Das Éclat von Miriam Lehle und Marius Jentschke hat nur noch bis Ende des Jahres geöffnet. Die beiden Schorndorfer wollen wieder mehr Energie und Zeit für andere Projekte haben.

Schorndorf - Es wird was fehlen in Schorndorf, soviel ist klar. Die kleine Villa Kunterbunt, die Miriam Lehle und Marius Jentschke vor bald drei Jahren in der Schorndorfer Altstadt eröffnet haben, sucht ihresgleichen im näheren und weiteren Umland. Umso größer ist die Bestürzung, dass das Éclat, diese besondere Mischung aus Restaurant, Galerie, Vinothek, Konzertlocation und Wohnzimmer zum Ende des Jahres schließen wird.

 

Schuld ist in gewisser Weise die Corona-Krise. Allerdings nicht, weil die Betreiber in wirtschaftliche Nöte geraten sind. „Wir hatten während der Schließzeit endlich mal Zeit, darüber nachzudenken, ob wir uns in fünf Jahren immer noch hier sehen oder nicht“, sagt Miriam Lehle.

Die Gastronomie lässt wenig Raum für andere Projekte

Auf diese Dauer wäre der nächste Pachtvertrag angelegt gewesen. Aus mehreren Gründen haben die beiden Schorndorfer beschlossen, ihn nicht zu verlängern. „Wir sind beide keine Gastronomen, sondern eher Gestalter“, das hatte Marius Jentschke vor der Eröffnung des Éclats gesagt. Und dann war es aber doch die Gastronomie, die all zuviel Energie gebunden hat. Die aufwendige Bürokratie, um die sich Marius Jentschke gekümmert hat. Die ständige Suche nach passendem Personal, welches den besonderen Geist des Lokals vermitteln können sollte. „Ich habe zwei Jahre gekocht. Ich liebe Kochen, aber ich will das nicht den Rest meines Lebens betreiben“, sagt Miriam Lehle, die Modedesignerin ist.

„Eigentlich war der Plan, dass das Éclat unsere home base ist, von der aus wir andere Projekte betreiben. Aber das war nicht möglich“, sagt die 39-Jährige und berichtet von 12-Stunden-Tagen. Nicht möglich sei es auch gewesen, wie geplant regelmäßig Konzerte zu veranstalten. „Unsere Nachbarn waren darüber nicht so happy. Da war ein unterschwelliger Stress da, wir konnten nicht mehr so frei agieren“, sagt Marius Jentschke, der zudem kaum mehr Zeit fand, selbst Musik zu machen: „Dieser Ausgleich, Dinge, die einen stärken, haben gefehlt“, erzählt der 31-Jährige. Haben sie nicht daran gedacht, etwas am Konzept zu ändern, damit es weitergehen kann? „Ich glaube, dass der Zugewinn an Freiheit nicht gereicht hätte. Und wir sind schon so, dass wir immer wieder etwas Neues brauchen“

80 Prozent der Gäste im Eclat waren Stammkunden

Wobei die beiden die Zeit mit dem Éclat nicht missen wollen: „Wir haben viel gelernt, mussten außerhalb unserer Komfortzone agieren, sind erwachsener geworden“, sagt Miriam Lehle. Als großen Schatz empfinden beide, dass 80 Prozent ihrer Gäste Stammkunden sind. „Wir lieben das Gastgeben. Das war alles sehr eng, deswegen haben wir unsere Entscheidung auch früh bekannt gegeben, damit jeder noch mal die Möglichkeit hat, das Éclat zu besuchen“, sagt Miriam Lehle.

Und wer sich ein Stück Éclat mit nach Hause nehmen möchte, hat dazu ebenfalls die Möglichkeit: das Möbellager der beiden ist voll, Stück für Stück soll das besondere Interieur verkauft werden. Den Januar wollen die beiden zudem dazu nutzen, Wein zu verkaufen.

Fortbildung zum Sommelier und Kopf durchlüften

Und dann? „Wir werden in eine kurze Ruhephase eintreten und unseren Kopf durchlüften“, sagt Miriam Lehle. Ihr Partner Marius Jentschke freut sich, mehr Zeit für seine Fortbildung zum Sommelier zu haben: „Ich möchte das Weinwissen vertiefen, das ich mir als Quereinsteiger selbst beigebracht habe“, erzählt er. Die Konzerte im Marmorsaal, der mit dem Weingut Ellwanger kreierte Gin, solche Dinge wird es weiter geben. Ob es anstelle des Éclats ein neues gastronomisches Angebot geben wird, ist allerdings noch nicht klar – auch wenn bereits einige ihr Interesse bekundet haben.