Das Markenzeichen der Romy S. war und ist in den vergangenen Jahren elektronische Tanzmusik. Allerdings hat man seit Herbst 2015 das Wochenende aufgeschlüsselt: Freitags setzt man ausschließlich auf HipHop und am Samstag behält man das House/Techno-Programm inklusive namhafter Bookings bei. Geht es also ganz ohne HipHop momentan einfach nicht? Romy S. Clubpromoter Patrice Grad antwortet darauf diplomatisch: „Wir haben im Sommer gemerkt, dass es für uns einfacher ist, den Freitag an Veranstalter abzugeben. Da wir so oder so schon die Nachtschicht-Veranstalter an zwei Tagen im Club hatten, war das einfach ein logischer Schritt.“ Der Freitag im Romy hat sich stabilisiert, während zuvor die Besucherzahlen schwankten.

Zwar gilt in den letzten Jahren als ungeschriebenes (Stuttgarter) Nachtgesetz, dass ein Laden ein einheitliches Musikprogramm fahren und nicht mit „Freitag dies und Samstag das“ die Gäste verwirren sollte, aber in der Romy S. funktioniere das „super“, meint Patrice. „Die Nachtschicht hat ihre Stammgäste und unser eigenes Netzwerk läuft auch wie geschmiert.“ Nur hin und wieder würde sich ein Gast am Tag irren, „aber das ist wirklich maximal ein- bis zweimal im Monat.“ Bedeutet auch, dass sich die Tage nicht gegenseitig befruchten? „Das sind schon zwei Welten“, meint Patrice. Also eher nicht.

 

Beim Thema Elektro ist Stuttgart ein stabiler Spot

Im Lehmann wird wenig kombiniert: bis auf die monatliche Lovepop ist der Club im Bosch Areal längst nahezu durchweg ein „Home for Techno“, so der hauseigene Claim. Die Leser des Branchenblatts FACEmags wählten das Lehmann kürzlich auf Platz 2 in der Kategorie „Best Club“ - auf der eins steht da traditionell unverwüstlich das Berliner Berghain. Die jahrelange Arbeit hat sich ausgezahlt, im März feiert man an drei Tagen siebenjähriges Jubiläum, auf das man unter anderem die Chicago Legende Green Velvet eingeladen hat. Das eigene Label soll dieses Jahr auch noch an den Start gehen, verrät Lehmann Booker und Resident Raphael Dincsoy, den man auch gut und gerne als eines der Gesichter des Lehmanns bezeichnen kann.

Der Techno-DJ und Produzent nimmt „in Stuttgart fast ausschließlich Techno bzw. Clubs mit elektronischer Musik als Schwerpunkt wahr“, da die Clubs oder Events auch überregional präsent seien. „Was die elektronische Musikszene angeht, ist Stuttgart auf jeden Fall ein richtig stabiler Spot.“ Im Event/Club-Bereich sei eigentlich fast schon wieder zu viel angeboten, meint er. Das würde man eher merken als Club, als das scheinbar die aktuelle Partygeneration gefühlt fast nur zu HipHop feiert. „Eigentlich ist doch elektronische Musik stärker als je zu vor“, meint Raphael. Global gesehen ist das sicherlich richtig.

"Too cool to dance"-Typen nerven

Was für Trends gibt es in der elektronischen Szene? „Die Reise geht eher rückwärts als vorwärts. Alles soll auch möglichst alt und analog klingen.“ Außerdem: Je melancholischer desto besser und die Geschwindigkeit nimmt wieder zu. Man fährt zwischen 130 bis 140 BPM, also wie in den 90ern. Zwar könne man gerade wieder viele alte Platten spielen, aber „generell möchte man sich wohl wieder etwas mehr Offenheit und Kreativität wünschen.“

Und dann sagt Raphael etwas sehr interessantes: „Was mich nervt sind diese „too cool to smile“- oder „too cool to dance“-Typen. So mancher DJ oder auch Gast ist mehr damit beschäftigt möglichst cool auszusehen, als mit den Menschen um sich herum zu agieren oder zu kommunizieren.“ Raphael kann das nicht verstehen, immerhin geht’s ums Feiern. „Man darf schon auch gern zeigen, wenn man Spaß und eine gute Zeit hat.“

