matinee habe am Ende schlicht die Zeit gefehlt. „Im nächsten Jahr wird es aber definitiv wieder eine geben“, verspricht Raffael Sänger. Der „Geist“ des Circus Calibastra sei aber lebendiger denn je, fügt Reichard-Bakri an. Die Trainings seien energiegeladen gewesen und „durch die Decke gegangen“. Das zeigen auch die Zahlen, denn es ist das mitgliederstärkste Jahr. Nach den Ausnahmesituationen in der Coronazeit sei der Zirkus Calibastra als pädagogischer Schülerzirkus wichtiger denn je, so die Regisseurin. Und da sei es auch irrelevant, wenn der ein oder andere in der Manege wegen ausgefallener Trainings noch nicht auf dem Stand sei, den die Protagonistinnen und Protagonisten normalerweise im entsprechenden Alter haben.

Der Zirkus entstand während eines Schullandheims

Den Circus Calibastra gibt es seit 1985. Ins Leben gerufen wurde er von Mädchen und Jungen und einem Lehrer der Michael-Bauer-Schule während eines Schullandheims. Zu den Protagonistinnen und Protagonisten zählen mittlerweile längst nicht mehr nur die Kinder und Jugendlichen von der Freien Waldorfschule in Vaihingen. Seit 1994 ist er ein eingetragener gemeinnütziger Verein für alle zirkusbegeisterten Jugendlichen aus dem Raum Stuttgart. Er besteht dank viel ehrenamtlichen Engagements und der finanziellen Unterstützung einiger treuer Sponsoren. In diesem Jahr gastiert der Schülerzirkus noch bis zum 24. Juli auf dem Festplatz an der Krehlstraße in Vaihingen. In das große Zelt passen bis zu 900 Personen. Es gibt eine Lüftungsanlage, eine Maskenpflicht gilt aber entsprechend der aktuellen Coronavorgaben nicht.

Alle Informationen zu den genauen Terminen und den Preisen stehen im Internet unter: www.calibastra.de.