Am Broadway hat ein Musical über die Affäre von Bill Clinton und Monica Lewinsky Premiere. Gleich zwei Sänger verkörpern die Figur des früheren US-Präsidenten, der sich in Staatsmann und Schürzenjäger spaltet.

New York - Die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton ist derzeit dauerpräsent in den US-Medien. Man kann zur Talk-Show-Zeit am späten Abend kaum mehr den Fernseher einschalten, ohne sie bei irgendwem auf der Couch zu sehen. So war sie zu Beginn der Woche bei Komiker Jon Stewart zu Gast, um auch dort ihre Memoiren „Hard Choices“ zu bewerben. Natürlich wollte Stewart sie dazu bewegen, endlich offiziell ihre Präsidentschaftskandidatur für 2016 bekannt zu geben. Eine seiner Fangfragen lautete: „Was würde denn passieren, wenn sie einfach aus der Öffentlichkeit verschwänden?“ Hillary Clintons Antwort: „Oh, ich glaube, da würden viele Leute arbeitslos.“

 

In der Tat beschäftigen die Clintons seit ihrer gemeinsamen Zeit im Weißen Haus eine komplette Branche. Es gibt Romane und Cartoons über das Politikerpaar, das seit 20 Jahren seinen festen Platz in der US-Kultur einnimmt. Man hat Fernsehserien und Spielfilme über sie gedreht und es gibt keinen Comedian, der nicht mindestens eine Clinton-Nummer im Repertoire hat. Das neueste Kapitel ist das Musical, das an diesem Freitag am Broadway eröffnet.

Die Lewinsky-Affäre fasziniert noch immer

Nach seinem Erfolg beim Fringe Festival in Edinburgh versucht sich das satirische Musiktheater, das sich vornehmlich um die Lewinsky-Affäre und die Ehe der Clintons dreht, nun auf dem härtesten Theatermarkt der Welt. Das Stück sorgt schon im Vorfeld für Trommelwirbel. Die Faszination der Lewinsky-Affäre und der Art und Weise, wie sich an ihr die Mechanismen der Macht offenbarten, ist auch 16 Jahre später noch ungebrochen.

Das zeigt sich schon alleine daran, dass Monica Lewinskys ausführliche Bekenntnisse darüber, wie sie damals von der politischen Maschine zerrieben wurde und wie die Affäre bis heute ihr Leben bestimmt, in diesem Juli den Titel der Zeitschrift „Vanity Fair“ ziert. Das Musical selbst ist leichter. Es zeigt zwei Bill Clintons, von unterschiedlichen Schauspielern dargestellt: Den hochintelligenten, charismatischen und leidenschaftlichen Politiker und den „Saturday Night Bill“, der seine Triebe nicht im Zaum halten kann.

Die ersten zehn Vorstellungen waren sofort ausverkauft

Das gibt allerlei Komik her, etwa wenn der Politiker in einem Song an seiner Rede zur Lage der Nation arbeitet und es ihm nicht gelingt, anzügliche Metaphern zu vermeiden. Präsident Jeckyll und Mr. Hyde ringen unterhaltsam um einen salonfähigen Text. Über die Dynamik des Power-Paares Bill und Hillary, die ja das eigentliche Faszinosum darstellt, erfährt man allerdings nichts Interessantes.

Dennoch waren die Vorstellungen für die ersten zehn Tage im Handumdrehen ausverkauft und alle maßgeblichen Medien rezensierten das Stück. Das „Time-Magazine“ stellte eine Wunschliste von Songs zusammen, die man gerne auf der Bühne hören wollte. Darunter „Stand by Me“ und „Fool on the Hill (ary)“. Dieser Humor zeugt von einer gelassenen Normalität angesichts eines weiteren Kapitels der langen Clinton- Pop-Geschichte, zu der ein Phillip-Roth-Roman („Der menschliche Makel“) ebenso gehört wie eine Simpsons-Episode.

Ein George-Bush-Stoff wäre nicht witzig genug

Erstaunlich daran ist eigentlich nur, wie die Faszination der Pop-Kultur mit den Clintons die Generationen überdauert. In seinem ersten Wahlkampf 1992 konnte Bill Clinton noch die Baby-Boomer mit einem Fleetwood-Mac-Song vom Hocker reißen. Jetzt tritt Miley Cyrus mit einer Clinton Maske auf und lässt eine Lewinsky-Figur vor sich auf die Knie gehen. Natürlich geht es den Obamas nicht anders, Politik und Pop gehören in den USA untrennbar zusammen. Die Clintons waren lediglich das erste First Couple, das voll von der Pop-Kultur vereinnahmt wurde. Und sie sind sicher bis heute das dankbarste Subjekt. George Bush hingegen gab einfach zu wenig her. Insofern kann dessen Tochter Jenna Bush aufatmen. In ihrer Fernsehsendung sagte sie, sie hoffe, dass ein Bush-Musical nicht als nächstes dran wäre. Der Stoff wäre einfach nicht witzig genug.