Der Schock ist groß. Der Tod von Comedian Marcel Mann geht seinen Stuttgarter Kollegen sehr nah. Thomas Fröschle alias Topas gibt in tiefer Trauer zu bedenken: „Sind wir genügend für andere da und achten wir genug auf uns?“
Zuletzt sah man Marcel Mann, der aus Schorndorf stammt und in Berlin lebte, in Stuttgart bei der Premiere von Disneys „Eiskönigin“. Der Comedian, der als Synchronsprecher in US-Erfolgsserien viel beschäftigt war, ist in Stuttgart ein guter Bekannter. „Marcel war mit seinem Solo-Programm oft im Renitenztheater, trat beim Kleinkunst-Wettbewerb um den Stuttgarter Besen auf sowie bei der Kabarett-Bundesliga“, sagt der langjährige Intendant Sebastian Weingarten, „er war ein ganz wunderbarer Mensch!“
Triggerwarnung auf der Instagram-Seite von Marcel Mann
Der frühere Theaterchef beschreibt Marcel Mann, der im Alter von 37 Jahren gestorben ist, als „offen, charmant, witzig“. Unter Kollegen sei er beliebt gewesen: „Wir haben ihn alle gemocht.“ Deshalb ist der Schock groß, seit die Angehörigen des Comedians, bestehend aus Freunden und Familie, auf der Instagram-Seite des Verstorbenen die Nachricht mitgeteilt haben, „unser geliebter Freund“ habe sich am 21. Januar 2025 „selbstbestimmt von diesem Leben verabschiedet“. Weiter heißt es in dem Post: „Wir sind sprachlos und unendlich traurig, aber auch dankbar für jede Sekunde, die wir mit diesem wundervollen Menschen verbringen durften.“
Der Kabarettist Christoph Sonntag kommt wie Marcel Mann aus dem Remstal. „Sein Suizid fährt tief rein und erschüttert mich“, sagt der 62-Jährige unserer Redaktion, „da sehen wir wieder, vieles von dem, was wir Comedians und Kabarettisten an Witz und Frohsinn verbreiten, kommt teilweise aus derselben Schwäche und Verwundung, wie sie alle anderen auch erleben müssen.“ Sonntag hofft, dass er seinen „Platz im Unterhaltungsbereich des Himmels“ findet, „fernab von den Rechtsanwälten, Militärberatern und Sittenwächtern“ – und er sagt: „Marcel, richt’ meiner Freundin Lizzy Aumeier einen schönen Gruß aus.“ Die Kabarettistin aus Nürnberg ist im vergangenen Oktober im Alter von 60 Jahren gestorben.
„Viele Künstler sind oft allein unterwegs, was schwer zu ertragen ist“
Nach Ansicht von Entertainer Roland Baisch zeigt der Suizid von Marcel Mann, „wie viel Druck Comedians und Menschen, die im Internet offen ihre Meinung sagen, ausgesetzt sind“. Der Erfolgsdruck sei sehr hoch. „Ich kenne sehr viele, eigentlich frustrierte Komiker, die zwar im Internet immer toll daherkommen, aber wenn man mit ihnen privat redet, recht verzweifelt sind“, berichtet Baisch. Viele Künstler seien die ganze Zeit alleine unterwegs, es sei oft schwer, diese Einsamkeit nach dem Auftritt auszuhalten. Marcel Mann sei „ein sehr begabter Mensch“ gewesen, würdigt ihn der Stuttgarter Entertainer.
Fröschle warnt vor Spekulationen und dem Verbreiten von Gerüchten
Comedian Thomas Fröschle alias Magier Topas, der mit Marcel Mann unter anderem im Quatsch Comedy Club gemeinsam aufgetreten ist, würdigt den Verstorbenen als „charismatischen Comedian mit sehr lustigen Stand-ups aus seinem Leben als Studiosprecher“. Auch seine Homosexualität machte Marcel Mann immer wieder sehr lustig zum Thema auf der Bühne. In tiefer Trauer stellt Fröschle zwei Fragen, die sich an alle richten: „Sind wir genügend für andere da? Achten wir genug auf uns selbst?“
Gleichzeitig warnt Fröschle vor Spekulationen und der Verbreitung von Gerüchten. „Was wissen wir schon von den genauen Umständen?“, gibt er im Gespräch zu bedenken, „bei Robin Williams gab es viele tumbe Spekulationen, und erst lange Zeit später kamen genügend Informationen für ein vollständig Bild.“
Alan Frei erinnert an seine schwere Zeit vor zwei Jahren
Der Comedian Alan Frei sagt in einem Instagram-Post, er sei vor zwei Jahren in eine schwere Depression geraten. Sein Kopf habe ihm damals gesagt, „wenn das so weiter geht, dann ohne mich, dann ertrage ich das nicht ewig“. Aus seiner Perspektive könne er also sagen, man könne, wenn man am Limit sei, wieder rauskommen. Sein Appell: „Redet mit Menschen, die euch wichtig sind, holt euch Hilfe!“
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 und unter https://ts-im-internet.de/ erreichbar. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/