Der Reutlinger Comedian zeigt sich von seiner ernsten Seite: Dominik Kuhn, bekannt als Dodokay, hält im Kulturwerk Waldenbuch einen Vortrag zum Thema Künstliche Intelligenz.

Ist Dodokays „Welt auf Schwäbisch“ irgendwo falsch abgebogen? Keinesfalls. Denn der Entertainer aus Reutlingen hat weit mehr zu bieten als lustige YouTube-Filmchen und humoristische Liveshows. Das mache er fast nebenbei, wie er in der Aula der Waldenbucher Oskar-Schwenk-Schule am Freitagabend erzählt.

 

Was seine Schwaben-Comedy-Fans aber wahrscheinlich überraschen dürfte: Kuhn hält hauptsächlich Vorträge, wie der Allrounder zu Beginn der Veranstaltung mit dem Titel „Künstliche Intelligenz – Leuchtende Zukunft oder Leben in der Matrix“ erklärt. „Mir war es bei Vorträgen noch nie wichtig, Folgedienstleistungen oder Bücher zu verkaufen, sondern vielmehr, Fragen erschöpfend, sachlich und ehrlich zu beantworten“, sagt er.

Entsprechend kommt er auch in der voll besetzten Aula rüber. Rund eine Stunde lang referiert Dodokay, wie er sich mit Künstlernamen nennt, mit Hilfe einer PowerPoint-Präsentation zu diesem Thema. Es schließt sich eine Diskussionsrunde mit dem Ingenieur, KI-Manager und Datenanalysten Stefan Jarsch sowie dem Informatiker Alexander Dosch - zwei Fachleute aus den Reihen des Kulturwerks – an.

Künstliche Intelligenz, kurz KI, sei ein Thema, mit dem sich jeder auseinandersetzen sollte, meint Kuhn. Das Buch „The Society of Mind“ (1989) von Marvin Minski habe ihn seinerzeit veranlasst, sich näher damit zu befassen.

Minsky entwickelt in einem Schritt-für-Schritt-Prozess ein umfassendes Modell menschlicher Intelligenz und versucht, dieses auf das Feld der künstlichen Intelligenz zu übertragen. „Es wird heute viel oberflächlicher über die KI geredet“, bemängelt Kuhn. „Ich beleuchte beide Seiten der Medaille. Für mich zählen Fakten, kaum Philosophie und null Voodoo“.

Dominik Kuhn erläutert, was starke von schwacher KI unterscheidet

Und macht er deutlich, dass viele Menschen Intelligenz mit Bewusstsein verwechselten. Intelligenz sei aber etwas Technisches, nämlich die Fähigkeit, Informationen ohne Emotionen zu verarbeiten. KI habe keine Ahnung, ob das, was sie tue, auch Sinn mache. Der Sinn ergebe sich nämlich erst durch die Bewertung des Betrachters. Kuhn erklärt auch noch den Unterschied zwischen schwacher und starker KI. Die schwache KI, auch als methodische KI bezeichnet, besitze keine Kreativität und keine expliziten Fähigkeiten, selbstständig im universellen Sinne zu lernen, erklärt er. Ihre Lernfähigkeit sei zumeist auf das Trainieren von Erkennungsmustern, sogenanntes „machine learning“, oder das Abgleichen und Durchsuchen von großen Datenmengen reduziert. Auch digitale Assistenzsysteme wie Alexa, Siri und Google-Assistent gehörten zur Kategorie der schwachen KI.

Was aber sei eine starke KI? Unter diesem Begriff verstehe man eine theoretische Form von KI, die eine vergleichbare Intelligenz und Autonomie wie beim Menschen aufweise, referiert Kuhn. Oder anders gesagt: eine starke KI würde die Fähigkeiten von ChatGPT, Waymo, der Spracherkennung von Siri, von AlphaGo, und von allen anderen schwachen KIs integrieren.

Hinzu käme die Fähigkeit, eigenständig zu lernen, eine Reihe von Aktionen zu planen, um jedes auftretende Problem zu lösen, um die geplanten Aktionen umzusetzen. Von einer starken KI sei man noch weit entfernt, meint Dominik Kuhn, aber man arbeite mit Hochdruck daran, auch dieses Ziel zu erreichen.

Die Gefahren der künstlichen Intelligenz

Schwache KI dagegen sei heute schon in vielen Lebensbereichen vorhanden. „2022 hat die KI zum ersten Mal in einem Kunstwettbewerb gewonnen, ein KI-generierter Song hat es in die Charts geschafft, aber ein Chatbot hat auch einen verzweifelten Menschen schon in den Suizid getrieben“, warnt Kuhn. Sein PowerPoint-Vortrag zeigt dann die verführerischen Möglichkeiten der Nutzung von KI genauso wie die Gefahr missbräuchlicher Anwendungen auf.

Auch die anschließende Diskussionsrunde wird kontrovers geführt. Die ungeahnten Möglichkeiten, das digitale Weltwissen konstruktiv zu nutzen, stoßen auf die Sorge um die moralische Gleichgültigkeit und Vernachlässigung des ethischen Momentums. Auch Sicherheitsfragen, wie was passieren könnte, wenn KI in die falschen Hände gerate, werden diskutiert.

Das Selbstdenken bleibe wichtig, meint Kuhn, und dass dieser Entwicklungsschritt nicht mehr rückgängig gemacht werden könne. Fragt sich, ob das „Denken lassen“ durch KI nicht zum sukzessiven Verlust der Selbstbestimmung führt? Die Zukunft wird es zeigen. Kuhns Auftritt indes zeugte von guter Vorbereitung und intensiver Beschäftigung mit diesem Thema.