Der Titel des freien Remakes ist einem Gemälde des englischen Malers David Hockney entlehnt. Dessen „A Bigger Splash“ zeigt das seltsam tote Areal einer kalifornischen Villa mit Palmen und Pool. Nur eine hoch aufspritzende Wasserfontäne verrät, dass eben ein menschlicher Körper die Wasseroberfläche durchschlagen hat, ansonsten ist Hockneys Szenerie menschenleer.

 

Auch in Guadagninos Film scheint das Refugium von Marianne und Paul wie von der Welt abgekoppelt, eine von Sonne und Wind malerisch ausgezehrte Landschaft, in der höchstens ein paar Kakteen und knorrige Bäume gedeihen. Mariannes teure, elegante Garderobe, auf die der Kameramann Yorick Le Saux besonderes Augenmerk legt, dient als Schutzhaut gegen äußere Erschütterungen.

Bevor Rock’n’Roll zum Schwindel wurde

Mit Harry hält jedoch nicht etwa das Leben wieder Einzug in die selbst gewählte Isolation, sondern die Vergangenheit, der Marianne entgehen wollte. Während Harry Klassiker von den Rolling Stones auflegt, die er früher einmal produziert hatte, fantasiert er sich zurück in die gute alte Zeit, als Rock ’n’ Roll ein Versprechen von Freiheit war und nicht bloß ein lukrativer Schwindel. Wie harsch auch Marianne der Ausverkauf einstiger Ideale angeht, offenbart sich in einer kleinen Szene, in der sie Penelope traurig lächelnd ihr letztes Album mit dem vielsagenden Titel „Dead Revolution“ schenkt.

Dass die leidenschaftliche Hassliebe zwischen Marianne und Harry wieder aufflammt, dass sich auch die erotische Anziehung zwischen Paul und Penelope intensiviert, erscheint unter diesen Bedingungen unausweichlich. Während die verstummte Sängerin und der gealterte Hippie als Relikte einer alles überstrahlenden, verklärten Vergangenheit vor allem das Ideelle teilen, sucht Paul mithilfe der Kindfrau Penelope nach der eigenen Unbeschwertheit im Hier und Jetzt.

Wo sind die Ideale?

Zwar folgt Guadagnino einer streckenweise banalen Dramaturgie, die schon in Derays Film die Katastrophe allzu absehbar erscheinen ließ. Dafür irritiert seine Version stärker in den wenigen Szenen, in denen die dekadente Selbstvergessenheit der exquisit kaputten Gestalten von der Wirklichkeit gestört wird. So trifft das Elend gestrandeter Flüchtlinge, die orientierungslos durch die Dünen wandern, die vier unvorbereitet, als wüssten sie nicht, was in der Welt vor sich geht. Aber es schmerzt sie nicht. Darin liegt die bittere Ironie: Diejenigen, die mit ihren Idealen früher einmal andere entflammen wollten, tragen keinen Funken mehr in sich.

Der Titel des freien Remakes ist einem Gemälde des englischen Malers David Hockney entlehnt. Dessen „A Bigger Splash“ zeigt das seltsam tote Areal einer kalifornischen Villa mit Palmen und Pool. Nur eine hoch aufspritzende Wasserfontäne verrät, dass eben ein menschlicher Körper die Wasseroberfläche durchschlagen hat, ansonsten ist Hockneys Szenerie menschenleer.

Auch in Guadagninos Film scheint das Refugium von Marianne und Paul wie von der Welt abgekoppelt, eine von Sonne und Wind malerisch ausgezehrte Landschaft, in der höchstens ein paar Kakteen und knorrige Bäume gedeihen. Mariannes teure, elegante Garderobe, auf die der Kameramann Yorick Le Saux besonderes Augenmerk legt, dient als Schutzhaut gegen äußere Erschütterungen.

Bevor Rock’n’Roll zum Schwindel wurde

Mit Harry hält jedoch nicht etwa das Leben wieder Einzug in die selbst gewählte Isolation, sondern die Vergangenheit, der Marianne entgehen wollte. Während Harry Klassiker von den Rolling Stones auflegt, die er früher einmal produziert hatte, fantasiert er sich zurück in die gute alte Zeit, als Rock ’n’ Roll ein Versprechen von Freiheit war und nicht bloß ein lukrativer Schwindel. Wie harsch auch Marianne der Ausverkauf einstiger Ideale angeht, offenbart sich in einer kleinen Szene, in der sie Penelope traurig lächelnd ihr letztes Album mit dem vielsagenden Titel „Dead Revolution“ schenkt.

Dass die leidenschaftliche Hassliebe zwischen Marianne und Harry wieder aufflammt, dass sich auch die erotische Anziehung zwischen Paul und Penelope intensiviert, erscheint unter diesen Bedingungen unausweichlich. Während die verstummte Sängerin und der gealterte Hippie als Relikte einer alles überstrahlenden, verklärten Vergangenheit vor allem das Ideelle teilen, sucht Paul mithilfe der Kindfrau Penelope nach der eigenen Unbeschwertheit im Hier und Jetzt.

Wo sind die Ideale?

Zwar folgt Guadagnino einer streckenweise banalen Dramaturgie, die schon in Derays Film die Katastrophe allzu absehbar erscheinen ließ. Dafür irritiert seine Version stärker in den wenigen Szenen, in denen die dekadente Selbstvergessenheit der exquisit kaputten Gestalten von der Wirklichkeit gestört wird. So trifft das Elend gestrandeter Flüchtlinge, die orientierungslos durch die Dünen wandern, die vier unvorbereitet, als wüssten sie nicht, was in der Welt vor sich geht. Aber es schmerzt sie nicht. Darin liegt die bittere Ironie: Diejenigen, die mit ihren Idealen früher einmal andere entflammen wollten, tragen keinen Funken mehr in sich.