Der Spielfilm „Joker“ von Todd Philipps ist nicht einfach eine Comic-Verfilmung, sondern das Drama eines gedemütigten Deformierten. Nun möchte der Regisseur einen weiteren Comic-Bösewicht ins Kino bringen: Lex Luthor.

Stuttgart - Joaquin Phoenix wird für seine Rolle im Spielfilmdrama „Joker“, das die Vorgeschichte eines prominenten Comic-Bösewicht erzählt, aller Wahrscheinlichkeit nach den Hauptdarsteller-Oscar bekommen – und der Regisseur Todd Philipps wohl grünes Licht für eine Fortsetzung. Das Branchenmagazin „Hollywood Reporter“ berichtet, Philipps habe mit dem Studio Warner Bros. zudem darüber verhandelt, die Vorgeschichten weiterer Charaktere aus dem DC-Comic-Universum entwickeln zu dürfen. Um welche Figuren es sich dabei handelt, ist noch nicht bekannt, aber eine drängt sich aus Sicht von Insidern und Fans geradezu auf: Lex Luthor, ein verrücktes Genie, das Superman mit teuflischen Erfindungen in die Knie zu zwingen versucht. Der Bösewicht hatte seinen ersten Comic-Auftritt im Jahr 1940. Im ersten „Superman“-Kinofilm von 1978 mit Christopher Reeve verkörperte ihn Gene Hackman, in „Superman Returns“ (2006) Kevin Spacey.

 

Der Filmkritiker Sheraz Farooqi berichtet im „Hollywood Reporter“, Phillips habe Warner schon beim Pitch des „Joker“-Stoffes vorgeschlagen, ein neues Label zu gründen, um Regisseuren und Schauspielern unabhängig von den großen DC-Superheldenfilmen die Möglichkeit zu geben, auch kleinere cineastische Charakterstudien einzelner Figuren zu realisieren. Das Studio lehnte damals ab, doch nun hat der „Joker“ als erster Film mit der US-Freigabe „R“ („restricted“, ab 17 Jahren) ein Einspielergebnis von einer Milliarde Dollar (rund 903 Millionen Dollar) erreicht – bei einem für Hollywood-Verhältnisse relativ kleinen Budget von 62,5 Millionen Dollar (56,4 Millionen Euro). Philipps’ Strategie ist aufgegangen, einen Star mit einem starken Script zusammenzubringen und auf Schauspielkunst zu setzen statt auf ein Effekt-Spektakel.

Folgerichtig wären weitere Charakterdarsteller

Dieses Rezept könne auch bei Lex Luthor funktionieren, glaubt Farooqi. Unter Comic-Fans kursieren bereits die Namen für die Wunschbesetzung: Bryan Cranston („Breaking Bad“) und Mark Strong („Sherlock Holmes“). Beide wären allerdings naheliegende Kandidaten, anders als Joaquin Phoenix, der in der der „Joker“-Rolle nicht unbedingt zu erwarten war. Farooqi vermutet deshalb, dass eher weitere Charakterdarsteller wie Michael Fassbender or Mahershala Ali zum Zug kommen dürften.

Wie beim Joker gibt es auch bei Lex Luthor reichlich Stoff für einen Film. Einen tiefen Blick in die Seele der Figur wirft zum Beispiel die fünfteiligte Graphic-Novel-Reihe „Lex Luthor – Man of Steel“ (2005) von Brian Azzarello und Lee Bermejo, in der Superman nur als schemenhaftes Phantom und psychische Obsession erscheint. Was Luthor von anderen Comic-Bösewichtern unterscheidet ist seine Selbstsicht als Weltenretter – in den Nullerjahren durfte er bei DC Comics sogar US-Präsident werden. Um die Figur ließe sich also eine sehr realitätsnahe Geschichte über Politik stricken, in der ein charakterlich deformierter Typ ins Zentrum der Macht gelangt.