Sie beschmieren Gemälde mit Kartoffelbrei oder Tomatensoße: Aktivisten machen mit Angriffen auf Kunstschätze auf sich aufmerksam. Die Grüne Claudia Roth hat eine klare Meinung dazu.

. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hält Attacken von Klimaaktivsten der „Letzten Generation“ auf Gemälde berühmter Meister für einen Irrweg. „Kunst für den Klimaschutz zu attackieren - das ist aus meiner Sicht definitiv der ganz falsche Weg“, schrieb sie in einem Beitrag für das Münchner Magazin „Focus“, der am Freitag erscheint. Der Schaden sei groß und treffe die Falschen. Der Klimaaktivist Kim Schulz verteidigte die Aktionen.

 

Die „Letzte Generation“ hatte am Sonntag im Potsdamer Barberini-Museum ein Gemälde des Impressionisten Claude Monet angegriffen. Zwei Personen schütteten dabei Kartoffelbrei auf die Glasscheibe vor dem Bild „Les Meules“ (Die Getreideschober). In London hatten Aktivistinnen vor einigen Tagen ein Gemälde von Vincent van Gogh mit Tomatensuppe attackiert.

Grünen-Politikerin: Protest darf nicht willkürlich sein

Roth, die selbst aus der politischen Protestbewegung kommt, stellte klar, dass Protest zur Demokratie gehöre. Sie verstehe den Frust und Ärger gerade der jüngeren Generation sehr gut. Allerdings seien Attacken auf Kunstwerke keinesfalls Aktionsformen, die hier etwas bewirkten. Im Gegenteil, damit würden Kunstschätze angegriffen, die Teil des europäischen und weltweiten Kulturerbes seien. Protest dürfe radikal sein, aber nicht willkürlich, argumentierte die Grünen-Politikerin.

Der Klimaaktivist Kim Schulz, selbst Mitglied der „Letzten Generation“, hatte am Dienstagabend in der Sendung „Kulturzeit“ bei 3sat gesagt, er trage in sich die große Hoffnung, dass solche Proteste eine Veränderung herbeiführen.

„Letzte Generation“: Was dahinter steht

Auf die Frage, ob er manchmal Zweifel an seinen Aktionen habe, sagte Schulz: „Diese Frage stelle ich mir natürlich jeden Tag, und ich komme aber jeden Tag zu dem Ergebnis, dass ich alles andere schon versucht habe.“ Man könne nicht hinnehmen, dass eine Krise existiert, „die unser aller Leben bedroht“. „Das ist eine Frage von Leben und Tod. Und da sehe ich nicht, wie ich moralisch verantworten könnte, woanders zu sein als hier auf diesen Straßen, um diesen Widerstand zu leisten, den es jetzt braucht, damit die Regierung handelt“, sagte Schulz.

Seit Anfang dieses Jahres blockieren Mitglieder der „Letzten Generation“ Straßen und Autobahnzufahrten, indem sie sich auf dem Asphalt anleimen, zuletzt klebten sie sich in mehreren Museen auch an Rahmen von Kunstwerken fest.