Mit einem gemeinsamen Konzept wollen Polizei und Stadt Stuttgart die Sicherheit in Clubs verbessern. Sie suchen das Gespräch mit den Betreibern.

Stuttgart - "Du kommst hier nicht rein." Diese Worte dürften vielen Discothekenbesuchern bekannt vorkommen. Denn im Einlassbereich entscheiden häufig die Türsteher, wer einen Club betreten darf und wer nicht. Doch nicht immer lassen sich die Gäste einfach abweisen. So kommt es - auch in Stuttgart - manchmal zu verbalen oder gewalttätigen Auseinandersetzungen.

 

Aber das ist noch lange nicht alles. Denn vereinzelt, so der Stuttgarter Kriminalrat und Experte für organisierte Kriminalität, Andreas Krombacher, versuchen auch organisierte Gruppen eine Vormachtstellung in der Türsteherszene zu erlangen und lukrative Türen verschiedener Discotheken zu besetzen.

Als Beispiel für ein solches kriminelles Vorgehen nennt Krombacher einen Fall aus dem Jahr 2009. Damals hatten fünf Männer der Türstehergruppe Budo-Can den Betreiber einer Discothek in der Eberhardstraße erpresst und ihn so unter Druck gesetzt, dass er sie daraufhin als Türsteher beschäftigte. Einige von ihnen sollen außerdem mit verbotenen Anabolika gehandelt haben - bis die Polizei zuschlug und die Männer im Mai 2009 festnahm.

Informationsveranstaltung für Gaststättenbetriebe

Um solchen Fällen künftig vorzubeugen, haben die Polizei und das Ordnungsamt jetzt ein gemeinsames Konzept entwickelt, das eine engere Zusammenarbeit mit den Clubbetreibern vorsieht. In einem ersten Schritt haben die Verantwortlichen Ende August ein Schreiben an rund 40 Discotheken verschickt.

Damit, so der Kriminalrat Andreas Krombacher, wolle man die Betreiber sensibilisieren, über das Thema Schutzgelderpressung informieren und bei Bedarf die Unterstützung von Polizei und Ordnungsamt anbieten. "In Stuttgart haben wir zwar kein massives Problem mit gewalttätigen oder organisierten Türstehern", sagt Andreas Krombacher, "dennoch möchten wir zur Prävention mit den Discothekenbetreibern im Gespräch bleiben und enger mit ihnen zusammenarbeiten."

Dazu wollen Polizei und Ordnungsamt Ende 2011 eine Informationsveranstaltung für ausgewählte Gaststättenbetriebe anbieten. In diesem Rahmen, so der stellvertretende Leiter der Gewerbe- und Gaststättenbehörde, Benno Bartosch, wolle man den Betrieben aufzeigen, welche Probleme es mit Türstehern geben kann.

Regelmäßiger Runder Tisch vorgeschalgen

"Außerdem möchten wir darüber informieren, welche Konsequenzen den Betreibern drohen, wenn der Türsteher einer Discothek beispielsweise nicht über die gesetzlich vorgeschriebene Sachkundeprüfung verfügt", so Bartosch. Diese Prüfung belegt, dass ein Türsteher die rechtlichen Rahmenbedingungen seiner Tätigkeit kennt und etwa weiß, wann er einen Gast abweisen oder durchsuchen darf. Auch die Sicherheit der Discothekenbesucher soll mit dem Konzept von Polizei und Ordnungsamt künftig verbessert werden - beispielsweise durch Schulungen und bessere Qualifikationen der Türsteher. Außerdem soll es je nach Anlass spezielle Auflagen für die Clubbetreiber und vermehrte Kontrollen geben.

Der Betreiber des Lehmann-Clubs im Stuttgarter Bosch-Areal, Christian List, hat zwar selbst noch keine schlechten Erfahrungen mit rüden Türsteherbanden gemacht, die Idee von Ordnungsamt und Polizei, vermehrt in einen Dialog mit den Clubbetreibern einzusteigen, hält List aber dennoch für einen Schritt in die richtige Richtung.

"Ich finde es wichtig, solche Probleme anzugehen und Erfahrungen miteinander auszutauschen", so List. "Deshalb haben wir dem Ordnungsamt nun auch vorgeschlagen, einen regelmäßigen Runden Tisch zu diesem Thema einzurichten." Schließlich, so der Clubbetreiber weiter, zeige die Initiative von Stadt und Polizei, dass das Problem mit organisierten Türsteherbanden aktuell sei und deswegen entsprechend angegangen werden müsse.