Der Iran erlebte zwischen 2013 und 2015 einen kurzen Tourismusboom. Wegen der aktuell angespannten Situation ist die Verunsicherung bei Besuchern der CMT jedoch groß.

Stuttgart - Blau schimmernde Moscheekuppeln, uralte Königspaläste und prachtvolle Gärten in einer Wüstenlandschaft – es sind prächtige Bilder, mit denen in Halle acht für den Iran geworben wird, um die Besucher an den Stand zu locken. Doch an diesem Donnerstag gibt er nur wenige, die sich für die zoroastrischen Feuertürme in Yazd oder die 2500 Jahre alten Ruinen der ehemaligen Königsstadt Persepolis interessieren. Dabei gibt es kaum ein Land, das kulturell und religiös interessierten Urlaubern so viel bietet wie Iran. Die Unesco hat 17 Stätten des Landes das begehrte Siegel Weltkulturerbe verliehen. „Aber jetzt sagen die meisten Besucher natürlich, dass sie vielleicht im nächsten Jahr kommen wollen“, sagt Mehid Yavarmagoon, Geschäftsführer von Iran Sheedee Travel.

 

Die Situation hat sich dramatisch verändert

Er und die fünf weiteren ausstellenden Anbieter sind als Destination zum ersten Mal überhaupt auf der Touristikmesse CMT und waren in der Hoffnung auf die Filder gereist, das ehemalige Persien als Urlaubsstandort ein bisschen aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Als sich die Touristiker vor einigen Monaten für die Messe anmeldeten, war die Lage im eigenen Land auch schon unruhig – mittlerweile hat sich die Situation nach der gezielten Tötung des iranischen Generals Qasem Soleimani durch die USA und den Abschuss der ukrainischen Passagiermaschine dramatisch verändert. Vor diesem Hintergrund rät das Auswärtige Amt in seinem am 6. Januar aktualisierten Sicherheitshinweis, nicht unbedingt erforderliche Reisen zu verschieben – somit auch Urlaube. Der Münchner Studienreise-Anbieter Studiosus teilte seinen Kunden mit, dass man bei der derzeitigen Lage keine weiteren Iranreisen realisieren könne und bietet eine kostenlose Umbuchung an. „Das ist ein herber Rückschlag für uns, denn der Tourismus wäre so wichtig, weil zum einen so Devisen in Land kommen und auch Arbeitsplätze für die jungen Leute geschaffen werden“, sagt Yavarmagoon.

Es war schon immer eine schwierige Geschichte

Der Iran und der Tourismus waren schon immer eine schwierige Geschichte. Nach der Revolution von 1978/79 wurde das Land lange Zeit fast ausschließlich von Rucksack- und Individualtouristen bereist, die vor allem wegen der zahlreichen Kulturschätze kamen. Mahmud Ahmadinedschad düpierte als iranischer Präsident von 2005 bis 2013 die Welt mit seinem Atomprogramm und vergraulte Reisende. Als im Sommer 2013 dann der moderate Kleriker Hassan Ruhani zum Präsidenten der Islamischen Republik Iran gewählt wurde, war der Iran wieder zu einem beliebten Ziel bei deutschen Studienreise-Urlaubern geworden. Man hatte sogar den Eindruck, der Iran sei entschlossen, der Welt die Tore zu öffnen. Touristen sind für die Menschen ein Versprechen, dass es aufwärts gehen soll mit ihrem Land. Doch das zarte Pflänzchen Tourismus droht ebenso wieder einzugehen wie die anderen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und dem Iran. Das bestätigt auch Roland Bleinroth, Geschäftsführer der Messe Stuttgart. „Wir waren auch zweimal mit Maschinenbaumessen im Iran vertreten und jeder hat gedacht, jetzt geht es nach vorn“, sagt Bleinroth.

Kulturhistorisch interessantes Land

Die Verunsicherung ist auch bei den Besuchern der CMT spürbar. Roya Hassan Abadi vom Anbieter Pasargad geht deshalb aktiv auf die Menschen zu, verteilt Flyer und Lesezeichen. „Die meisten sagen, dass wir es schwer haben“, sagt sie. Aber immerhin 250 Besucher hätten sich in den sechs Tagen eingetragen, um sich Angebote zuschicken zu lassen. Dazu zählt auch Bettina Tef aus Stuttgart. „Der Iran gehört zu den kulturhistorisch interessantesten Ländern der Welt. Wir würden uns gerne selbst ein Bild davon machen und können uns eine Reise vorstellen“, sagt sie.

Es gebe immer Gründe, ein Land nicht zu besuchen – in Australien seien es die Brände, auf den Philippinen der Vulkanausbruch und im Iran eben die angespannte politische Situation. Wer sich wie die Stuttgarterin in ruhigeren Zeiten für eine Reise entscheidet, muss wissen, dass der islamische Glaube Normen und Regeln mit sich bringt, die man respektieren muss.