Mit ihrem kostenlosen Girokonto punktet die Commerzbank bei Privatkunden. Und obwohl sich die Zinswende weiter nach hinten verschiebt, setzen Kunden in Stuttgart weiter auf Sparprodukte zu Niedrigzinsen.

Stuttgart - Das Anlageverhalten der Stuttgarter hält Mario Peric für bedenklich. „Die Zinswende geht in die nächste Verlängerung, doch die Kunden setzen weiter auf Sparprodukte zu Niedrigzinssätzen“, sagt der Niederlassungsleiter Privat- und Unternehmerkunden der Commerzbank in Stuttgart. Die Zinswende werde erst im Jahr 2021 zu sehen sein, prognostiziert der Banker. „Über 1,7 Milliarden Euro liegen allein bei uns praktisch unverzinst auf Konten, noch einmal 16,5 Prozent mehr als im Vorjahr“, sagt Peric. Gleichzeitig nehme die Zahl der Wertpapierkunden ab. „Durch ihr Verhalten verschenken Sparer Geld.“

 

Zur Zurückhaltung bei Wertpapieren wie Aktien und Aktienfonds trägt ihm zufolge auch die seit dem vergangenen Jahr geltende Finanzmarktrichtlinie Mifid II bei. Zwar soll dieses Regelwerk zu mehr Anlegerschutz und Transparenz führen. Doch viele Kunden fühlen sich offenbar von der Fülle an Informationen erschlagen und wollen auch nicht, dass Telefonate bei Wertpapieraufträgen aufgezeichnet werden. Wer Vermögen erhalten wolle, müsse anlegen nicht sparen, betont der Banker.

Neue digitale Angebote

Dem Ziel, bis Ende 2020 im Privatkundengeschäft 150 000 Kunden zu erreichen, ist die Commerzbank Stuttgart im vergangenen Jahr etwas näher gekommen. Die Zahl der Kunden stieg netto um 2754 auf 143 000. „Wir verschieben Marktanteile im Verdrängungswettbewerb“, sagt Peric. Jeder fünfte Kunde in Stuttgart habe ein Girokonto bei der Commerzbank, schätzt der Banker. Dazu beigetragen habe auch das kostenlose Girokonto. „Wer das Girokonto hat, hat auch den Kunden.“

Die Mittelstandsbank, die Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 15 Millionen Euro betreut, hat im vergangenen Jahr unterm Strich 85 neue Kunden gewonnen und betreut nun 2231 Firmenkunden. Das Kreditvolumen stieg um 3,2 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro. „Viele Mittelständler haben in den Maschinenpark, in Ausrüstungen und digitale Prozesse investiert“, sagt Siegfried Standohr, Niederlassungsleiter Firmenkunden. „Wir wollen die Bank einfacher machen und arbeiten intensiv an digitalen Angeboten“, sagt Stangohr. Als erste Bank biete man einen Pay-per-use-Kredit an. Hier werde die Tilgungsrate mittels Daten über die Maschinennutzung berechnet. So würde die Bank etwa beim Kauf einer Maschine per Kredit die Tilgungshöhe jeweils an die Auslastung der Maschine anpassen. Bei hoher Auslastung sei die Tilgungsrate hoch, bei niedriger sei sie geringer.

Die Commerzbank beschäftigt in Stuttgart 538 Mitarbeiter, 28 mehr als im Vorjahr.