Der Confed-Cup stand aus deutscher Sicht vor dem Auftakt in der Kritik. Davon ist jetzt nichts mehr zu hören. Das Turnier hat einige wichtige Erkenntnisse gebracht, meint unser Autor Thomas Haid.

Stuttgart - Wie hatten DFB-Präsident Reinhard Grindel und Bundestrainer Joachim Löw vor dem Confed-Cup doch geklagt. Tenor: Das Turnier sei ein Auslaufmodell und überflüssig wie ein Kropf. War da was?

 

Solche Töne sind jetzt auf jeden Fall nicht mehr zu hören – aus gutem Grund. Denn unabhängig vom Ausgang des Halbfinales an diesem Donnerstag zwischen Deutschland und Mexiko hat die Mini-WM für Löw einige wichtige Erkenntnisse bezüglich der richtigen WM im nächsten Sommer gebracht.

Ter Stegen hat sich durchgesetzt

Da ist beispielsweise die nun geklärte Torhüterhierarchie hinter der in Russland verletzt fehlenden Nummer eins Manuel Neuer. Den Dreikampf um den Platz des Stellvertreters zwischen Marc-André ter Stegen, Bernd Leno und Kevin Trapp hat ter Stegen für sich entschieden. Leno und Trapp bleibt nur noch die Chance, als dritter Keeper den Sprung in den WM-Kader zu schaffen.

Weiter gab es aus deutscher Sicht bisher in jeder Partie einen Gewinner: beim 3:2 zum Auftakt gegen Australien war das Leon Goretzka, beim 1:1 gegen Chile stand Lars Stindl im Mittelpunkt, und beim 3:1 gegen Kamerun schwärmten die Experten von Timo Werner. Goretzka, Stindl und Werner haben damit auch gute Aussichten, sich im Kreis der Nationalmannschaft zu etablieren und in einem Jahr bei der WM dabei zu sein.

Zumindest weiß Löw jetzt, dass er sich auf sie verlassen kann – wodurch vermeintliche Stammkräfte wie Mesut Özil oder Mario Gomez unter Druck geraten sind. Dadurch entstehen dann wiederum gruppendynamische Prozesse, verbunden mit einem Reizklima im Team, das sich eigentlich nur leistungsfördernd auswirken kann. Zumal neben Goretzka, Stindl und Werner auch noch einige andere Spieler beim Confed-Cup auf sich aufmerksam gemacht haben: etwa die solide auftretenden Niklas Süle, Sebastian Rudy oder Matthias Ginter. Selbst Marvin Plattenhardt, dessen Nominierung von vielen Fachleuten belächelt worden ist, zeigte gegen Kamerun, dass er auf diesem Niveau durchaus mithalten kann.

Das Problem mit dem Videobeweis

Über den deutschen Tellerrand hinausblickend offenbarte das Turnier jedoch auch die Schwächen des erstmals bei einer solchen Veranstaltung getesteten Videobeweises. Trotz der modernen Technik gab es Fehlentscheidungen wie am Mittwoch im ersten Halbfinale, als Chile gegen Portugal ein klarer Foulelfmeter verweigert wurde. Was das für die Zukunft bedeutet, muss der Weltfußballverband Fifa entscheiden.

Apropos Zukunft: Dass der Confed-Cup keine Perspektive besitzt, hat in den vergangenen Tagen niemand mehr behauptet.