Die deutschen Hersteller von Reisemobilen und Wohnwagen blicken auf ein Rekordjahr zurück. Die mittelständisch geprägte Branche hat die Produktion deutlich hochgefahren.

Stuttgart - Die deutsche Caravaning-Industrie hat 2015 den Rekord des Vorjahres nochmals übertreffen können. Der Umsatz stieg um 14 Prozent auf 7,57 Milliarden Euro, wie der Branchenverband CIVD auf der Stuttgarter Tourismus-Messe CMT bekanntgab. Neben einer starken Nachfrage nach neuen Reisemobilen und Wohnwagen trug dazu nach Angaben des Verbands auch ein gutes Geschäft mit gebrauchten Freizeitfahrzeugen und Zubehör bei.

 

„Caravaning boomt“, beschrieb der Verbandspräsident Hermann Pfaff das aktuelle Geschäftsklima in der mittelständischen Branche. Pfaff ist im Hauptberuf Geschäftsführer in der Erwin-Hymer-Gruppe in Bad Waldsee und für die Entwicklung neuer Märkte und Geschäftsmodelle zuständig. Baden-Württemberg ist ein Schwerpunkt der Branche in Deutschland. Die Hymer-Gruppe ist europäischer Marktführer. Zur Gruppe gehören Marken wie Bürstner, Eriba oder Dethleffs.

Die Weichen sind auch 2016 auf Expansion gestellt

Auch im laufenden Jahr sind die Weichen weiter auf Expansion gestellt. „Nahezu die gesamte deutsche Caravaning-Industrie setzt auf Wachstum“, sagte Hans-Karl Sternberg, der Geschäftsführer des CIVD. Dies könnte nach Angaben von Verbandspräsident Pfaff dazu führen, dass auch die Stammbelegschaften aufgestockt werden. Im vergangenen Jahr hätten die Unternehmen die starke Nachfrage vor allem mit flexibler Arbeitszeit, Überstunden und dem vermehrten Einsatz von Leiharbeitern bewältigt. Die Fertigungszahlen bewegen sich wieder auf dem Vorkrisenniveau von 2008, sagte Verbandsgeschäftsführer Sternberg.

Der Umsatzschub im vergangenen Jahr wird auf mehrere Gründe zurückgeführt. Es gab einen Nachholbedarf nach der Finanzkrise, zudem sind gerade in Deutschland die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen gut. Darüber hinaus würden laut Pfaff wegen der Angst vor Terroranschlägen Reisen nach Deutschland und ins europäische Ausland attraktiver. „Der Inlandsmarkt hat sich 2015 einmal mehr als Wachstumsmotor erwiesen“, sagte Pfaff. Als Zeichen für ein wachsendes Interesse wertet der Verband auch, dass der Caravan-Salon in Düsseldorf, die wichtigste Neuheitenschau der Branche in Deutschland, im vergangenen Herbst eine Rekordzahl von Besucher anzog und rund ein Drittel der Besucher erstmals zu dieser Messe kam. Auch die zur CMT vorgelegte Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen bestätigt die zunehmende Beliebtheit dieser Form des Urlaubs.

Reisemobile legen besonders stark zu

Besonders stark stieg im vergangenen Jahr der Umsatz der deutschen Hersteller mit Reisemobilen, der nach Angaben des Verbands um fast 27 Prozent auf 3,29 Milliarden Euro kletterte. Sie bringen mittlerweile den Löwenanteil des Branchenumsatzes mit neuen Fahrzeugen. Durchschnittlich kostet solch ein motorisiertes Heim auf Rädern rund 68 000 Euro. Deutlich günstiger als neue Reisemobile sind Wohnwagen zu durchschnittlich 19 000 Euro. Bereits seit 2007 werden hierzulande mehr Reisemobile als Wohnwagen verkauft (sieht Grafik). In Europa gilt dies seit 2012. Der Umsatz der deutschen Anbieter mit Wohnwagen stieg im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf rund 720 Millionen Euro.

Fast jedes zweite produzierte Freizeitmobil ging 2015 ins Ausland. Deutschland ist hier insgesamt der größte europäische Markt, gefolgt von Großbritannien und Frankreich. Auch die europäischen Exportmärkte haben nach Angaben des Verbands im vergangenen Jahr die Wende geschafft. In der Mehrzahl der Länder habe der Absatz zugenommen, auch in den Niederlanden, in Italien und in Spanien, wo die Krise deutlich zu spüren gewesen sei.