Das Wetter war gut, die Stimmung herrlich. Damit alles klappt, braucht es viele ehrenamtliche Helfer. Sie zu finden, wird schwieriger. Ein Blick hinter die Kulissen.

Sport - Das war damals eine berechtigte Frage. Die ganze Familie schnürt ihre Laufschuhe und macht mit beim ersten Citylauf 2009. Und die Mama? „Ich bin keine Läuferin“, sagt Claudia Haas, „deshalb war die Frage: Was mache ich an dem Abend?“ Überlegen musste sie nicht lange, Haas wurde Streckenposten.

 

Auch jetzt, beim Jubiläums-Citylauf zehn Jahre später, steht sie am Samstagabend wieder an der Ecke Steinstraße/Eltinger Straße und schaut, dass es den Läufern gut geht und sie ihren Weg finden. 1280 Teilnehmer kommen. Das ist nach 1535 Läufern im vergangenen Jahr zwar kein neuer Rekord im Jubiläumsjahr. Die Stimmung ist aber gut, das Wetter nicht mehr so heiß wie befürchtet.

„Man trifft viele Leute hier, es macht einfach Spaß“, sagt Tina Oexle, die zusammen mit Claudia Haas ein Streckenposten-Team bildet. Denn damit die Sportler ihren Genuss haben, müssen hinter den Kulissen hunderte Ehrenamtliche schuften – auch wenn sie dann nicht so im Fokus der Öffentlichkeit stehen.

Sportler statt Autos bestimmen das Stadtbild

Am Zielpunkt steht zum Beispiel Gerhard Hanser und schenkt gerade einige Becher Wasser ein. „Ich bin seit Anfang an dabei“, erinnert er sich und nennt als Grund die einmalige Atmosphäre des samstagabendlichen Leonbergs. Seit zehn Jahren gibt es diesen einen Abend im Juni, an dem nicht die Autos, sondern Sportler das Stadtbild bestimmen. „Auch wir Helfer kennen uns mittlerweile und sind ein eingespieltes Team“, berichtet Hanser. Den ganzen Nachmittag über muss er durstige Schüler bedienen, bevor es, nach nur kleiner Verschnaufpause, gegen 20 Uhr mit den Erwachsenen weitergeht.

130 Ehrenamtliche braucht allein Eberhard Trinkner mit seinem organisierenden Förderverein Laufsport Leonberg für den Citylauf. Alle bekommen dafür ein kleines Dankeschön-Paket mit einem T-Shirt und einem Gutschein. „Die Suche nach Helfern ist schon eine Herausforderung“, sagt Trinkner. Seit drei Jahren gibt es daher noch ein zusätzliches Bonbon. Wenn sich ganze Teams oder Vereine melden, gibt es eine kleine Finanzspritze für die Vereinskasse.

An den Rändern der Laufroute stehen währenddessen Helfer in Uniformen bereit. Das sind die Retter vom Roten Kreuz, insgesamt zehn Ehrenamtliche. „Ich mache das, damit ich selbst nicht mitlaufen muss“, sagt der Einsatzleiter Steffen Widmaier und schmunzelt. Ganz einfach ist es auch für die Rotkreuzler nicht, Helfer zu finden. Sechs Stunden am Wochenende, bei herrlichem Wetter – da würde auch der heimische Garten locken. „Wir helfen gemeinsam Menschen, das ist einfach ein sinnvolles Hobby“, erklärt Widmaier, warum er sich engagiert.

Handballer schwitzen an der Fritteuse

Richtig ins Schwitzen kommen derweil die Handballer des SV Leonberg/Eltingen. Nicht nur wegen des Wetters, auch weil sie an den Gills und Fritteusen auf dem Festplatz Steinstraße stehen. Die 45 Frauen und Männer kümmern sich um die Verpflegung. „Die Bereitschaft für Arbeitseinsätze wird generell immer weniger“, sagt der Handball-Abteilungsleiter Ralf Heimerdinger. Und mit ein bisschen Würstchen-Verkaufen ist es auch nicht getan. Samstagmittags mussten die Ehrenamtlichen schon die Biertische auf dem Festplatz aufstellen. Dann geht’s bis nachts um 1 Uhr ans Bedienen. Und am Sonntagvormittag will alles wieder aufgeräumt und geputzt werden. Die Handballer brauchen die Veranstaltung aber, um einen Teil ihrer jährlichen Ausgaben von 50 000 Euro zu stemmen.

Nicht ganz so viel Schweiß fließt bei den Damen und Herren im schicken oder bunten Zwirn. Eine schöne Tradition beim Leonberger Citylauf ist es nämlich, dass sich an den Seitenrändern zahlreiche Musikgruppen aufbauen und den Läufern unterwegs ein Parforceritt durch die Klassik-, Rock und Sambageschichte bieten. „Wir sind zum ersten Mal nach Leonberg gekommen“, erzählt Isa Pscheidl. Sie ist eine der Sambatrommlern des Stuttgarter Vereins „Repicando“. Mit 25 Kollegen ist sie hier. „Es macht unheimlich viel Spaß und Laune, die Läufer anzufeuern“, bringt sie auf den Punkt, was wohl alle Ehrenamtlichen an diesem Samstagabend bestätigen würden.