HipHop ist das neue Classic Rock

Und um das geht es letztendlich im Nachtleben. Für viele Clubber dürfte die Musik oftmals nur Mittel zum Zweck sein und die Nuancen nicht so wichtig. Der langjährige Nightlife-Kenner und Blogger Thorsten Weh sieht trotz des guten elektronischen Programms eine Rap-Dominanz. „HipHop ist tatsächlich Konsensmusik (geworden). Ich wundere mich immer wieder, dass sich Leute im Club über uralte Schinken freuen, als würden sie die zum ersten Mal hören.“ Dazu passend kursiert längst der Spruch in der Stadt, HipHop sei das neue Classic Rock.

Wo sieht der Kessel.TV-Autor Trends, die das eventuell ablösen könnten? „Eine Entwicklung, die ich mir vorstellen könnte, ist, dass der von mir liebevoll genannte "Bällebadhouse" sich weiter in Clubs verbreitet.“ Also zärtliche House-Musik mit viel Saxofon, Piano, Gitarren und Campfire-Atmosphäre, die keinem weh tut. Beobachtet man in Stuttgart aber gerade auch nicht mehr ganz so übermässig viel. „Persönlich am spannendsten finde ich gerade DJs wie Eskei83, Dan Gerous oder auch Drunken Masters, die auf Genres pfeifen und auf hohem technischen Niveau Partymusik auflegen und dabei immer auch den Entertainer geben“, ergänzt Thorsten.

In der Tat beobachtet man auch auf lokaler Ebene, dass immer mehr DJs mit ergänzender Technik wie Controller, Sampler etc. aufrüsten, um sich mit eigens kreierten Mixing-Ideen und Soundkreationen aus bestehenden Liedern abzuheben. Und vielleicht ist das ein größerer Trend: DJing und „Live“ improvisierte Elemente rücken auf breiter DJ-Ebene immer weiter zusammen.
Man kann zwar sagen, das neue große Ding ist wie die Jahre zuvor nicht in Sicht, aber bestehende Stile werden weiterentwickelt und alles bleibt im Fluss.

Das Markenzeichen der Romy S. war und ist in den vergangenen Jahren elektronische Tanzmusik. Allerdings hat man seit Herbst 2015 das Wochenende aufgeschlüsselt: Freitags setzt man ausschließlich auf HipHop und am Samstag behält man das House/Techno-Programm inklusive namhafter Bookings bei. Geht es also ganz ohne HipHop momentan einfach nicht? Romy S. Clubpromoter Patrice Grad antwortet darauf diplomatisch: „Wir haben im Sommer gemerkt, dass es für uns einfacher ist, den Freitag an Veranstalter abzugeben. Da wir so oder so schon die Nachtschicht-Veranstalter an zwei Tagen im Club hatten, war das einfach ein logischer Schritt.“ Der Freitag im Romy hat sich stabilisiert, während zuvor die Besucherzahlen schwankten.

Zwar gilt in den letzten Jahren als ungeschriebenes (Stuttgarter) Nachtgesetz, dass ein Laden ein einheitliches Musikprogramm fahren und nicht mit „Freitag dies und Samstag das“ die Gäste verwirren sollte, aber in der Romy S. funktioniere das „super“, meint Patrice. „Die Nachtschicht hat ihre Stammgäste und unser eigenes Netzwerk läuft auch wie geschmiert.“ Nur hin und wieder würde sich ein Gast am Tag irren, „aber das ist wirklich maximal ein- bis zweimal im Monat.“ Bedeutet auch, dass sich die Tage nicht gegenseitig befruchten? „Das sind schon zwei Welten“, meint Patrice. Also eher nicht.

Beim Thema Elektro ist Stuttgart ein stabiler Spot

Im Lehmann wird wenig kombiniert: bis auf die monatliche Lovepop ist der Club im Bosch Areal längst nahezu durchweg ein „Home for Techno“, so der hauseigene Claim. Die Leser des Branchenblatts FACEmags wählten das Lehmann kürzlich auf Platz 2 in der Kategorie „Best Club“ - auf der eins steht da traditionell unverwüstlich das Berliner Berghain. Die jahrelange Arbeit hat sich ausgezahlt, im März feiert man an drei Tagen siebenjähriges Jubiläum, auf das man unter anderem die Chicago Legende Green Velvet eingeladen hat. Das eigene Label soll dieses Jahr auch noch an den Start gehen, verrät Lehmann Booker und Resident Raphael Dincsoy, den man auch gut und gerne als eines der Gesichter des Lehmanns bezeichnen kann.

