Am 31. August stehen die Kult-Komiker Lars Niedereichholz und Ande Werner beim Böblinger „Sommer am See“ auf der Bühne. Auf dem Kongresshallen-Parkdeck präsentiert das politisch gerne mal unkorrekte Duo (Dragan und Alder) sein neues Programm namens „Flamongo“.

Böblingen - Seit rund 25 Jahren bespaßen die Hessen Lars Niedereichholz und Ande Werner als Comedy-Duo Mundstuhl die Nation. Dabei schlüpfen sie in die verschiedensten Figuren und klamauken sich – schamlos proletig und keinesfalls politisch korrekt – durch alle möglichen Themen des Alltags. Am 31. August gastiert das Duo mit seinem neuen Programm „Flamongos“ auf dem Kongresshallen-Parkdeck.

 

Open-Airs wie der Böblinger „Sommer am See“ sind für viele Künstler seit Monaten die erste Möglichkeit, wieder einmal vor einem Live-Publikum aufzutreten. Erzählen Sie mal: Wie sind Sie denn so durch die Corona-Zeit gekommen?

Ande: Ich bin da gut durchgekommen. Keiner von uns hat’s gehabt, vor dem Hintergrund ist es ja schon mal ganz gut. Nur die Arbeit habe ich wirklich vermisst. Es ist einfach geil, wieder durch die Republik zu reisen und Leute zu unterhalten. Das anderthalb Jahre nicht machen zu können, war schon blöd. Nein, „blöd“ ist das falsche Wort … eher zum Kotzen!

Lars: Da kann ich mich dem Ande nur voll anschließen. Gott sei Dank gibt’s uns ja jetzt schon 25 Jahre und es läuft ja seit 25 Jahren ganz gut. Deswegen haben wir diese Zeit auch einigermaßen okay überstanden. Ich habe versucht, mich abzulenken – so nach dem Motto: „Wenn’s nun mal so ist, dann macht man eben den Garten mal so richtig“, und so weiter. Aber es ist schon heftig, wenn man seinem Hauptberuf nicht nachgehen kann. Und das ist ja bei uns nicht nur Beruf. Wir sagen schon von Beginn an, dass es der geilste Job der Welt ist! Es geht nicht besser, als mit Mundstuhl durch ganz Deutschland zu fahren. Jetzt, als es wieder losging, hatten wir so einen Spaß, obwohl da ganz andere Bedingungen sind. Auch jetzt in Böblingen, wo natürlich nur eine beschränkte Zuschauerzahl zugelassen ist, da hätten wir vor zehn Jahren, vor fünf oder auch vor zwei Jahren gesagt: „Na ja … bei so wenig Zuschauern … ich weiß ja nicht …“ Aber im Moment ist uns das scheißegal. Hauptsache, rauf auf die Bühne und die Leute sollen lachen!

Ein bisschen aufgeregter als sonst

Sehr schön. Haben Sie nach der Zeit Probleme gehabt, da wieder rein zu finden? Manche Musiker und Comedians meinten zuletzt im Interview, es hätte sich ein bisschen angefühlt wie das allererste Mal auf der Bühne.

Ande: Also nicht gerade wie’s erste Mal. Wir hatten ja jetzt schon wieder die ersten Auftritte und beim ersten, da war ich am Abend vorher schon ein bisschen aufgeregter als sonst. Aber dann auf der Bühne, da war es wie immer.

Lars: Ja, ging mir genauso.

Haben Sie während des Lockdowns am neuen Programm Flamongo gefeilt?

Lars: Nein, das war davor schon fertig. Wir arbeiten bei unseren Programmen auch sehr zielgerichtet. Ohne Perspektive auf einen Auftritt an einem Programm zu arbeiten, das passt nicht zu uns. Wir brauchen tatsächlich auch immer so ein wenig Druck. Das Programm war also schon fertig – jetzt, vor den ersten Auftritten, haben wir zwar noch so ein paar Corona-Bezüge eingebaut, aber eigentlich ziemlich wenig und nur, was wirklich auch witzig ist. Die Leute, die zu uns kommen, sollen sich zwei Stunden den Bauch halten vor Lachen und nicht auch durch uns noch mal an die Pandemie erinnert werden. Also bei uns ist zwei Stunden Corona-Pause angesagt.

Zwei Stunden Corona-Pause

Was erwartet das Publikum denn an dem Abend?

Ande: Wie Lars schon sagte: „Zwei Stunden Corona-Pause“ (lacht). Wer schon mal bei uns war, der weiß ja, wie’s läuft: Wir schlüpfen da immer für acht bis zehn Minuten in unsere verschiedenen Solo-Figuren oder Paare – und die sind alle dabei: Dragan und Alder, der Grillschorsch und natürlich wir beide als Lars und Ande. Das sind einfach zwei Stunden Nonsens, politisch nicht besonders korrekt – aber das macht ja auch Spaß. Einfach Mundstuhl eben.

