Im Remake von „Der Swimmingpool“ liefern sich Tilda Swinton und Ralph Fiennes ein Duell. Sie spielt den Rockstar in Auszeit, er den Ex-Manager und Ex-Mann, der wieder in ihr Leben platzt.

Stuttgart - Das Stadion ist vollgestopft mit johlenden Fans. Wo zur Hölle bleibt die Musik? Marianne Lane (Tilda Swinton) tritt auf die Bühne, sichtlich nervös, trotz silbernem Glitzeranzug und dickem Make-up. Sie starrt in die Menge, als wäre es für sie das erste Mal: Alle diese Leute, die nur sie wollen!

 

Schon in den ersten Minuten von Luca Guadagninos atmosphärischem Drama „A Bigger Splash“ spürt man den Druck, der auf Marianne lastet und ihr nach diesem Konzert vollends die Stimme verschlagen wird. Von Neil Young stammt die grimmige Zeile „It’s better to burn out than to fade away“, auszubrennen sei besser, als langsam zu verblassen. Marianne, als extravagante Bühnenfigur eine Kreuzung zwischen Annie Lennox und David Bowie, scheint eher der zweiten Option zugetan. Nach einer Kehlkopf-OP zieht sie sang- und klanglos mit ihrem Freund Paul (Matthias Schoenaerts) ins Exil auf die italienische Vulkaninsel Pantelleria.

Störung beim Wundenlecken

In der Ödnis wollen die beiden ihre Wunden lecken, denn auch Paul ist ein von Depressionen, Alkohol und den Spätfolgen eines ominösen Unfalls Versehrter. Doch die Ruhe, die das Paar so dringend braucht, währt nicht lange. Harry (Ralph Fiennes), Mariannes Ex-Produzent und verflossener Liebhaber, platzt zusammen mit seiner fast erwachsenen Tochter Penelope (Dakota Johnson) in die Zweisamkeit und geht bald jedem mit seinem unentwegten Geplapper, seiner Profilierungssucht und den ständig wechselnden Launen auf die Nerven. Außerdem rempelt er gegen Paul, den er einst mit Marianne verkuppelt hatte.

Der Plot ist nicht neu; „A Bigger Splash“ beruht locker auf Jacques Derays schwülem Beziehungskrimi „Der Swimmingpool“ (1969), in dem Romy Schneider und Alain Delon das Liebespaar gaben. Wer den alten Streifen kennt, weiß, dass diese Geschichte um Liebe, Eifersucht und erotische Verwicklungen nicht gut ausgehen wird. Aber Guadagninos zeitgemäße Adaption des Stoffs ist aufgrund ihrer vielfältigen Bezüge weit mehr als ein schick inszenierter Aufguss.