Der Techno-DJ und Produzent nimmt „in Stuttgart fast ausschließlich Techno bzw. Clubs mit elektronischer Musik als Schwerpunkt wahr“, da die Clubs oder Events auch überregional präsent seien. „Was die elektronische Musikszene angeht, ist Stuttgart auf jeden Fall ein richtig stabiler Spot.“ Im Event/Club-Bereich sei eigentlich fast schon wieder zu viel angeboten, meint er. Das würde man eher merken als Club, als das scheinbar die aktuelle Partygeneration gefühlt fast nur zu HipHop feiert. „Eigentlich ist doch elektronische Musik stärker als je zu vor“, meint Raphael. Global gesehen ist das sicherlich richtig.

"Too cool to dance"-Typen nerven

Was für Trends gibt es in der elektronischen Szene? „Die Reise geht eher rückwärts als vorwärts. Alles soll auch möglichst alt und analog klingen.“ Außerdem: Je melancholischer desto besser und die Geschwindigkeit nimmt wieder zu. Man fährt zwischen 130 bis 140 BPM, also wie in den 90ern. Zwar könne man gerade wieder viele alte Platten spielen, aber „generell möchte man sich wohl wieder etwas mehr Offenheit und Kreativität wünschen.“

Und dann sagt Raphael etwas sehr interessantes: „Was mich nervt sind diese „too cool to smile“- oder „too cool to dance“-Typen. So mancher DJ oder auch Gast ist mehr damit beschäftigt möglichst cool auszusehen, als mit den Menschen um sich herum zu agieren oder zu kommunizieren.“ Raphael kann das nicht verstehen, immerhin geht’s ums Feiern. „Man darf schon auch gern zeigen, wenn man Spaß und eine gute Zeit hat.“

HipHop ist das neue Classic Rock

Und um das geht es letztendlich im Nachtleben. Für viele Clubber dürfte die Musik oftmals nur Mittel zum Zweck sein und die Nuancen nicht so wichtig. Der langjährige Nightlife-Kenner und Blogger Thorsten Weh sieht trotz des guten elektronischen Programms eine Rap-Dominanz. „HipHop ist tatsächlich Konsensmusik (geworden). Ich wundere mich immer wieder, dass sich Leute im Club über uralte Schinken freuen, als würden sie die zum ersten Mal hören.“ Dazu passend kursiert längst der Spruch in der Stadt, HipHop sei das neue Classic Rock.

Wo sieht der Kessel.TV-Autor Trends, die das eventuell ablösen könnten? „Eine Entwicklung, die ich mir vorstellen könnte, ist, dass der von mir liebevoll genannte "Bällebadhouse" sich weiter in Clubs verbreitet.“ Also zärtliche House-Musik mit viel Saxofon, Piano, Gitarren und Campfire-Atmosphäre, die keinem weh tut. Beobachtet man in Stuttgart aber gerade auch nicht mehr ganz so übermässig viel. „Persönlich am spannendsten finde ich gerade DJs wie Eskei83, Dan Gerous oder auch Drunken Masters, die auf Genres pfeifen und auf hohem technischen Niveau Partymusik auflegen und dabei immer auch den Entertainer geben“, ergänzt Thorsten.

In der Tat beobachtet man auch auf lokaler Ebene, dass immer mehr DJs mit ergänzender Technik wie Controller, Sampler etc. aufrüsten, um sich mit eigens kreierten Mixing-Ideen und Soundkreationen aus bestehenden Liedern abzuheben. Und vielleicht ist das ein größerer Trend: DJing und „Live“ improvisierte Elemente rücken auf breiter DJ-Ebene immer weiter zusammen.
Man kann zwar sagen, das neue große Ding ist wie die Jahre zuvor nicht in Sicht, aber bestehende Stile werden weiterentwickelt und alles bleibt im Fluss.