Was wäre das Leben ohne Abendprogramm? Das fragen sich in Stuttgart derzeit viele Leute - weil die Orte, an denen das Abendprogramm stattfindet, es ziemlich schwer haben. Aus diesem Grund haben sich Vertreter der Club- und Kulturszene zum Club Kollektiv Stuttgart zusammengeschlossen.

Stuttgart - Es ist vollbracht. Schon lange schwirrt das Vorhaben in den Köpfen vieler umher, fast ein Jahr hat es trotzdem noch gedauert bis zur Gründung. Seit Freitag aber ist es offiziell: Stuttgart hat sein erstes Club Kollektiv. Im Moment besteht der Interessenverband aus vierzehn Vertretern der Live- und Clubszene, darunter Café Galao, Club Schocken, Keller Klub, Rocker 33, aber auch Veranstalter wie C2 Concerts, Moderne Welt und SKS Michael Russ.

 

„Wir möchten Betreiber und Mitarbeiter von Kneipen und Clubs in unseren Reihen haben, genauso wie Booker, Veranstalter oder Blogger, die etwas mit der Thematik zu tun haben – so entsteht eine Vielfalt, von der wir alle profitieren“, sagt Paul Woog vom Konzertveranstalter SKS Michael Russ, einer von den drei frisch gewählten Vorsitzenden des Club Kollektivs. Seine beiden Mitstreiter sind Carlos Coelho vom Rocker 33 und Manuel Klink vom Blog Es ist Liebe, der sich mit elektronischer Musik in all ihren Facetten auseinandersetzt. Die Geschäftsführung des Verbandes wurde dem Chef des Popbüro Stuttgart, Peter James, übertragen.

Nun, was will das Club Kollektiv Stuttgart? Ganz einfach: Es will in erster Linie die Interessen der Club- und Livemusikszene bündeln und dieselbe vertreten. „Die Kultur- und Clubszene braucht eine gemeinsame Stimme, damit wir geschlossen auftreten können“, sagt Carlos Coelho. Lose Verbindungen zwischen den einzelnen Vertretern der Szene bestünden schon seit Jahren. Die Notwendigkeit diesen Verbindungen einen offiziellen Charakter zu geben, sei vor allem in den vergangenen Monaten immer deutlicher geworden. Durch die ersatzlose Schließung der Röhre und anderer Spielstätten mache sich das Gefühl breit, mehr Lobbyarbeit für den Club- und Konzertbetrieb leisten zu müssen. Auch diese Aufgabe steht auf der Agenda des Club Kollektivs. „Wir möchten um Verständnis werben, und mit den Verantwortlichen nach Lösungen suchen“, sagt Coelho weiter.

Auch Clubs tragen zur kulturellen Vielfalt bei

Clubs und Konzertveranstalter leisten einen wesentlichen Beitrag zur Kultur Stuttgarts, sagt auch Paul Woog: „Die Stadt muss anerkennen, dass zur Kultur nicht nur Oper und Ballett gehört, sondern auch kleine Livekonzerte und Partys in Clubs. Das erst macht die kulturelle Vielfalt einer Stadt aus.“ Und: die Attraktivität einer Stadt. „Damit kann man auch Fachkräfte anlocken, mit einer großen Auswahl an Bars und Clubs, in denen man sich nach der Arbeit trifft, sich unterhält und Spaß hat.“ Es sei wichtig, dass das, was da passiert, wertgeschätzt werde und im nächsten Zug bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden, die da wären: mehr Räume, bessere Werbemöglichkeiten, geringere Auflagen und Ordnungsbestimmungen.

Natürlich steht das Club Kollektiv noch ganz am Anfang. In Hamburg oder Berlin hat man die Interessen schon lange gebündelt und kann auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück blicken. Die Stuttgarter sind jetzt erst mal dabei, ihre Homepage aufzubauen und mehr Mitglieder zu gewinnen. Als weitere Schritte plant das Kollektiv Podiumsdiskussionen und eine Vorstellungsrunde bei den Fraktionen im Stuttgarter Gemeinderat, um auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen. Der Möglichkeit einer vernünftigen und respektvollen Kommunikation zwischen den Protagonisten des Nacht- und Kulturlebens und den Vertretern der Stadt könnte man mit der Gründung des Kollektivs aber schon einen ganzen Schritt näher gekommen sein.