Das kostenlose Girokonto ist der Wachstumsmotor der Commerzbank – und soll es auch bleiben. Allen Belastungen zum Trotz und zum Leidwesen der Konkurrenz.

Stuttgart - „Das kostenlose Girokonto hilft uns zu wachsen. Es ist unser Magnet“, bringt es Mario Peric auf den Punkt. Daran wolle die Großbank nichts ändern, versichert der Niederlassungsleiter der Commerzbank in Stuttgart. Dass die Commerzbank im vergangenen Jahr unter dem Strich 2614 neue Kunden gewinnen konnte, führt Peric auch auf dieses Angebot zurück. Die Zahl der Privat- und Geschäftskunden ist auf über 85 000 gestiegen. Starkes Wachstum verzeichnete das Geldhaus auch in der Immobilienfinanzierung. Im vergangenen Jahr hat die Commerzbank Stuttgart Immobilien im Wert von über 156 Millionen Euro finanziert. Das Neugeschäftsvolumen ist damit über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Die Zinsen nahe der Nullgrenze haben viele Kunden genutzt, um zu bauen. „Sparen für die Altersvorsorge funktioniert bei diesen Zinsen nicht“, sagt Peric. „Die Niedrigzinsen haben jeden Stuttgarter seit 2009 im Schnitt 1000 Euro Kaufkraft gekostet.“

 

Auch die Commerzbank spürt den Druck auf der Kostenseite durch die wachsende Regulatorik, den zunehmenden Wettbewerb durch die Digitalisierung und nicht zuletzt durch die Niedrigzinsen. Um weiter zu wachsen investiert die zweitgrößte deutsche Bank in digitale Angebote. Die Filiale soll aber ein wichtiger Vertriebsweg bleiben. „Kredite, Altersvorsorge, Vermögensanlage - bei diesen Themen wollen die Menschen beraten werden“, ist Peric überzeugt. Im Stadtgebiet Stuttgart ist die Commerzbank mit 13 Filialen vertreten. Das soll so bleiben. Insgesamt beschäftigt die Bank 600 Mitarbeiter am Standort Stuttgart, vergangenes Jahr waren es noch 630.

Im Firmenkundengeschäft hat die Bank vergangenes Jahr den Vertrieb umgestellt. Die Niederlassung Stuttgart – zu der auch Heilbronn, Ludwigsburg, Schwäbisch Gmünd, Aalen und Heidenheim gehört – betreut rund 2500 Firmenkunden mit einem Umsatz von mehr als 2,5 Millionen Umsatz. „2015 konnten 150 neue Firmenkunden hinzu gewonnen werden“, sagt Siegfried Stangohr, Niederlassungsleiter Mittelstandsbank Stuttgart. Das zugesagte Kreditvolumen stieg um sieben Prozent auf über 2,5 Milliarden Euro. „Wir hätten gern mehr Kredite vergeben“, sagt Stangohr.

Die Digitalisierung bietet Chancen

Die Commerzbank-Tochter Main Incubator GmbH investiert in junge Finanztechnologie-Unternehmen. Nicht ganz ohne Eigennutz. „Wir wollen von den Fintechs lernen“, sagt Stangohr. Auch die Mittelstandsbank arbeite mit Hochdruck an der Digitalisierung. „Die Digitalisierung bietet viele Chancen, die es zu nutzen gilt.“

Negativzinsen für Firmenkunden versucht die Bank nach eigenen Angaben „möglichst“ zu vermeiden. „Wir wollen Firmenkunden nicht mit Guthabengebühren belasten“, so Stangohr.