Für Unruhe unter den Fußballvereinen im Bezirk Enz-Murr hatte der SV Perouse schon im Frühjahr gesorgt: Nachdem der Club wegen Spielermangels drei Partien in der Bezirksliga absagen musste, stand er Ende März als erster Absteiger fest.
Da der Club die Mannschaft jedoch nicht vom Spielbetrieb abmeldete, gewährte ihm der Verbandsspielausschuss einen Neuanfang in der Kreisliga A – was beim TSV Flacht für Aufregung sorgte, dem damit als Viertletztem ein Abstieg in die Kreisliga B gedroht hätte. Beim Staffeltag wurde nach geheimer Abstimmung beschlossen, dass auch der TSV Flacht in der Kreisliga A bleiben darf – was sich als weise Entscheidung erwiesen hat.
Doch die Bemühungen des SV Perouse für einen Neustart in der Kreisliga A blieben ohne Erfolg. Am 21. August, einen Tag vor Frist-ende, meldete der Rutesheimer Teilortverein die Mannschaft vom Spielbetrieb ab – und zwar nicht aus sportlichen Gründen. „Wir hatten genügend Spieler und einen Trainer. Aber uns fehlen ausreichend qualifizierte Mitglieder für entscheidende Positionen – insbesondere die des Abteilungsleiters und des Spielleiters“, erklärt Roland Krebs. Der zweite Vorsitzende ist der Fels in der Brandung angesichts all der Wellen, die seit einiger Zeit auf den Verein einstürzen – denn auch die Position des Clubchefs beim SV Perouse ist nicht besetzt.
Laut Roland Krebs liegen die Probleme des Vereins – wie bei vielen anderen im Altkreis – unter anderem an der Altersstruktur der Mitglieder. Reinhard Giek, der langjährige Abteilungsleiter und Sponsor der Fußballer, hat sich aus gesundheitlichen Gründen ebenso zurückgezogen wie der langjährige Spielleiter Heinz Bündert. „Heinz kann seine Wohnung nicht mehr verlassen“, deutet Roland Krebs die Schwere der Erkrankung an.
Keine Ehrenamtlichen zu finden
Monatelang haben Roland Krebs und andere Führungskräfte nach Nachfolgern unter den Mitgliedern Ausschau gehalten – vergeblich. „Mit einem Interessenten waren wir in aussichtsreichen Gesprächen. Aber am Ende hat auch er abgesagt, weil bei uns einfach einige Strukturen nicht da sind und für zu viele Aufgaben Helfer fehlen“, berichtet der zweite Vorsitzende. Und dem Trainerteam habe man diese zu dem ohnehin schon großen Päckchen, das sie zu schultern gehabt hätten, nicht auch noch aufbürden wollen. „Also haben wir das Team kurzfristig abgemeldet, weil wir vermeiden wollten, dass das sonst wieder mitten in der Saison zum Thema wird“, führt Roland Krebs aus.
Die Hoffnung auf Fußball in Perouse in der Zukunft hat der Funktionär noch nicht aufgegeben. „Wir hoffen, dass wir in der nächsten Saison wieder eine Mannschaft stellen“, sagt Roland Krebs. Die Hoffnung ruht auf einem Häuflein engagierter Ehemaliger und Freizeitkicker sowie einigen jüngeren Fußball-Interessierten. „Das sind alles Perouser“, nennt das Vorstandsmitglied das Hauptargument für die Zuversicht.
Kein Jugendfußball beim SV möglich
Zerschlagen haben sich für ihn die Versuche, auch Jugendfußball in Perouse zu etablieren. „Befähigte Jugendtrainer hätten wir, aber die Jugendlichen gehen lieber zur SKV Rutesheim“, hat er festgestellt. Auch eine Kooperation mit dem Nachbarn im Jugendbereich in den vergangenen Jahren habe keine Früchte getragen. „Jugendfußball ist beim SV Perouse nicht möglich“, lautet die ernüchternde Bilanz von Krebs. Zwar seien knapp 300 Vereinsmitglieder in einem Ort mit 1200 Einwohnern keine schlechte Quote, doch die Alterspyramide habe ein zu geringes Fundament und eine breite Spitze.
Zwei Absteiger stehen schon fest
Wie genau die Zukunft der Fußballabteilung beim SV Perouse aussieht, steht noch in den Sternen. Klar ist derzeit nur, dass die Kreisliga A2 Enz/Murr statt mit geplanten 16 Mannschaften nur mit 14 spielt, nachdem auch noch die SGM TSC/TDSV Kornwestheim II kurzfristig ihre Mannschaft vom Spielbetrieb abgemeldet hat. Somit wird es in der Liga nur noch einen Direktabsteiger und einen Relegationsteilnehmer geben.
Und beim SV Perouse könnte die Ära von Reinhard Giek noch Nachwirkungen haben. Laut Auskunft von Roland Krebs ist der langjährige Abteilungsleiter und Sponsor nicht mehr Mitglied des Vereins – über die Hintergründe hüllt sich der zweite Vorsitzende in Schweigen. Über diese sollen die Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung am 22. November informiert werden.