Am Mercedes-Benz-Museum hat die Saison von „Classics&Coffee” begonnen, einem der deutschlandweit beliebtesten Oldtimer-Treffen. Trotz widriger Verhältnisse gab es ungewöhnliche Fahrzeuge zu sehen.

Wahren Enthusiasten sind Kälte und Regen egal. Nina Müller zum Beispiel ist am Sonntagmorgen bei Schnee und Streusalz auf den Straßen in Roßhaupten bei Füssen im Allgäu losgefahren, um gegen 11 Uhr zur Saisoneröffnung von „Classics&Coffee“ auf dem Museumshügel vor dem Mercedes-Benz-Museum in Bad Cannstatt zu sein. Passend zu den äußeren Bedingung ist sie mit ihrem „Winterauto“ gekommen, einem wetterfest ausgestatteten „Baby-Benz“, also einem Mercedes 190. Die 24-Jährige hat sich ihren ersten Mercedes aus der Baureihe schon mit 17 gekauft, weil sie einfach ein zuverlässiges Auto wollte. Inzwischen hat sie vier davon, schraubt selbst viel daran herum, wenn sie Zeit dafür hat. Platz für die Autos gibt es auf dem elterlichen Hof.

 

Genaue Regeln, wer vorfahren darf

Die Gärtnerin aus dem Allgäu darf am Sonntag direkt vors Museum fahren, ihr Baby-Benz erfüllt die Kriterien für einen der begehrten Park- und Schauplätze. Wer auf den Museumshügel darf und wer sich eher einen der raren freien Parkplätze entlang der Mercedesstraße suchen muss, darüber entscheidet Marcel Hänsch vom Mercedes-Benz-Museum, der auch einen 190er fährt. Die Veranstaltungsreihe war früher einmal eine Veranstaltung nur für Mercedes-Clubs, seit 2015 ist sie für alle Marken und Modelle offen und findet direkt vor dem Museum statt. Bei den sonntäglichen Treffen waren im vergangenen Sommer insgesamt mehr als 30 000 Besucherinnen und Besucher, an besonders vollen Sonntagen sind über den Tag verteilt mehr als 750 Oldtimer vor dem Museum. An diesem kalten und verregneten April-Sonntag sind es etwa 150 bis 200 Autos, schätzt Hänsch. „Bei Regen ist normalerweise jede Oldtimer-Veranstaltung tot“, sagt er Organisator von „Classics&Coffee“. Mit dem Zuspruch ist er daher um so zufriedener. „Für das Wetter ist das heute super“, freut er sich.

Freude am Fachsimpeln

Barbara und Peter Zander haben eine deutlich kürzere Anfahrt als Nina Müller. Sie wohnen in Bad Cannstatt und sind mit ihrem 560 SEC gekommen, Baujahr 1987, 299 PS, mit Sonderausstattung in Rauchsilber außen und mit Alcantara-Leder drinnen. Die gern fotografierte Auto-Rarität ist seit 23 Jahren im Familienbesitz, erst vor vier Jahren haben sie ihn nach zehn Jahren in der Garage wieder auf die Straße geholt. Was sie selbst überrascht hat: Sie haben den Zündschlüssel reingesteckt, gestartet – und der Wagen ging problemlos an.

Peter Zander ist bei fast jedem „Classics &Coffee“-Sonntag dabei. „Hier lernt man jedes mal viele interessante Leute kennen“, erzählt der Ruheständler. „Manche haben ganz Hallen voll mit Oldtimern.“ Die Zanders haben „nur“ zwei Oldtimer, den SEC und noch einen Oldsmobile Cutlass Convertible, also ein Cabrio. Den wollen sie erst nächsten Sonntag bei hoffentlich besserem Wetter ausfahren, wenn in der Motorworld Böblingen Saisoneröffnung ist.

Fans nehmen weite Wege auf sich

Zu den Liebhaber-Treffen am Museum kommen inzwischen Auto-Enthusiasten aus ganz Deutschland, wenn nicht Europa. An diesem Sonntag erkennt man an den Kennzeichen Gäste aus Gotha, der Südlichen Weinstraße, Dillingen an der Donau in Bayern. Im vergangenen Jahr sei zum Baby-Benz-Treffen sogar einmal eine Clique aus Norwegen mit ihren Autos nach Stuttgart gefahren, erzählt Marcel Hänsch. Stammgast ist auch Michael Werner aus Heilbronn. Er ist mit seinem 123er Mercedes gekommen und wird auch fast jeden Sonntag da sein. Der autobegeisterte ITler ist ein Fan der Marke und kommt nicht nur, um viele Bekannte zu treffen und sich auszutauschen, sondern um ziemlich viele Fotos zu machen. Die lädt er dann auf seinen Instagram-Account „werner.michel“ hoch, wo er inzwischen fast 8000 Follower hat. Auf Facebook sind seine Bilder in der Gruppe Altblech-Legenden Stuttgart zu finden. So bekommen dann auch die Oldtimer-Fans aktuelle Infos von „Classics&Coffee”“ denen das Wetter an diesem Sonntag entweder für sich selbst oder für ihre empfindlichen Liebhaber-Stücke dann doch zu grauslich war.