Lars: Es gibt Leute, die sagen, das sei unser bestes Programm bis jetzt, und das finde ich auch. Das hat wirklich eine extrem hohe Lachfrequenz. Und das ist für einen Komiker natürlich das Tollste, wenn man da auf der Bühne steht und die Leute sehr viel lachen. Und das ist bei dem Programm so.

Ande: Ja … da haste als Komiker schon ziemlich viel richtig gemacht, wenn die Leute lachen. Des stimmt. (beide lachen)

Zum Totlachen bezaubernd: Sickroy und Fried

Ist Ihnen denn eines der dargestellten Pärchen besonders lieb geworden?

Ande: Also, ich muss sagen, das sind Sickroy und Fried. Einfach, weil es am neuesten ist und weil es der blanke Nonsens ist – weder politisch inkorrekt noch sonst was, sondern einfach nur zum Schreien komisch. Die zwei sind ganz frisch bei uns im Programm: zwei hervorragende Zauberer aus Las Vegas, die auf der Bühne zaubern. Das ist einfach bezaubernder Schwachsinn.

Lars: Also … die können einfach super zaubern! (lacht)

Ande: Ja! Super zaubern können die! (lacht) Wir verzaubern wirklich unser Publikum (Lars lacht), da wird euch der Mund offen stehen bleiben.

Lars: Sickroy und Fried ist wirklich eine Nummer, bei der den Leuten die Tränen übers Gesicht laufen. Und nicht etwa, weil sie so traurig sind – wobei das irgendwie auch cool wäre, das mal zu schaffen, aber bei unseren Auftritten ist es dann doch eher anders herum. (lacht)

Auf den Trimm-Dich-Pfad

Das wäre dann die Sache mit dem weinenden Clown, der auch der Bühne lustig sein muss, hinter der Bühne aber ganz anders ist. Wir gehen mal davon aus, dass Sie beide privat auch eher Frohnaturen sind?

Lars: Ja, eigentlich schon. Wobei, die letzten anderthalb, zwei Jahre muss ich schon sagen, wenn ich da morgens aufgestanden bin und der Tag zieht einfach so an einem vorbei – das hat mir bisweilen schon aufs Gemüt geschlagen. Und man sieht das ja auch um einen herum. Es ist ja nicht nur das Virus, das uns zusetzt, da kommt auch das ganze Drumherum dazu – dieses Eingesperrtsein, das hat ja auch ganz schlimme Folgen: Studenten, die nicht studieren können, zum Beispiel. Was da gerade in den jüngeren Generationen an Verzweiflung herrscht, der ganze Weltschmerz, den dieses reduzierte Leben verursacht, das bekommt man ja alles mit. Da kann ich nicht behaupten, dass ich jeden Tag mega-gut drauf gewesen wäre. Und um da rauszukommen, muss ich irgendwas machen – egal was: Ich gehe auf den Trimm-Dich-Pfad, in den Garten oder ich mache Musik im Home-Studio – irgendwas, sonst wäre ich durchgedreht. Aber wenn man von dieser Zeit absieht, bin ich privat schon eine Frohnatur.

Ande: Ich bin immer gut druff, eigentlich. Ich habe festgestellt, dass ich durch Corona etwas dünnhäutiger geworden bin: Die Lunte ist kürzer. Aber, um bei dem Bild zu bleiben, meine Haut wächst wieder; und ich lache selbst einfach viel zu gerne. Ich weiß nicht mal, weil man eine Frohnatur richtig definieren soll. Aber meine tiefe Überzeugung ist, dass man sich das Leben auch unnötig         schwer machen kann, indem man immer nur das Schlechte sieht. Ich versuche, das Leben zu nehmen, wie es kommt, ganz nach dem Motto: „Lache, wenn es zum Weinen nicht langt.“

Wie vermehren sich Schlümpfe?

Sehr tiefenphilosophisch.

Ande: Klar. Ich bin ja als der Philosoph unter den Komikern bekannt. (lacht)

Lars: Das hatte meine Oma auf so einer Pfanne stehen, die hatte auf dem Klo gehangen: „Lache, wenn es zum Weinen nicht reicht …“ Nun, wir versprechen jedenfalls, dass wir in Böblingen ganz viel Spaß verbreiten werden und alle, die den Kopf nicht in den Sand stecken wollen, sollen kommen: Ihr werdet einen supergeilen Abend haben.

Das ist eigentlich ein super Schlusswort, trotzdem müssen Sie noch eine Frage aus Ihrem Programm für uns aufklären: Wie vermehren sich eigentlich Schlümpfe?

Lars: Natürlich bekommen wir die Frage immer wieder gestellt und deswegen sage ich: Die arme Schlumpfine … eine Frau 150 Männer – eieiei!