Cirque du Soleil in Berlin „Alizé“: Akrobatik, Magie und Pusteblumen
Gekommen, um zu bleiben: Der Cirque du Soleil zieht am Potsdamer Platz in Berlin ein. Was ist von der Show „Alizé“ zu erwarten, die am 20. November Premiere feiert?
Gekommen, um zu bleiben: Der Cirque du Soleil zieht am Potsdamer Platz in Berlin ein. Was ist von der Show „Alizé“ zu erwarten, die am 20. November Premiere feiert?
„Stellen Sie sich eine Pusteblume vor“, sagt Valentine Losseau, „sie ist winzig und leicht, aber sie kann durch die ganze Welt reisen – getragen nur vom Wind.“ Dieses Bild ist der Ausgangspunkt für „Alizé“, die neue Show des Cirque du Soleil. Mit dieser reist dieser etwas andere Zirkus aus Kanada erstmals nicht in Europa von Stadt zu Stadt, sondern zieht mit ihr in Berlin ein. Die Show wurde speziell für das Theater am Potsdamer Platz entwickelt. Valentine Losseau und Raphaël Navarro haben sich „Alizé“ ausgedacht, führen Regie und sind auch die Magic Designer der Show, die das Theater als riesigen Zirkusraum nutzt. Zum Beispiel bei der Luftakrobatik-Nummer „Tanz des Windes“, bei der Leela Masuret als Éole und Benji Courtenay als Zéphir über den Köpfen des Publikums durch den Saal fliegen.
„Wir sind noch mitten in den Proben, das ist alles noch nicht fertig“, sagt zwar Fabrice Becker, Creative Director von „Alizé“. Dennoch ahnt man bei dem Vorgeschmack, den der Cirque du Soleil und Live Nation, die die Show gemeinsam produzieren, Medienvertretern wenige Wochen vor der Premiere am 20. November geben, was das Publikum erwarten wird, wenn sich „die Tür einen Spaltbreit in eine fantastische Welt öffnet“, wie es Marek Lieberberg, CEO von Live Nation, ausdrückt.
Schon beim Betreten des Theaters am Potsdamer Platz wird man von einer Atmosphäre der Leichtigkeit und Fantasie empfangen – eine Harfenistin mit Pusteblumenperücke hier, eine zauberhafte Lautenspielerin mit Feenflügeln und himmlischer Stimme dort. Später wird man zum Beispiel eine Nummer namens „Magic Adagio“ zu sehen bekommen, bei der Amber van Wijk und Harley McLeish als Celeste und Ariel eine Art romantisches Zeitlupen-Pas-de-deux aufführen. Je länger sie tanzen, umso mehr lassen sie den Boden unter ihren Füßen hinter sich, schweben mit einer betörenden Leichtigkeit durch den Raum.
Dass der Cirque du Soleil scheinbar mühelos die Gesetze der Schwerkraft außer Kraft setzt, kennt man schon aus den anderen Shows des im Jahr 1984 gegründeten Unternehmens. Und tatsächlich erinnert der poetische Tanz von Celeste und Ariel auch an eine Nummer aus der letzten Tour von Helene Fischer, die ebenfalls vom Cirque du Soleil inszeniert wurde. Doch „Alizé“ kann und will noch mehr. Das wird bei der Kontorsionsnummer „Pareidolia“ deutlich, bei der man zwar schon ins Staunen gerät, wenn man sieht, wie da die mongolischen Artistinnen Aminaa Bayartsaikhan, Othgo Chuluunzorig, Nyamka, Misheel Nyamkhuu ihre Körper geschmeidig verbiegen und verrenken. Noch verblüffter ist man allerdings, als sich beim nächsten Lichtwechsel plötzlich alle Artistinnen in Luft aufgelöst haben.
Hier trifft Akrobatik auf Magie. „Acromagic“ nennt Becker diese Verschmelzung, die eine einzigartige poetische Sprache schafft. Es gehe darum, „das Unsichtbare sichtbar und das Unmögliche möglich zu machen“ sagt er. An diesem Projekt wurde zehn Jahre gearbeitet, und die „Magie Nouvelle“, eine vor 20 Jahren entwickelte Kunstform, konnte erst jetzt durch technologische Fortschritte in dieser Form umgesetzt werden.
Für den Cirque du Soleil ist „Alizé“ ein wichtiger Meilenstein: Es ist die 54. Original-Produktion und die erste Residenz-Show in Europa. Marek Lieberberg bezeichnet „Alizé“ als „einzigartiges Gesamtkunstwerk“ und betont, dass man hier „Risiken eingeht“, auch finanziell. Ein hoher zweistelliger Millionenbetrag wurde investiert – vergleichbar mit großen Projekten in Las Vegas. Lieberberg ist aber zuversichtlich, dass sich das Engagement auszahlt, und dass die Show dauerhaft in Berlin auf dem Spielplan stehen wird: „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“ Und obwohl es eine große kulturelle Vielfalt in Berlin gebe, habe es hier bisher an so einer Show gemangelt: „In einer Welt voller polarisierender Strömungen brauchen wir Raum für Fantasie, um uns eine bessere Welt vorstellen zu können“, sagt der Deutschlandchef von Live Nation, „gerade in Zeiten wie diesen.“
Dafür haben mehr als 60 Techniker das Theater am Potsdamer Platz in rund drei Monaten aufwendig umgestaltet. 43 Artisten aus 21 Ländern bilden das Ensemble der Show „Alizé“, die ihren Namen dem französischen Ausdruck für die Passatwinde verdankt. Und der Wind wird dann auch in der Show die unsichtbare treibende Kraft sein, um die Geschichte der vier Figuren zu erzählen, die versuchen, miteinander in Verbindung zu treten, aber fortgetragen werden in eine fantastische Welt.
Mal ist der Wind eine laue Brise, mal wird er zum Sturm. Und als Lieberberg den Medienvertretern verspricht, dass es sogar einen Tornado im Theater geben wird, tut Becker kurz empört, weil damit vielleicht doch schon ein bisschen zu viel verraten wurde, und versucht sich selbst als Magier: „Es gibt keinen Tornado!“, sagt er beschwörend: „Vergessen Sie das sofort wieder! Sie haben nie von einem Tornado gehört!“
Premiere
Die Weltpremiere von „Alizé“, der neuen Show von Cirque du Soleil findet am 20. November im Theater am Potsdamer Platz in Berlin statt. Bereits am 24. Oktober beginnen die sogenannten Vorpremieren. „Alizé“ ist eine sogenannte Resident-Show, das heißt, sie wird nicht auf Tour gehen und nur in dem Berliner Theater gespielt werden.
Vorstellungen
Tickets und Termine gibt es hier. Bisher werden Tickets (ab 59 Euro) zwar nur bis August 2026 verkauft, geplant sind aber weitere Vorstellungen, die später in den Verkauf gehen. Im Februar 2026 sind keine Vorstellungen geplant. Da verwandelt sich das Theater am Potsdamer Platz traditionell in den Berlinale Palast: Während der Internationalen Filmfestspiel in Berlin finden dort dann die Galapremieren statt.