Züchter kommen dafür aus aller Welt. Einer sogar aus den USA.

Leonberg - Überall stehen Zelte, in denen Hunde liegen. Hundebesitzer verpassen ihren Lieblingen noch den letzten Schliff oder warten nervös, bis es endlich losgeht – zwischendrin tummeln sich fast 200 Leonberger Hunde. Doch neben der Moderation der Jury und einigen Unterhaltungen ist es ruhig bei der Schönheitsausstellung der Leonberger Hunde an diesem Sonntag – kein Gebell, kein Rumrennen und keine Unarten. Der Leonberger ist ein gemütlicher Riese, den nichts so schnell aus der Ruhe bringen lässt.

 

Jedes Jahr am letzten September-Wochenende kommen Züchter aus aller Welt zur Clubschau aufs Leonberger Vereinsgelände. „Die Züchter kommen von überall her: Frankreich, Tschechien, Ungarn, Italien, England, sogar aus Russland und den USA sind sie angereist“, erzählt Holger Munzlinger, der Ausstellungsleiter. „Der Erfolg hier ist für die Züchter besonders wichtig, da die Rasse hier ihren Ursprung hat. Außerdem ist es die größte Schau in ganz Deutschland“, erklärt er weiter.

Mysteriöse Krankheit im Norden

Gewöhnlich kommen auch Züchter und Interessenten aus Skandinavien, doch seit einigen Wochen geht dort eine mysteriöse Krankheit um, die schon viele Hunde das Leben kostete. „Wir bedauern das sehr. Doch leider mussten wir aus Vorsicht den Züchtern aus Skandinavien absagen, sodass diese heute leider nicht mit von der Partie sind“, berichtet Holger Munzlinger. Trotz allem dürfen sich die Veranstalter über 189 Meldungen freuen.

Darunter ist auch der Amerikaner Michael Shumway aus Michigan. Seine Liebe zu den Leonbergern entdeckte er 2001 während eines Urlaubs in Frankreich. Die Hotelbesitzer besaßen zwei Leonberger, die ihn quasi magisch anzogen. Es dauerte allerdings zwei Jahre, bis er zu seinem ersten eigenen Leonberger kam, was er darauf zurückführt, dass die Rasse eben so selten sei.

Kontakte sind sehr wichtig

Mittlerweile ist er nun schon zum fünften Mal zu Gast in Leonberg. Das erste Mal kam er ohne Hund, um sich ein Bild von der Schau zu machen und sich darauf vorbereiten zu können. Doch mittlerweile ist er ein alter Hase und kennt sich bestens aus. „Ich komme aus zwei Gründen gerne hierher. Zu einem ist das hier der beste Ort um zu lernen, wie du deinen Hund bei einem Wettbewerb vorstellst und am besten zur Schau stellst. Und ganz nebenbei ist es schön, alte Bekannte wieder zu treffen, aber auch natürlich neue Freundschaften und Kontakte zu knüpfen. Bei einer Rasse, die nicht so sehr verbreitet ist, sind Kontakte extrem wichtig“, meint Michael Shumway.

Etwa zwei Monate im Voraus beginnt der Amerikaner mit der Vorbereitung und Planung seines Trips. Den Flug für sich und seine Hündin „Legacy’s Lady Camilla“ buchen, Hotels suchen und einen Mietwagen reservieren sind bei weitem nicht alles. Der Tierarzt muss Dokumente darüber ausstellen, dass der Hund gesund ist, unter anderem gegen Tollwut geimpft wurde und so weiter. „Das ist typischer Papierkram, das dauert einfach immer ewig. Dieses Mal hatte ich alle notwendigen Dokumente einen Tag vor Abflug zusammen, also das war wirklich sehr knapp“, erzählt der Amerikaner.

Mit Mann, Sohn und drei Hunden

Um Legacy’s Lady Camilla gut auf den langen Flug in einer speziellen Transportbox vorzubereiten, legt er Wert auf ein langes Training davor. „Dann macht es ihr nichts aus, so lange in der Box zu sein“, sagt er. Insgesamt bleibt Michael Shumway mit seiner Hündin für fünf Wochen in Deutschland, um an mehreren Schauen teilzunehmen und sie anschließend decken zu lassen.

Ebenfalls jedes Jahr dabei ist Elena Kraskova aus Moskau. Dieses Jahr ist sie mit ihrem Mann, ihrem Sohn und ihren drei Leonbergern angereist. Das Besondere an ihrer Reise: Die Familie fliegt nicht nach Deutschland, so wie viele andere es tun, sondern fährt mit dem Auto. Drei Tage sind sie in ihrem Minivan unterwegs, übernachtet wird in Hotels. „Den Hunden macht die lange Fahrt nichts aus. Wir machen ja regelmäßige Pausen im Abstand von vier bis fünf Stunden, um ein wenig spazieren zu gehen. Danach springen sie auch freiwillig wieder ins Auto“, erzählt Elena Kraskova.

Wohin geht die Zucht?

Zum 17. Mal ist die Russin nun schon dabei und kommt sogar zwei Mal im Jahr nach Leonberg, einmal im Mai und wie jetzt im September. „Mir ist es wichtig zu sehen, wohin die Zucht geht und was Neues kommt, damit ich informiert bin, worauf ich bei der Züchtung Acht geben muss“, erklärt die Russin.

Damit die Gäste der Clubschau nicht zwingend ins Hotel müssen, haben sie die Möglichkeit, gleich neben dem Vereinsgelände zu campen. Das ist aber auch nicht selbstverständlich. „Ich möchte mich bei den umliegenden Vereinen bedanken, dass sie uns Teile ihres Vereinsgeländes zur Verfügung stellen. Wir wissen das wirklich sehr zu schätzen“, erzählt Holger Munzlinger.