Im Gegensatz zu den internationalen Standards hat die Commerzbank nach deutschen Bilanzregeln auch 2010 noch rote Zahlen geschrieben.

Stuttgart - Natürlich könne er die politische Diskussion verstehen, sagte Martin Blessing, der Vorstandschef der Commerzbank am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz. Aber er könne es auch nicht ändern, dass das Ergebnis der Bank für das vergangene Jahr nach den deutschen Bilanzvorschriften des HGB deutlich schlechter ausgefallen ist als nach den Internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS). Während die Commerzbank nämlich nach IFRS für 2010 einen Gewinn nach Steuern von gut 1,4 Milliarden Euro ausweist, taucht in der HGB-Bilanz noch immer ein dickes Minus von 1,2 Milliarden Euro auf. Das führt dazu, dass die Bank auf die stille Einlage des Bundes, die noch rund 16,2 Milliarden Euro beträgt, keine Zinsen zahlt.

In Berliner Politikerkreisen hatte dies bereits im Vorfeld der Bilanzvorlage bei einigen Abgeordneten zu Verstimmung geführt, manche hatten gar vermutet, dass die Commerzbank die HGB-Bilanz bewusst so aufgestellt habe, um keine Zinsen zahlen zu müssen. Solche Vorwürfe wies Blessing zurück: "Wir haben keine Gestaltungstricks zulasten des Steuerzahlers gemacht. Wir machen das klar nach den Regeln, und die sind nun mal so, wie sie sind."

Der Hauptgrund für den Unterschied liegt in der unterschiedlichen Bewertung der Commerzbank-Tochter Eurohypo. Während man nach internationalen Standards die Probleme des Immobilien- und Staatfinanzierers bereits 2009 weitgehend berücksichtigt hatte, konnte nach HGB erst 2010 eine Abschreibung von knapp zwei Milliarden Euro vorgenommen werden. So wurde aus dem Gewinn nach IFRS ein Verlust nach HGB – und damit geht der Staat für 2010 leer aus.

Private Aktionäre gehen wohl auch 2011 leer aus


Doch weil die Commerzbank bei ihrem Umbau und der Integration der Dresdner Bank besser vorankommt als geplant, machte Blessing dem Steuerzahler für die Zukunft Mut. Man werde schon 2011 einen "signifikanten" Teil des Staatsgeldes zurückzahlen, nicht erst 2012, wie bisher anvisiert worden war. Konkret will der Commerzbank-Chef mindestens zehn Prozent der Einlage an den Bund beziehungsweise den Rettungsfonds Soffin zurücküberweisen.

Auch Zinsen will die Bank für 2011 zahlen – wenn alles so läuft, wie Blessing sich das jetzt vorstellt. Die privaten Aktionäre jedoch werden wohl auch für 2011 leer ausgehen, meinte der Commerzbank-Chef. Eine genauere Prognose für das Jahresergebnis wollte er jedoch nicht machen.

Wie genau die Commerzbank die nötigen Milliarden für die Rückzahlung der Staatshilfe aufbringen will, ließ der Vorstandschef ebenfalls offen. Eine Kapitalerhöhung sei denkbar, aber nur eine von mehreren Möglichkeiten. In erster Linie setzt Blessing darauf, dass sich die Ertragslage weiter deutlich verbessern wird. Das Ziel ist, bis 2012 ein operatives Ergebnis von gut vier Milliarden Euro einzuspielen. 2010 waren es 1,4 Milliarden, nach einem Minus von knapp 2,3 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Unter Berücksichtigung der Restrukturierungskosten von 1,6 Milliarden Euro aus dem Jahr 2009 hat sich das Ergebnis sogar um sechs Milliarden Euro verbessert.

Commerzbank muss noch nachlegen, um Erfolg zu sichern


Diese deutliche Steigerung des Ergebnisses ist für den Vorstand auch der Hauptgrund dafür, dass die Bank ihren Mitarbeitern für 2010 wiederum rund 450 Millionen Euro an Boni zahlt. Auch dies war bei einigen Politikern auf Kritik gestoßen. Blessing wies aber darauf hin, dass es nicht um die Belohnung einiger weniger Spitzenkräfte mit Millionen ginge, sondern dass alle der gut 50.000 Mitarbeiter davon profitieren würden .

Um den Erfolg nachhaltig zu sichern, muss die Commerzbank in einigen Bereichen noch kräftig nachlegen. Das Geschäft mit dem Mittelstand brummt zwar und brachte mit 1,6 Milliarden Euro ein Rekordergebnis.

Im Privatkundengeschäft dagegen hat sich der Umbau bemerkbar gemacht – nur 48 Millionen Euro blieben dort als Ergebnis, und die kamen von der Direktbanktochter Comdirect. Nach der Umstellung auf ein gemeinsames Computersystem, die zu Ostern abgeschlossen sein soll, hofft Blessing jedoch auch hier auf deutliche Fortschritte. Rund 400 Millionen Euro sollen so eingespart werden.